
Lilienthal. Die Klosterstraße rings um das Lilienthaler Rathaus wird sich noch in diesem Jahr in eine Großbaustelle verwandeln. Weil der Regenwasserkanal brüchig ist und bei Starkregen Land unter droht, soll im Eilverfahren eine neue Leitung in Richtung Wörpe verlegt werden. Das bedeutet, dass die Klosterstraße im Extremfall für sechs Wochen für den Autoverkehr gesperrt werden muss. Auch sonst stellt das Vorhaben die Planer vor einige Herausforderungen. So besteht Termindruck, denn bis zum Start der Bauarbeiten für die neue Schroeterschule Anfang 2022 muss die Klosterstraße wieder frei befahrbar sein.
Dass es ein Problem mit dem Kanal gibt, über den das Regenwasser von den Gemeindestraßen abgeleitet wird, ist dem Rathaus vor zwei Jahren vor Augen geführt worden, als eine Videokamera durch die Röhren geschickt wurde. Probleme gibt es im Mühlenweg, der an Murkens Hof und am Restaurant „Boccia“ vorbei in Richtung Wörpe von der Klosterstraße abzweigt. Aber auch der Anschluss in Richtung Am Mühlenbach direkt hinter dem Rathaus weist Risse auf und ist teilweise eingebrochen.
Die Rohre laufen dort über ein Privatgrundstück bis zu einem Graben und die Gemeinde hat rechtlich keinen Zugriff darauf. Auch so käme man an die Leitungen nicht mehr heran, denn längst steht ein Gebäude oben drauf. Also bleibt der Gemeinde nichts anderes übrig, als für die Sanierung des Regenwasserkanals neue Wege einzuschlagen. „Es ist sicherer, wenn öffentliche Anlagen auch auf öffentlichem Grund gebaut werden“, sagt Stephen Riemenschneider, Baudienste-Chef im Lilienthaler Rathaus.
Ein Ingenieurbüro aus Zeven hat vier Varianten durchgespielt, wie der Niederschlag-Kanal einen Zugang zur Wörpe erhalten kann. Im Ratsausschuss für Baudienste stellte Stephen Riemenschneider den Ratsmitgliedern die Möglichkeiten in gestraffter Form vor. Geprüft wurde unter anderem, ob am Ende des Mühlenwegs oder in Höhe der Wörpebrücke in der Klosterstraße zwei neue Einlässe gebaut werden könnten. Die Fachleute warnen jedoch vor dem Risiko, dass es bei einem Hochwasser in der Wörpe zu einem Rückstau kommen könnte, und rings herum über die Gullydeckel alles unter Wasser gesetzt wird. Es gab auch die Idee, den neuen Kanal entlang des Anwohnerweges Am Mühlenbach zu führen, doch die Anlieger haben sich laut Rathaus dagegen ausgesprochen.
Die Fachleute favorisieren nun eine etwa 700.000 Euro teure Variante, bei der der Amtsgarten in Beschlag genommen werden soll. Vom Garagenhof des Rathauses aus soll eine neue Leitung hinter „Kalis Werkstatt“ verlegt werden und dann weiter an der Grundstücksgrenze entlang. Das Rohr mündet dann in dem bereits erwähnten Graben, der bis zur Wörpe führt. Bleibt es bei diesem Plan, wäre eine alte Esche mit einem Stammumfang von etwa 80 Zentimetern betroffen, die in der Ecke des Amtsgartengrundstücks steht. Sie stünde der neuen Leitung im Weg und müsste gefällt werden. Die Politiker im Fachausschuss wollen das aber möglichst vermeiden. Sie haben die Verwaltung gebeten, Gespräche mit dem Eigentümer eines Nachbargrundstücks darüber zu führen, ob einige Meter der neuen Leitung nicht über seinen Grund und Boden geführt werden können. Bis zum 23. Februar soll die Sache geklärt sein, damit an diesem Tag der Verwaltungsausschuss die Baumaßnahme beschließen kann.
Damit es mit der Fertigstellung noch in diesem Jahr klappen kann, muss sich das Rathaus sputen. Die Verwaltung geht von einer Bauzeit von insgesamt 22 Wochen aus und vorher muss der Auftrag noch ausgeschrieben werden. Denn nicht nur im Amtsgarten soll gebuddelt werden, sondern auch der Mühlenweg wird nach den Plänen der Gemeinde komplett aufgerissen, um neue Leitungen in die Erde zu bringen. Anschließend soll der Weg neu gepflastert werden, entstehen soll eine verkehrsberuhigte Zone mit einer leichten Hochpflasterung an mehreren Stellen. Der jetzt noch vorhandene Gehweg soll verschwinden, alle Verkehrsteilnehmer sollen den Weg gleichberechtigt nutzen.
Eine besondere Herausforderung stellen auch die denkmalgeschützten Gebäude dar, von denen es im Umkreis der angedachten Baustelle gleich mehrere gibt - Klosterkirche, das Alte Amtsgericht, das Conrad-Naber-Haus, Murkens Hof oder das alte Fachwerkhaus schräg gegenüber zählen dazu. Die Denkmalschutzbehörde des Landkreises befürchtet, dass die Gebäude bei einer Grundwasserabsenkung beschädigt werden könnten und drängt darauf, mit äußerster Vorsicht vorzugehen.