
Landkreis Osterholz. Cord-Heinrich Kröger hat Anfang November seinen Dienst als neuer Dezernatsleiter im Osterholzer Kreishaus angetreten. Der 52-jährige Volljurist ist Nachfolger von Werner Schauer und übernimmt dessen Aufgaben im Verwaltungsressort Finanzen, Personal, Organisation. Vor seinem Wechsel war der zweifache Familienvater aus Hünzingen bei Walsrode mehr als 18 Jahre lang bei der Klosterkammer Hannover beschäftigt, wo er zuletzt die Stabsstellen Justitiariat sowie Organisations- und Personalentwicklung geleitet hatte.
Der Osterholzer Landrat Bernd Lütjen zeigt sich bei Krögers erstem Pressetermin froh und glücklich darüber, dass eine lückenlose und qualifizierte Neubesetzung der Schlüsselstelle gelungen sei. Cord-Heinrich Kröger bringe „ideale Voraussetzungen mit, die Kreisverwaltung weiterhin zu einem wirtschaftlich gut aufgestellten, modernen Dienstleister und attraktiven Arbeitgeber zu entwickeln“, erklärt der Chef der Kreisverwaltung.
Eine komplette Strukturreform bleibt der Verwaltung mit der Personalie erspart: Neben Krögers Dezernat 1 bleiben Lütjens erste Stellvertreterin Heike Schumacher im Dezernat 2 (Soziales, Jugend, Gesundheit) und Dominik Vinbruck im Dezernat 3 (Ordnung, Bauen, Umwelt) auf ihren Posten.
Kröger sagt, ihn reize die besondere Entscheidungsverantwortung, die mit der Aufgabe verbunden sei: Hauptamt, Rechnungsprüfungsamt, Kämmereiamt und Kreiskasse, Amt für Immobilienmanagement und Rechtsamt sowie die beiden Eigenbetriebe Bildungsstätte Bredbeck und Kreisabfallwirtschaft. Dass sein pensionierter Vorgänger Schauer nach gut 15 Jahren an der Dezernatsspitze einstweilen weiter als Honorarkraft in der Abfallwirtschaft für den Landkreis tätig ist, halte er für einen großen Vorteil, betont Kröger. Schauers Wissen sei wertvoll beim geplanten Bau der Bioabfall-Vergärungsanlage in Heilshorn.
Beim Stichwort Verantwortung nickt der Landrat: „In diesen Ämtern ist richtig Musik drin.“ Damit meint Lütjen unter anderem die Verwaltung eines Haushaltsvolumens von rund 200 Millionen Euro sowie eine Mannschaft mit rund 600 Bediensteten. „Ich übernehme ein Dezernat, das mich schon nach drei Wochen von seinem Tatendrang und Zukunftsvisionen begeistert“, erwidert Cord-Heinrich Kröger. Daran wolle er anknüpfen und sich gemeinsam mit den Beschäftigen unter anderem der Digitalisierung widmen. Formal ist er zunächst nur angestellt, als Wahlbeamter und Kreisrat soll der Dezernent laut Kreistagsbeschluss vom 1. Juni 2021 bis 31. Mai 2029 tätig sein.
Angesichts großer Investitionsaufgaben sowie der ungewissen Corona-Folgen „warten spannende Jahre auf den Landkreis Osterholz“, meint der neue Mann. Die laufenden Etat-Beratungen fürs kommende Jahr hat Kröger von Anfang mit verfolgt. Er weiß: Pandemie-Effekte dürften den Kreishaushalt vor allem ab 2022 treffen; da wolle er besonders auf stabile Finanzen achten. Eine sechsmonatige Abordnung ins niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur habe ihm gezeigt, dass er berufliche Aufgaben besonders schätze, bei denen er zupacken könne. „Das ist wohl eine Typsache“, sagt Kröger und setzt hinzu, es brauche auch spezielles Inselwissen; ihm liege aber vor allem die Bandbreite im strategischen und operativen Management.
Sein Werdegang entspricht dem offensichtlich. Als gelernter Landwirt hat Cord-Heinrich Kröger den elterlichen Hof übernommen, zunächst Agrarökonomie und später Jura studiert. Die Landwirtschaft hat er inzwischen verpachtet, um den Forstbetrieb kümmert er sich selbst. „Beim Waldbau habe ich jemanden, der sich damit besser auskennt als ich“, so der Walsroder. Er sei aber durchaus auch mal mit Schlepper oder Motorsäge in seinem Wald anzutreffen. Das Praktische sei ein guter Ausgleich und geradezu ein Hobby, erklärt Kröger und bekräftigt: „Ich bin natürlich auch Jäger und stehe dazu.“
Ebenso selbstverständlich sei für ihn die Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr am Heimatort, und der Kirchengemeinde ist Kröger ebenfalls verbunden. Der Hobbymusiker spielt Trompete im örtlichen Posaunenchor. „Mal eine Stunde zu musizieren, das hat für mich fast etwas Meditatives“, sagt er. Auch sein 15-jähriger Sohn und die zwölfjährige Tochter spielen Musikinstrumente. Dass sein neuer Vorgesetzter zugleich ein großer Fußballfan ist, hat Kröger schon mitbekommen, wie er auf Nachfrage erzählt. Für ihn selbst sei Fußball eher eine Nebensache.
Dazu schildert Kröger eine Anekdote, die ihn womöglich charakterisiert: Als Kind im Schulbus habe er sich, umgeben von glühenden HSV-Fans, einmal zu einem Lieblingsverein bekennen sollen. „Ich hatte aber gar keinen Lieblingsverein und habe einfach mal Bayern München gesagt.“ Sturheit, Torheit, Rückgrat? „Ich habe mir nicht viel dabei gedacht und wollte sehen, wie die anderen reagieren.“ Die Mitschüler waren böse und setzten Kröger vor die Tür. Für ihn war das Fußball-Kapitel damit abgeschlossen.
Als Privatmann engagiert sich der Dezernatsleiter heute auch parteipolitisch: Er ist Geschäftsführer der FDP im Heidekreis. Auf die frei werdende Stelle im Osterholzer Kreishaus hatten ihn Headhunter aufmerksam gemacht. Walsrode ganz zu verlassen und in den Landkreis Osterholz zu ziehen, ist für Kröger keine Option. Eine Zwischenlösung sei wahrscheinlicher, vielleicht ein Zweitwohnsitz. „Wir werden eine Lösung finden, die für die Arbeit am besten ist“, erklären Lütjen und Kröger übereinstimmend. Früher ist er 60 Kilometer nach Hannover gefahren, nun sind es 90 nach Osterholz.