
Fischerhude. Eigentlich hätte die Gedenkveranstaltung zum 100. Geburtstag der im Jahr 1943 vom Nazi-Regime ermordeten Widerstandskämpferin Cato Bontjes van Beek im feierlichen Rahmen in der Fischerhuder Liebfrauenkirche zelebriert werden sollen. Doch das Ausmaß der Corona-Pandemie zeigte sich auch in diesem Fall unerbittlich und machte den Organisatoren um den Fischerhuder Komponisten und Flötisten Helge Burggrabe einen dicken Strich durch die Rechnung. Doch der Ausfall der Veranstaltung aufgrund der verschärften Corona-Maßnahmen konnte das Trio, zu dem auch der Journalist und Cato-Biograf Hermann Vinke und die Ottersberger Gleichstellungsbeauftragte Marlies Meyer gehören, nicht ausbremsen. Im Gegenteil: Am Sonnabend, 14. November, wird der tapferen Frau nunmehr in Form eines Konzertfilms und einer Radiosendung bundesweit gedacht.
In den vergangenen Tagen herrschte derweil reges Treiben in dem Ottersberger Tonstudio Hire, das von Christian Mayntz betrieben wird, der mittlerweile von seinem Sohn Jannick – einem Experten für Film und Fotografie – tatkräftig bei der Arbeit unterstützt wird. Hier galt es für die Organisatoren, dem Film- und Radiomaterial den letzten Feinschliff für eine professionelle Übertragung zu verpassen. Allein einen Tag habe man im Tonstudio mit den Tonaufnahmen für die Radiosendung im Deutschlandfunk verbracht, weiß Helge Burggrabe zu berichten. „Es ist toll, dass man so ein Projekt mit regionalen Technikern umsetzen kann“, lobt der Komponist. Schließlich gehe es darum, eine angemessene Würdigung und Hommage an Cato Bontjes van Beek abzuliefern.
Der Zeitpunkt der Ausstrahlungen ist derweil mit Bedacht gewählt worden, denn am 14. November 1920, also vor 100 Jahren, wurde die bekannte Widerstandskämpferin Cato Bontjes van Beek in Bremen geboren. Sie entstammte einer Familie von Malern, Musikern und Keramikern, wuchs in Fischerhude auf und schloss sich 1941 in Berlin der Roten Kapelle an, einer der größten Widerstandsgruppen im Dritten Reich, die zugleich den größten Frauenanteil besaß. Wie Sophie Scholl von der Weißen Rose in München entwarf und verteilte Cato Flugblätter, wurde daraufhin zum Tode verurteilt und nach fast zehnmonatiger Haft am 5. August 1943 als 22-Jährige in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Ihre Briefe aus der Haft gehören zu den eindrucksvollsten Zeugnissen einer politischen Gefangenen während der NS-Zeit.
Der Konzertfilm „Cato“ von Helge Burggrabe hat eine Länge von 80 Minuten und kann am kommenden Sonnabend ab 19 Uhr im Internet unter www.youtube.com/musicainnova mitverfolgt oder auch zu einem späteren Zeitpunkt aufgerufen werden. In Zusammenarbeit mit Hermann Vinke – Journalist Autor, langjähriger ARD-Korrespondent in Asien und früherer Programmdirektor Radio Bremen – ist zudem die dreistündige Radiosendung „Leben will ich, leben, leben“ entstanden. „Konzertfilm und Radiosendung würdigen eine junge, außergewöhnliche Frau, die mit ihrem aktiven Widerstand in der Roten Kapelle und ihrem geistigen Widerstand im Gefängnis ein zeitloses Vorbild für Mut und Entschlossenheit im Kampf gegen Unterdrückung und Unfreiheit ist“, erklärt Burggrabe. Die Radiosendung kann am Sonnabend ab 23.05 Uhr auf www.deutschlandfunk.de live angehört werden. Die berührenden Original-Texte von Cato werden von Schauspielerin Julia Jentsch gesprochen, die bereits die Widerstandskämpferin Sophie Scholl im Kinofilm spielte und dafür den Deutschen Filmpreis, den Silbernen Bären und den Europäischen Filmpreis erhielt. Die Musikstücke unterschiedlicher Epochen und Burggrabes Neuvertonungen von Texten, die Cato viel bedeuteten, werden von dem renommierten Leipziger Vokalensemble Sjaella interpretiert. Weiterhin wirken der Lorenz Meyboden aus Fischerhude als Rezitator und der Schauspieler Christoph Jöde vom Hamburger Schauspielhaus als Sprecher der männlichen Rollen mit.
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