
Lilienthal. Was macht eigentlich Willy Hollatz? Rund zehn Monate nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des Lilienthaler Bürgermeisters zum 30. Oktober 2016 könnte man flapsig erstmal antworten: auf jeden Fall einen zufriedenen Eindruck. Seine Entscheidung, zwei Jahre vor dem regulären Ablauf seiner Amtszeit mit damals 60 Jahren in den Ruhestand zu gehen, scheint er jedenfalls nicht bereut zu haben. Die Möglichkeit zum vorzeitigen Ausstieg hatte sich ihm geboten, nachdem die niedersächsische Landesregierung 2013 die Synchronisierung der Amtszeiten der Hauptverwaltungsbeamten mit der Wahlperiode der kommunalen Vertretungen beschlossen hatte. Ende 2015 und damit rund neun Monate vor den Kommunalwahlen kündigte Hollatz dann auch öffentlich an, dass er von dieser Regelung Gebrauch machen wollte. Da hatte er immerhin schon 30 Jahre in der Bremer Finanzverwaltung und weitere zwölf Jahre als Bürgermeister auf der Habenseite seines Arbeitszeitkontos.
Früh aufstehen, weil er immer morgens um 8 Uhr schon im Rathaus war, das müsste er heute nicht mehr. Aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier, er jedenfalls habe diesen Rhythmus beibehalten, nur dass er jetzt eben ganz entspannt mit seiner Frau, die vor einigen Monaten ebenfalls dem Arbeitsalltag den Rücken kehrte, frühstücken kann. Denn in der Regel wartet erst einmal nichts und niemand auf ihn. So wie er sich mit seinem Ausscheiden aus dem Amt aus allen Gremien der Gemeinde verabschiedet hat, so hat Hollatz auch all seine Posten etwa in den Aufsichtsräten der Wirtschaftsbetriebe Lilienthal, der Kommunalen Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft und bei den Osterholzer Stadtwerken zurückgegeben. Die Grünen sind nach seinem überraschenden Austritt kurz vor der Wahl seines Nachfolgers heute kein Thema mehr, Kontakte gibt es kaum noch und wenn, dann auf persönlicher Ebene. Dass sein Interesse am politischen Tagesgeschehen gerade auch in Lilienthal damit aber generell nicht erloschen ist, dürfte auch klar sein. Jetzt allerdings ist er nur noch stiller Beobachter, steht selbst nicht mehr im Zentrum des Interesses.
Zwei Betätigungsfelder sind es vor allem, in die er neben Frau und Familie – sein Sohn ist 31 Jahre alt, seine Tochter 30 – Zeit und Energie investiert: das eine oder andere Ehrenamt und der Sport. Nachdem Hollatz selbst jahrelang bei den Bürgern dafür geworben hat, sich für das Gemeinwohl einzusetzen, freue er sich, dass er die Arbeit der Bürgerstiftung und der Kunststiftung Lilienthal als Beisitzer begleiten dürfe. Hinzugekommen ist Anfang des Jahres seine Tätigkeit im Kuratorium der Stiftung Leben und Arbeiten in Worphausen. „Hier hat sich so viel Positives unter anderem am Lebensort im Niels-Stensen-Haus entwickelt, was es unbedingt gilt, weiter zu unterstützen“, sagt Hollatz. Gerade der anstehende Prozess der Dorfentwicklung biete mit dem schon Vorhandenen viele Chancen.
Sein zweites Betätigungsfeld ist – bei aller damit verbundenen Anstrengung – offenbar eines, das bei ihm auch nach über 40 Jahren immer noch mehr Lust als Frust auslöst: die Leichtathletik und hier das Laufen. Angefangen habe er damit bereits als 13-Jähriger. Auch in seiner Zeit als Bürgermeister sei er dreimal pro Woche gelaufen. Damals noch abends nach dem Dienst, aber auch da nie unter zehn Kilometer. Jetzt läuft er fünfmal die Woche – „vormittags, das ist sehr viel entspannender als abends“ – und trainiert gerade für den SWB-Marathon am 1. Oktober in Bremen, erzählt er. Starten will er dort allerdings nur über die Halbdistanz, also über 21,0975 Kilometer.
Im Mai sei er schon über die gleiche Strecke in Hannover gelaufen, allerdings „mit 1:50:27 Stunden zu langsam.“ Man hört den Ehrgeiz heraus, wenn er sagt, dass er diesmal eine Zeit um die 1:40 Stunden anpeilt. Vermutlich nicht ganz ohne Aussicht auf Erfolg. Das ahnt man, wenn Hollatz durchaus mit Stolz erzählt, dass er früher ein sehr guter Mittelstreckler gewesen sei, mit Bestzeiten um die 32 Minuten über 10.000 Meter. Eine etwas längere Strecke hat er gerade vor zwei Wochen hinter sich gebracht: Über rund 200 Kilometer ging die Vier-Tage-Radtour, zu der er mit zwei Freunden auf dem Weser-Radwanderweg von Hann.-Münden bis Bremen unterwegs war.
Ach ja, die vielleicht wichtigste Frage zum Schluss: Hat Willy Hollatz jetzt eigentlich – so mancher Lilienthaler, ob ernst gemeint oder doch nur im Scherz, schien sich dessen ziemlich sicher – einen neuen Job bei der Bremer Straßenbahn (BSAG). „Nein“, sagt Hollatz, „das war für mich und die BSAG nie ein Thema.“ Spannend seien hier nur die Aussagen Anderer gewesen, die sich auf angeblich sichere Quellen und Erkenntnisse beriefen, die allerdings nie benannt wurden. „Da wurde einfach so daher geredet.“
Tatsächlich sei er aber in der Tat noch „ein wenig“ beruflich unterwegs. Sozusagen als freier Mitarbeiter der Residenz-Gruppe von Rolf Specht. Das Schöne an dieser Tätigkeit sei, dass sie außerhalb der Verwaltung liege, ganz ohne Politik und Öffentlichkeit. Aber auch für andere interessante Tätigkeiten sei er durchaus offen, blickt Hollatz anscheinend ganz entspannt in die Zukunft. Abermals flapsig könnte man sagen: Läuft bei ihm.
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