
Tarmstedt. Aus seinem Aushilfsjob ist eine Vollzeitdaueraufgabe geworden: Tim Weidenfeld ist seit Dienstag offiziell Leiter der Tarmstedter Grundschule. Nach den Sommerferien 2019 war der Hellweger kommissarischer Schulleiter geworden, nachdem klar war, dass seine Vorgängerin Sabine Grimmelijkhuizen nach Ritterhude wechselt. Zehn Stunden seines wöchentlichen Arbeitspensums wendete Weidenfeld in Tarmstedt auf, die restlichen 16 Stunden war er weiterhin Chef der Sottrumer Grundschule. Seit Beginn dieses Schuljahrs arbeitet er bereits vollumfänglich in Tarmstedt.
Dass die beiden Herren vom Schulträger, die gleich am Mittwoch zum Gratulieren vorbeikamen, zwei Blumensträuße dabei hatten, liegt daran, dass es mit Dirk Meyer seit September auch wieder einen Konrektor gibt, wie Samtgemeindebürgermeister Frank Holle und Schulamtsleiter Henning Aßmann betonten. Als Weidenfeld voriges Jahr in Tarmstedt aufschlug, war die Grundschule praktisch führungslos: Meyer, der bis April 2018 bereits viereinhalb Jahre stellvertretender Schulleiter war, hatte sich zum normalen Lehrer zurückstufen lassen: „Man muss Spaß an der Arbeit haben“, sagt der 53-Jährige rückblickend. Den hat er nun offenbar wieder, zusammen mit Weidenfeld und dem Lehrerkollegen Jan Holsten war er über ein Jahr lang Teil eines kommissarischen Schulleitergremiums. Das hätten sie gerne weiterbetrieben, doch habe das Rotenburger Schulamt keine zweite Konrektorstelle genehmigt. Also habe er sich als Konrektor beworben, sagt Meyer, der sogar die dafür verlangte Prüfung erneut ablegen musste.
Samtgemeindebürgermeister Holle zeigte sich froh darüber, „dass wir die Planungen für die Erweiterung zur Ganztagsschule jetzt nicht mehr mit einer kommissarischen Schulleitung besprechen müssen“. Das sei ja schon ein wenig beängstigend gewesen, denn schließlich stehe die Schule, die er einst selbst besucht habe, vor einer grundlegenden Modernisierung, die mit viel Planungsaufwand und hohen Investitionen verbunden sei. Die bisherigen Treffen hätten gezeigt, dass Weidenfeld den Umgang mit den politischen Gremien gewohnt sei. „Die Zusammenarbeit mit Ihnen macht richtig Spaß“, sagte Holle. Dessen Zeit im Tarmstedter Rathaus gehe bekanntlich im Oktober 2021 zuende, „und bis dahin wollen wir mit diesem Projekt so weit wie möglich kommen“. Er freue sich, dass die Schulleitung „voller Tatendrang“ sei, „wir geben zusammen richtig Gas“.
Geht es nach Weidenfeld und Meyer, geht die Wandlung der Grundschule Tarmstedt noch über den Ganztag hinaus. Sie könnten sich gut eine Kooperation mit der Helga-Leinung-Schule der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderungen vorstellen. „Ich hatte in Sottrum eine Kooperationsklasse mit der Rotenburger Lindenschule“, berichtet Weidenfeld. Solche Projekte bereicherten das ganze Schulleben. Nach Tarmstedt würde eine solche Kooperation schon deshalb passen, weil einige Kinder aus der Samtgemeinde eben die Helga-Leinung-Schule besuchten. „Die könnten dann bei uns bleiben“, so Weidenfeld.
Zum Thema Corona sagt Weidenfeld: „Eine Klasse ist auf Anweisung des Gesundheitsamts in Quarantäne, nachdem ein Kind positiv getestet worden ist.“ Die Lehrkräfte tragen im Unterricht FFP2-Masken, wenn die geforderten Abstände nicht einzuhalten seien. Die Kinder trügen Masken nur auf den Fluren. Das Lüften der Klassenräume funktioniere gut, viele brächten einen zweiten Pulli oder eine Fleecejacke mit, es gebe versetzte Pausen. Mit insgesamt 18 Kolleginnen und Kollegen betrage die Lehrerversorgung 100 Prozent. Hinzu kämen fünf pädagogische Mitarbeiter, drei Schulassistenten, eine Schulsozialarbeiterin und eine junge Frau, die ein freiwilliges soziales Jahr absolviere.
Tim Weidenfeld, 45 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder im Alter von 13 und 16 Jahren, war seit 2013 Leiter der Sottrumer Grundschule, davor war er deren Konrektor. Jeden Tag sei er die fünfeinhalb Kilometer zur Arbeit mit dem Rad gefahren. Das macht der leidenschaftliche Radfahrer immer noch, auch wenn die neue Arbeitsstelle wesentlich weiter entfernt vom Wohnort ist als die alte. Allerdings kürzt er die Strampelstrecke ab, indem er mit dem Auto bis Wilstedt fährt, um von dort aus nach Tarmstedt zur Schule zu radeln. Dieses „Hybrid-Radeln“, wie er es nennt, mache er auch im Winter. Das sei nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch fürs eigene Wohlbefinden: „Sich zehn Minuten den Wind durch den Kopf blasen zu lassen, das tut gut.“ Ab dem Kreisel in Tarmstedt begegneten ihm schon etliche seiner Schüler, „und die Gemeinde nimmt man als Radfahrer auch anders wahr als im Auto“.