
Lilienthal. Viele Lilienthalerinnen und Lilienthaler haben es sich gewünscht, seit etwas mehr als einem Monat ist es nun zu haben: das Kurzstreckenticket Regio. Mit dem kann man seit dem 1. Januar dieses Jahres im Landkreis Osterholz in Bussen ebenso wie in der Straßenbahnlinie 4 bis zu drei Haltestellen zu einem vergünstigten Preis fahren. Mal eben statt für 2,10 Euro vom Falkenberger Kreisel zum Schoofmoor oder von dort nach Lilienthal-Mitte – das kostet nun 1,45 Euro. Bei der Vorstellung des zweijährigen Pilotprojekts freute sich Landrat Bernd Lütjen am Dienstag, dass das ÖPNV-Angebot im gesamten Landkreis damit nun noch attraktiver werde.
Neben Bernd Lütjen und seinem Verkehrsdezernenten Dominik Vinbruck warteten am Vormittag Rainer Counen als Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Bremen/Niedersachsen (VBN) und Christof Herr vom Zweckverband Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (ZVBN) sowie Lilienthals Bürgermeister Kristian Tangermann gegenüber vom Lidl-Parkplatz für eine Kurzstreckenfahrt auf die Linie 4 Richtung Zentrum. Ob VBN-Bus oder Straßenbahn, was in Bremen schon lange möglich ist, soll nun zumindest für zwei Jahre auch im Landkreis Osterholz gelten.
Gerade in den Zentren seien die zurückzulegenden Strecken oft kurz, so Lütjen. „Wir hoffen, dass somit noch mehr Menschen den Vorteil erkennen, die Strecke mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen, statt ihr eigenes Auto zu nutzen und auf Parkplatzsuche zu gehen“, so der Landrat. Aber auch Seniorinnen und Senioren sollten so die Möglichkeit erhalten, günstig von A nach B zu kommen. Anläufe in diese Richtung gab es laut Landrat Bernd Lütjen schon länger. Seit Sommer 2016 aber sei man verstärkt in die Planungs- und Umsetzungsphase eingestiegen und nun soweit, das Kurzstreckenticket anbieten zu können.
Vermarktung beginnt erst jetzt
Apropos einsteigen: Gerade weil das Angebot eines Kurzstreckentickets bis Ende 2019 im Landkreis Osterholz ausprobiert wird, sollten die Bürger auch zahlreich auf Kurzstrecken in Busse und Bahnen einsteigen, wünschen sich die Verantwortlichen. 160 verkaufte Kurzstreckentickets im ersten Probemonat Januar hätten noch keine Aussagekraft, zumal man jetzt erst richtig in die Vermarktung des neuen Angebots einsteige. Allerdings schien man sich darüber einig zu sein, dass es noch jede Menge Luft nach oben gibt. Weshalb Dominik Vinbruck schon mal die Richtung vorgab und zum Motivator wurde: „Leute, nutzt das Ticket.“
Sollte das Pilotprojekt nämlich erfolgreich laufen, würde es anschließend nicht nur im Landkreis Osterholz dauerhaft etabliert, sondern könnte auch Anwendung im übrigen VBN-Gebiet finden, kündigte ZVBN-Sprecher Christof Herr an. Allerdings gelte es dabei zu berücksichtigen, dass dort zum Teil ganz andere Rahmenbedingungen gelten. Der VBN ist ein von 35 kommunalen und privaten Verkehrsunternehmen getragener Verkehrsverbund und umfasst die vier kreisfreien Städte Bremen, Bremerhaven, Delmenhorst und Oldenburg sowie deren benachbarte Landkreise Ammerland, Diepholz, Oldenburg, Osterholz, Verden und Wesermarsch sowie einzelne Gemeinden aus den Landkreisen Cuxhaven, Nienburg und Rotenburg (nähere Informationen dazu gibt es auch auf der Internetseite des Verbunds unter www.vbn.de).
Billiger ist okay, völlig kostenlos ist aber noch besser – das meinen zumindest die Lilienthaler Freidemokraten. Denen greift das VBN-Kurzstreckenticket buchstäblich zu kurz, und so haben sie in den vergangenen Tagen einen Antrag vorbereitet, den FDP-Ratsherr John Hansen am Montagabend schon mal im Bauausschuss angekündigt hat. Bisher, so die Freidemokraten, werde die Linie 4 vor allem für Fahrten nach Bremen, aber noch zu wenig im innerörtlichen Bereich genutzt. Noch immer fahre eine nicht unerhebliche Zahl von Bahnfahrern mit dem Auto zum Park-and-ride-Platz in Borgfeld.
Durch die Möglichkeit, die Straßenbahn innerhalb Lilienthals kostenlos zu nutzen, könnte die Attraktivität der Bahn insgesamt gesteigert und dadurch der innerörtliche Individualverkehr und schließlich auch die Umweltbelastung reduziert werden, hoffen die Liberalen und fordern eine Machbarkeitsprüfung. Mit der soll vor dem Hintergrund des existierenden Vertrages über die Kostenbeteiligung der Gemeinde Lilienthal an den Unterhaltungskosten der Linie 4 sowie unter „Einbeziehung der Gelder aus dem Mobilitätsfond der Bundesregierung 2017“ geklärt werden, welche Mehrkosten anfallen könnten und wie diese Belastung auszugleichen wäre.
Skepsis im Verkehrsverbund
Auf diesen FDP-Vorschlag angesprochen, zeigten sich die Vertreter von VBN und ZVBN am Dienstag in der Straßenbahn eher skeptisch. Klar sei, dass irgendjemand die Differenz zahlen müsse. Bisher würden etwa 50 Prozent der Kosten durch Fahrscheinverkauf, der Rest aus öffentlichen Mitteln gedeckt. Falls hier Einnahmen ausfielen, erhöhe sich automatisch der von den VBN-Mitgliedern zu erbringende Teil. Allein für den Landkreis Osterholz ist das laut Dominik Vinbruck jetzt schon – allerdings inklusive Schülerbeförderung – jährlich ein höherer Millionenbetrag.