
„In Krisenzeiten sucht der Intelligente nach Lösungen und der Dumme nach Schuldigen“, interpretiert Jan Gartelmann ein vermutlich zu Anfang der Corona-Krise in Spanien erstmals auftauchendes Zitat. Nach einer intelligenten Lösung in der derzeitigen Krise suchten die Gastronomen des Blocklandes und erfanden die Weihnachtsmeile, die in Anlehnung an den schon im Frühjahr genehmigten Außer-Haus-Verkauf auch diesmal nicht mehr und nicht weniger sein soll, als die intelligente Umschreibung für das To-go-Geschäft am Blocklander Deich in der Adventszeit. Vom Ordnungsamt genehmigt dürfen die Gastronomen von Kuhsiel bis zum Hof Bavendamm „auf die Hand“ verkaufen, aber keine Sitzgelegenheiten anbieten.
„Wir haben etwas Sorge, dass die Erwartungen zu hoch sind“, sagte Heike Kaemena vom Eiscafé Kaemena. Denn Besucher riefen bereits am Samstagvormittag an, um zu erfragen, ob der Deich für den Autoverkehr freigegeben sei. Das war er trotz der Weihnachtsmeile nicht, nur Radfahrer hatten freie Fahrt. Bei ihnen und Spaziergängern stieß das Angebot der Gastronomen auf großen Zuspruch. Viele waren an diesem Wochenende unterwegs, um mal raus zu kommen und auf andere Menschen zu treffen. Natürlich mit dem gebührenden Abstand und unter Einhaltung sämtlicher Hygienevorschriften.
Wunderbar fand die aus Walle mit dem Fahrrad kommende Brigitte Diemer die Aktion. Kulinarisch unterwegs waren Alexa und Daniel, die sich vorgenommen hatten, die Angebote der Weihnachtsmeile von vorne bis hinten durchzutesten. Als Superidee bezeichnete auch Roswitha Rohmann die Meile, die sie und ihre Borgfelder Freundinnen eigens besuchten, um die heimische Gastronomie zu unterstützen. „Glühwein trinken, miteinander reden und lachen, das gehört zur Weihnachtszeit“, darüber waren sie sich einig. Mit dem Ausschank von Glühwein und anderen offenen alkoholischen Getränken ist allerdings ab dem 1. Dezember laut Beschluss der Bremer Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz Schluss. Der traf die Gastronomen ziemlich unvermittelt, hatten sie doch bereits für die Adventswochenenden eingekauft.
So positiv die Initiative der Blocklander Gastronomen von Besuchern aufgenommen wurde, so bitterböse waren vereinzelte an Jan Gartelmann gerichtete E-Mails. Tenor war hier, wie sie es in Zeiten von Corona wagen könnten, solch eine Aktion zu starten. „Hier im Blockland gibt es viel Platz und es ist sehr weitläufig“, beruhigten die Gastronomen. Aus diesem Grund entschieden sich die Blocklander für die Bezeichnung „Weihnachtsmeile“, die jede Menge Platz und frische Luft impliziert. Er wie seine Kollegen müssten aber in diesen Zeiten wirtschaftlich und in die Zukunft denken, denn vermutlich werden im kommenden Frühjahr Kohlfahrten, die einen großen Teil des gastronomischen Geschäfts ausmachen, ausbleiben. Not mache erfinderisch, meinte Kornelia Staffeldt von der Pusta-Stube. Allerdings stünden die Einnahmen nicht unbedingt im Verhältnis zum Aufwand, gab sie zu bedenken. Die Gäste aber seien glücklich, sehr diszipliniert und machten keine Anstalten, Sitzplätze zu belegen.
Einen klitzekleinen Weihnachtsmarkt veranstaltete Hobbykünstlerin Ulla Wetjen in der Hofgalerie bei Kaemena mit Genähtem und Gebasteltem. Und bis Weihnachten versucht auch der Bremer Bienenkönig Heiner Lenz auf der Meile mit seinem Honig für ein bisschen Weihnachtsstimmung zu sorgen.