
Ein großer Haufen durchnässter Klamotten, Pappkartons, dazwischen abgetragene Schuhe; ein ganz Dreister hat Farbeimer und -gitter dazugestellt. Passanten und Radfahrer müssen einen Bogen machen, wenn sie auf dem Weg zu Einkauf, nach Hause oder beim Spaziergang an der Bürgermeister-Kaisen-Allee auf den Müllhaufen stoßen. Die Mitarbeiter der Bremer Stadtreinigung räumen auf öffentliche Rechnung immer wieder auf. In den Griff bekommt Bremen das Problem der illegalen Müllentsorgung nicht.
„Das sieht furchtbar aus und es zieht doch auch Ungeziefer an“, schimpfte jüngst eine Passantin beim Anblick des Müllhaufens an der Bürgermeister-Kaisen-Allee. Vor ein paar Monaten hatte der Beirat gemeinsam mit der Stadtreinigung entschieden: Die Container einer privaten Firma für Textilien und Schuhe an der Bürgermeister-Kaisen-Allee sollen weg. Auf diese Weise erhofften sich die Politiker, Müllberge mitten im geschäftigen Zentrum des Ortsteils künftig zu vermeiden. „Zunächst hat es auch eine Verbesserung gegeben, aber jetzt müssen wir wieder öfter etwas unternehmen“, sagt Ortsamtsleiter Karl-Heinz Bramsiepe. Denn: „Das stört zahlreiche Leute.“ Im Ortsamt gehen Bramsiepe zufolge wieder mehr Anrufe von Borgfeldern ein, die sich über die Schmuddelecke beschweren. Bramsiepe bleibt nach eigenen Worten nichts weiter übrig, als immer wieder die Stadtreinigung zu informieren und die Müllhaufen neben den Containern abholen zu lassen.
Alexander Keil, SPD-Fraktionschef im Borgfelder Beirat, nahm in den sozialen Medien die Entsorger in Schutz. Der Müll werde regelmäßig abgeholt, „leider gibt es immer wieder Menschen, die meinen, allen Dreck dort hinwerfen zu müssen“. Eine Nutzerin: „Es gibt so viele Möglichkeiten, seinen Müll vernünftig zu entsorgen.“ Darauf antwortete eine Borgfelderin: „Es wäre in den Griff zu bekommen, wenn diejenigen einfach zum nächsten noch leeren Container fahren würden.“
Tatsächlich müssten die Müllfrevler von der Bürgermeister-Kaisen-Allee gar nicht so weit fahren. Auf der gegenüber liegenden Straßenseite, an der Einfahrt zum Parkplatz des Discounters Netto (Borgfelder Heerstraße 15), steht ein Container für Altkleider. Ein paar Hundert Meter weiter stehen auf dem Gelände der Recycling-Station Borgfeld (Hamfhofsweg 61) von Montag bis Freitag, 9 bis 17 Uhr, sowie Sonnabend von 9 bis 13 Uhr fünf Container für saubere Textilien und Schuhe zur Verfügung. Alte Bekleidung kann auch in den Containern bei der Schützenhalle entsorgt werden (Hamfhofsweg 4) und nahe der Daniel-Jacobs-Allee (hinter dem Restaurant Mike's). Das DRK weist für Borgfeld keine Standorte aus. Der Bremer Abfallkalender informiert über die Containerplätze.
Den Müllsündern das Handwerk zu legen, ist offenbar nicht möglich. Ortsamtsleiter Bramsiepe ist machtlos. „Ich kann nur immer wieder an die Bürger appellieren, Müll so zu entsorgen, wie es vorgesehen ist.“ Die Bremer Stadtreinigung hat nach Angaben von Sprecherin Antje von Horn an der Daniel-Jacobs-Allee einen zweiten Container aufgestellt, um Engpässe zu vermeiden. In der Regel funktioniere die Entsorgung in Borgfeld gut, es gebe nur eine „kleine Anzahl von Personen, die sich nicht an die Regeln halten“.
Dienstags und freitags werden die Standorte gereinigt. 2019 habe Bremen für die Abholung und Entsorgung illegalen Mülls rund 800.000 Euro ausgegeben – Tendenz steigend. Von Horn führt das auf eine Mischung aus Sorglosigkeit, Bequemlichkeit und falsch verstandenem Kostenbewusstsein zurück, denn die Kosten werden auf alle Gebührenzahler umgelegt. Hätte die Polizei den aktuellen Umweltsünder erwischt, müsste dieser laut Bußgeldkatalog übrigens bis zu 400 Euro löhnen.