
Lilienthal. Nach den Problemen mit der digitalen Lernplattform Iserv rechnet das Gymnasium Lilienthal damit, dass die Schule schnell mit einem neuen Server ausgestattet wird. Laut Schuldirektor Denis Ugurcu hat der Landkreis zugesagt, für die Schule zeitnah ein Gerät anzuschaffen, das leistungsstärker als die bisherige Ausstattung ist. Nötig ist das auch im Hinblick darauf, dass am Gymnasium ab Anfang Februar verstärkt und verpflichtend Online-Videounterricht für die rund 1300 Schülerinnen und Schüler angeboten werden soll. Wann genau der neue Server kommt, ist noch nicht klar. Am Freitagmittag war in der Kreisbehörde für eine Auskunft niemand mehr zu erreichen.
Nach den verlängerten Winterferien hatte es zum Start ins Schulleben am 11. Januar bundesweit erhebliche Probleme mit der Kommunikations- und Lernplattform des Anbieters gegeben. Auch am Gymnasium bekamen die Schüler am Computer zu Hause den ganzen Vormittag über mehr Fehlermeldungen als Lehrer zu sehen, wenn sie sich für Videokonferenzen einloggen wollten. Schule und Landkreis betonten gleichermaßen, dass am ersten Tag nicht das schulinterne Netzwerk dafür verantwortlich war, sondern die Probleme vor allem beim Anbieter selbst lagen. Das Unternehmen suchte und fand den Fehler im System, mittlerweile solle er behoben sein.
Schüler des Gymnasiums, die sich in der Computer-AG intensiv mit der Materie beschäftigen, haben herausgefunden, dass die Probleme am ersten Schultag auch hausgemacht waren. Zwölftklässler Marlon Bellmann kann anhand von Daten und Fehlermeldungen nachweisen, dass der Schulserver dem Ansturm nicht gewachsen war. Den Flaschenhals sieht er dort, weil sich die Schüler über den Server vor Ort bei Iserv anmelden müssen. Wer es geschafft hat, kann anschließend relativ ruckelfrei an den Videokonferenzen teilnehmen. Die Statistik zeigt dem 18-Jährigen auch, dass der erschwerte Zugang zur Lernplattform nicht an der Internetverbindung lag.
Dass der Schulserver schwach auf der Brust ist, von dem Teile noch aus dem Jahr 2007 stammen sollen, ist der Schulbehörde spätestens seit Anfang 2020 bekannt. In Zusammenarbeit mit Schülern hatte das Gymnasium der Kreisverwaltung im Rahmen eines Medienkonzepts einen Anschaffungsvorschlag für einen neuen Server mit höherer Leistungsfähigkeit unterbreitet. Marlon Bellmann und einige seiner Mitschüler verstehen nicht, warum der Kauf auf die lange Bank geschoben wurde und seither nichts passiert ist.
Schulleiter Denis Ugurcu will von solchen Schuldzuweisungen nichts wissen: Als der Vorschlag an das Bildungsamt rausging, sei Corona noch nicht in Sicht gewesen und niemand habe vorhersehen können, dass der Schulserver als Folge der Pandemie und des Lockdowns derart intensiv für den Digitalunterricht benötigt wird. Umso erfreulicher sei es, dass der Landkreis als Schulträger das Gymnasium unterstütze und nun schnelle Abhilfe zugesichert habe. „Durch die Umstellung auf das Distanzlernen und die verstärkte Auslastung ist die Angelegenheit nun akut geworden. Ich finde es gut, dass sich der Schulträger kümmert“, sagt er.
Auch der angehende Abiturient Marlon Bellmann hofft, dass die Anschaffung des neuen Servers jetzt schnell über die Bühne geht. Momentan läuft der Iserv-Zugang einigermaßen, manchmal dauert es nach seinen Schilderungen immer noch extrem lang, bis die Seite geladen ist oder es kommen Fehlermeldungen, dass sie nicht erreicht werden kann. Aus seiner Sicht könnte es in wenigen Tagen noch einmal extrem eng werden: Es gibt zwar die Ansage, dass die Videokonferenzen zeitversetzt laufen sollen, doch um die Termine erfahren zu können, müssen sich alle Schüler zunächst bei Iserv anmelden, wo die Informationen im Kalender stehen. Sofern bis zum 3. Februar nichts passiert ist, befürchtet der Schüler, dass der veraltete Server dann wieder die Überlastung seiner Kapazitäten meldet.