
Lilienthal. Weil der Verdacht bestand, dass Prostituierte trotz strikten coronabedingten Verbots ihre Dienste anbieten, hat die Polizei am Donnerstag zwei Wohnungen eines Mietshauses in Lilienthal durchsucht. Gegen mehrere Personen laufen jetzt Ordnungswidrigkeitsverfahren. Um zu verhindern, dass es zu weiteren Verstößen kommt, sind beide Wohnungen von der Polizei nach Rücksprache mit dem Ordnungsamt des Landkreises Osterholz versiegelt worden.
Hinweise aus der Bevölkerung hatten die Polizei nach eigenen Angaben dazu veranlasst, in dem Haus vorstellig zu werden. Wie deren Sprecher mitteilt, trafen die Beamten bei ihrem Einsatz auf zwei Männer, die gerade dabei waren, das Etablissement zu verlassen. Ob es sich um Freier handelte, ließ die Polizei offen. Doch die Befragung bestärkte den Verdacht, dass die Wohnungen zur Prostitution genutzt werden.
Der Zutritt zu den Wohnungen blieb den Beamten zunächst versperrt. Auf die Aufforderung der Polizei, die Türen zu öffnen, reagierte erst einmal niemand. Eine Richterin ordnete daraufhin kurzfristig die Durchsuchung der Räume an. Eine Wohnung wurde für die Polizei schließlich doch aufgemacht, bei der anderen sorgte ein Schlüsseldienst dafür, dass die Beamten hinein kamen. Dort hatte sich eine Frau im Badezimmer eingeschlossen und versteckt. Wie sich herausstellte, ist sie von der Ausländerbehörde Bremerhaven zur Abschiebung ausgeschrieben. Sie wurde mitgenommen und den dortigen Behörden übergeben, teilt die Polizeiinspektion Verden/Osterholz mit.
Das Haus, um das es geht, befindet sich in der Edisonstraße im Gewerbegebiet Moorhausen. Schon Mitte November hatte die WÜMME-ZEITUNG darüber berichtet, dass einige Wohnungen offenbar von Prostituierten genutzt werden. Mieter berichteten von ihren Begegnungen im Haus, von Männern, die sich im Flur nach Frauen erkundigten, die zumindest zeitweise dort anwesend gewesen sein sollen. In Internetportalen sollen sie ihre Dienste angeboten haben. Mieter berichten zudem, dass im Haus zu fast jeder Tages- und Nachtzeit Männer ein- und ausgegangen sind. Freier sollen Mieter auch angesprochen und nach dem Weg zu den Etablissements gefragt haben. Der Eigentümer der Immobilie hatte gegenüber Mietern bereits im Sommer angekündigt, die leer stehenden Wohnungen zu Prostitutionszwecken vermieten zu wollen.
Dem Vernehmen nach hat die Polizei das Objekt bereits längere Zeit beobachtet. Mieter berichten, dass Beamte schon zwei Tage vor dem Zugriff vor Ort waren, um sich danach zu erkundigen, ob sich bestimmte Personen im Haus aufhalten. Die Begegnungen an der Wohnungstür traf die Mieter völlig unvermittelt. Ein Schockmoment: Bewohner berichten, dass neben dem Beamten, der geklingelt hatte, noch ein zweiter Polizist mit Abstand vor der Tür stand, der seine Hand an die Dienstwaffe hielt, um seinen Kollegen abzusichern. Auch ausweisen musste sich der betroffene Mieter.
Am Donnerstagnachmittag war dann offenbar der Zeitpunkt gekommen, in das verwinkelte Gebäude hineinzugehen und zu kontrollieren, ob in einzelnen Wohnungen gegen die Corona-Regeln verstoßen wird. Augenzeugen berichten, dass der Einsatz etwa dreieinhalb Stunden gedauert hat. Bis etwa 21.30 Uhr sollen die Beamten vor Ort gewesen sein. Dabei sollen nicht nur die Wohnungen kontrolliert, sondern auch ein Auto durchsucht worden sein. Augenzeugen wollen auch beobachtet haben, dass Bargeld beschlagnahmt wurde.
Über weitere Details und Hintergründe des Einsatzes will der Landkreis Osterholz in der kommenden Woche informieren. Fest steht, dass Prostitution in Niedersachsen verboten ist. Auch nach der jüngsten Fassung der Corona-Verordnung vom 8. Januar sind Prostitutionsstätten geschlossen zu halten, auch erotische Massagen in diesen Etablissements sind mit Blick auf das hohe Ansteckungsrisiko weiterhin untersagt.
Mit Stand von Freitag, 11 Uhr, sind derzeit 77 Menschen im Kreis Osterholz mit dem Coronavirus infiziert – 20 weniger als am Vortag. In Grasberg sind es sieben und damit zwei weniger als am Vortag, in Lilienthal hat das Gesundheitsamt noch vier Covid-19-Infizierte registriert, nachdem es tags zuvor noch acht waren. Für Worpswede wird eine infizierte Person gemeldet, das sind vier weniger als am Donnerstag. Der 7-Tages-Inzidenzwert (Neuinfektionen binnen einer Woche pro 100.000 Einwohner) liegt für den Kreis Osterholz bei 37,7.