
Worpswede. Einen Waldkindergarten wird es im SOS-Kinderdorf nicht geben, aber ein Naturkindergarten kann, so hofft man jedenfalls, auch ganz schön sein – vor allem mit runden Wänden in Baumstammform. Worpswedes Sozialausschuss empfahl in seiner jüngsten Sitzung, dass der SOS-Kindergarten „Dat Butjerhuus“ sich im nächsten Jahr erweitern soll. Das wird aber nur eine Übergangslösung sein.
Die Platzsituation bei Kindergärten und Krippen sei in Worpswede weiterhin kritisch, sagte Fachbereichsleiter Michael Blechmann, obwohl die Gemeinde erhebliche Anstrengungen unternommen habe, neue Plätze zu schaffen. Zur Antwort auf die Frage einer Zuhörerin, wie stark die Einrichtungen in der Gemeinde ausgelastet sind, genügte dem Abteilungsleiter Ingo Kranz ein Wort: „Voll.“ Man könne sogar von einer Auslastung von 105 Prozent sprechen. Als der Gesetzgeber den Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz eingeführt habe, sei er davon ausgegangen, dass dieser von 35 Prozent aller Kinder in Anspruch genommen werde. Inzwischen liege die Quote in Worpswede bei 80 Prozent.
Neue Krippenplätze wird es so schnell nicht geben. Aber das SOS-Kinderdorf plant, wie sein Leiter Joachim Schuch sagte, den Kindergarten Vor Weyerdeelen zu vergrößern – von je einer Krippen- und Regelgruppe auf je zwei. Das kann allerdings erst 2024 geschehen. Zur Überbrückung soll zum Beginn des nächsten Kindergartenjahrs eine neue Kindergartengruppe mit 25 Plätzen eingerichtet werden. Diese sollte zunächst ein Waldkindergarten werden, dann wurde festgestellt, dass die benötigten fünf Hektar Gelände nicht zur Verfügung stehen; außerdem darf ein Waldkindergarten nur bis 14 Uhr geöffnet haben und kann nur 15 Kinder aufnehmen. Deshalb will das SOS-Kinderdorf jetzt eine Naturkindergartengruppe einrichten.
Für diese Gruppe kommen drei Arten von Unterkünften infrage: Container – „das wollen wir eigentlich nicht“, sagte Joachim Schuch, obwohl es die preiswerteste Lösung wäre. Einen Container, aber einen sehr einfachen, könne man schon für 25 000 Euro bekommen. Anspruchsvollere Modelle kosteten inklusive Aufstellung und der Herrichtung des Geländes aber 125 000 Euro, und bereits für 150 000 Euro sei ein „Smart-Haus“ aus vorgefertigten Modulen zu haben. Etwas teurer würde ein „Rundwagen“, auch „Hobbitwagen“ genannt, eine Art großer Bauwagen aus Holz mit runden Wänden, ähnlich einem überdimensionierten, etwas kantigen Baumstamm. Platz genug habe man dafür, auch für eine Garderobe und eine kleine Küche. Die neue Gruppe werde, weil es die Landesschulbehörde so verlange, als eigenständiger Kindergarten geführt, aber unter Leitung der bestehenden Einrichtung. Dann habe man bis 2024 Zeit, die Erweiterung des Butjerhuus zu planen.
„Wir dachten, wir hätten mit dem Kindergarten in der ehemaligen Haupt- und Realschule den großen Coup gelandet, aber jetzt brauchen wir schon wieder neue Plätze“, meinte Anette Faouzi (CDU). Aber diesmal fange man rechtzeitig mit der Planung an. Und das, ergänzte Hans-Helmut Pein (UWG), obwohl sich kaum sicher voraussagen lasse, wie viele neue Plätze in Zukunft benötigt würden – Worpswede habe viele Neubaugebiete, aber niemand wisse, wie viele Familien mit kleinen Kindern dort einzögen. Das SOS-Kinderdorf jedenfalls sei immer ein verlässlicher Partner der Gemeinde gewesen, so Bürgermeister Stefan Schwenke. Einstimmig empfahl der Ausschuss, dass bis 2024 die Kapazität des Butjerhuus' verdoppelt werden und zum 1. September ein Naturkindergarten eingerichtet werden soll – auf Antrag von Gesa Wetegrove (SPD) nicht in Containern. Das dürfte aber in naher Zukunft nicht die letzte neue Kindergartengruppe in der Gemeinde sein: Allein in Hüttenbusch werden im nächsten Jahr 14 Geburten erwartet.