
Ottersberg. Ob der Fischotter ursprünglich mit der Namensgebung des in der Wümmeniederung gelegenen Ortes in Verbindung gebracht werden könne, sei seiner Meinung nach nicht eindeutig nachweisbar, erklärt Tim Willy Weber, seit vergangenem April Bürgermeister des Fleckens Ottersberg. Auf jeden Fall hege er ein großes Maß an Sympathie für den intelligenten und verspielten Räuber, der seit etwa 15 Jahren wieder flächendeckend an Wümme, Wieste und Beke anzutreffen ist. Gesehen habe er den Einzelgänger bisher nicht, das Revier des dämmerungs- und nachtaktiven Tieres entlang der Flussläufe sei jedoch über Spuren und Kot eindeutig auszumachen.
Wolfgang Dobers, Landschaftswart aus Leidenschaft, ist sich indes sicher, dass der Name der Kommune nichts mit dem Marderverwandten (lateinisch „Lutra lutra“) zu tun hat, der von der Deutschen Wildtier Stiftung zum Tier des Jahres 2021 ernannt worden ist. Unstrittig ist jedoch, dass das wendige Säugetier seit 1948 das Wappen der Siedlung ziert; gelb auf blauem Grund, heraldisch verändert mit Löwenkopf und Adlerkrallen.
Nicht ohne Stolz berichtet Ottersbergs Verwaltungschef Tim Willy Weber von aufwendigen Renaturierungsmaßnahmen, die über eine Reihe von Jahren zur Wiederansiedlung des Fischotters geführt haben. „Die Tiere jagen auf Sicht, fühlen sich in den nun wieder klaren und in ihr ursprüngliches Bett zurückverlegten Wasserläufen wohl und bewegen sich in Revieren, die im Einzelfall bis zu 20 Quadratkilometer groß sein können.“
Das Vorkommen spreche für eine Balance in der Natur, freut sich Weber und berichtet davon, dass nach dem Fall der Mauer eine Vielzahl der Landraubtiere, nah mit Steinmarder, Iltis und Hermelin verwandt, aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern „zugezogen“ sei. „Auch in Mythologie und Religion findet unser tolles Wappentier Erwähnung, das an den Gewässerrändern im Landkreis heimisch ist.“
Als natürliche Feinde des unter Naturschutz stehenden Otters benennt er Wolf und Fuchs; auch Reusen, die dem Fischfang dienen, werden den Tieren zum Verhängnis. Als Todesursache Nummer eins gelte mittlerweile aber der Straßenverkehr, der Jahr für Jahr mehr Opfer fordert.
Seit über 30 Jahren befasst sich Wolfgang Dobers mit dem Schutz von Pflanzen und Tieren rund um Ottersberg herum. Er kümmert sich um landkreiseigene Bereiche, hat nach eigenen Angaben deren Beweidung im Blick und das Mähen der Grünflächen, in denen eine Vielzahl von Tieren zu Hause ist. Dem aktiven Schutz der Fischotter habe er sich Ende der 70er Jahre zugewandt, informiert der ehemalige Steuerberater, nachdem zuvor Wiesen- und Rastvögel sein Thema gewesen waren.
Wertvolles Wissen habe ihm seinerzeit Claus Reuther vermittelt, Gründer des Fischotterzentrums Hankensbüttel und der Aktion Fischotterschutz. Zudem sei zu der Zeit ein Forschungsgehege im Harz betrieben worden, das wertvolle Erkenntnisse geliefert habe, dann allerdings Mitte der 80er Jahre aufgegeben beziehungsweise nach Hankensbüttel verlegt wurde.
Die scheuen Pelztiere seien seither seine Leidenschaft, erklärt der Rentner und erzählt von seiner Suche nach Spuren, denen er immer wieder folgt. Forschungen hätten ergeben, dass die sieben bis zwölf Kilo schweren Tiere in Gefangenschaft eine Lebenserwartung von etwa 15 Jahren hätten, während sie in freier Wildbahn wegen der dort lauernden Gefahren selten älter als zehn Jahre werden.
Wie schon erwähnt, handelt es sich laut Wolfgang Dobers um absolute Einzelgänger, die lediglich zur Paarung ganzjährig aufeinandertreffen. Die Tragzeit betrage jeweils 60 bis 63 Tage, die Verweildauer der ein bis vier Jungtiere bei der Mutter etwa ein Jahr. Als Nahrung dienen neben den Fischen auch kleine Säuge- und Kriechtiere sowie Vögel, vermittelt Experte Wolfgang Dobers sein Wissen.
Weil ihn das Aufgabengebiet wirklich fessele, verfolge er – gemeinsam mit Tochter Trina – nach wie vor die Spuren der Otter. Als Zeitraum für seine Recherchen nennt er die Spanne zwischen Anfang September und Ende Februar. Ebenso wie der Bürgermeister habe er persönlich noch nie eines der Tiere zu Gesicht bekommen, bedauert Dobers. Er lasse sich jedoch nicht entmutigen und sichere Nachweise, die deren Ausbreitung und Wege deutlich belegen.
Gartenbesitzer berichteten ihm gelegentlich von Karpfen und Kois, die aus ihren Teichen verschwunden seien, beschließt Dobers seinen Bericht. Das sei natürlich ärgerlich und nur durch ein Einzäunen der Gewässer zu verhindern.
was auf den tisch kommt.
und wer greift vorher ins regal ?
de muddi ...