
Lilienthal/Hannover. Die Geschäftslage der regionalen Wirtschaft hat sich zwar im vierten Quartal des abgelaufenen Jahres verbessert, bleibt aufgrund des ungewissen Fortgangs der Pandemie aber angespannt. Das ist das Ergebnis der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Niedersachsen (IHKN), die die Kammer jetzt veröffentlicht hat.
„Wir haben unverändert die Lage, dass drei Viertel der Unternehmen mit ihrer Geschäftslage zufrieden sind, aber gleichzeitig vielen Einzelhändlern und Dienstleistern wegen der Schließung ihres Unternehmens die Insolvenz droht. Das Eigenkapital ist aufgebraucht, viele Unternehmen stehen vor dem Nichts“, so Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen.
Die Einschätzung deckt sich mit dem Bild, das Gewerbetreibende aus Lilienthal kürzlich im Gespräch mit der WÜMME-ZEITUNG gezeichnet haben (wir berichteten). Demnach sind nicht alle Branchen gleichermaßen von den Folgen der Einschränkungen betroffen. Die Unternehmerinnen und Unternehmer wünschen sich aber eine Perspektive und vor allem eine Gleichbehandlung innerhalb ihrer Branchen. Die Geduld einiger ist demnach aufgezehrt.
Ähnlich sieht es die IHK: „Die Stimmung kippt gerade in vielen Branchen und schwankt zwischen frustriert und zunehmend auch verzweifelt. Die Unternehmen und ihre Mitarbeitenden haben mittlerweile große Existenzängste", sagt Bielfeldt. Gerade die durch den Lockdown hart getroffenen Unternehmen brauchten dringend eine Perspektive. Die finanziellen Unterstützungen müssten jetzt erfolgen und es müsse möglichst schnell und umfassend geimpft werden, so die IHKN-Hauptgeschäftsführerin.
Nach Aussagen der Kammer bleibt die Wirtschaftslage stark branchenabhängig. Während in der Industrie eine Belebung der Nachfrage aus dem In- und Ausland festzustellen sei, bedeute der zweite Lockdown für den Einzelhandel mit Ausnahme der Supermärkte, Drogerien und Apotheken "eine wirtschaftliche Katastrophe". Das wichtige Weihnachtsgeschäft fehle allen stationären Händlern. Nur Einzelhändler mit einem zweiten Verkaufskanal (Click & Collect, Onlineshop) hätten eine Chance, ihre Kosten zumindest teilweise decken zu können. Oft werde nur ein Bruchteil des üblichen Umsatzes generiert. Damit werde es auf die Höhe der Bundeshilfen ankommen, inwieweit Händler eine Überlebenschance haben.
Der Boom der Bauwirtschaft verliere derweil an Schwung. Die Auftragseingänge seien leicht rückläufig, der Auftragsbestand aber weiterhin hoch. Gerade Wohnimmobilien blieben gefragt und dürften 2021 zum Wachstumstreiber der Branche werden.