
Die 110 Jahre alte Rotbuche neben der Borgfelder Flutbrücke wird wegen des Brückenneubaus zwischen Borgfeld und Lilienthal demnächst gefällt werden. Die Ankündigung hatte an der Wümme kurzzeitig für Protest gesorgt (wir berichteten). Aus Sicht des Grünen-Sprechers Jürgen Klaes war der alte Baum das „Tor zu Borgfeld“, das unbedingt erhalten bleiben sollte. Doch der Erhalt ist laut Bremer Amt für Straßen und Verkehr (ASV) aufgrund der anstehenden Baumaßnahmen nicht möglich. In unmittelbarer Nähe des Baumes wird ein Teil des Fundaments des neuen Brückenbauwerkes in den Boden gelegt. Somit wäre das Wurzelwerk des Baumes geschädigt worden und von dem Baum nicht viel übrig geblieben. „Wie befürchtet, sieht das Amt keine Möglichkeit, die Rotbuche zu erhalten“, verkündete Ortsamtsleiter Karl-Heinz Bramsiepe die schlechte Nachricht auf der jüngsten Beiratssitzung. Doch der schlechten Nachricht folgt nun die gute: Der Bremer Bildhauer und Skulpturen-Künstler Uwe Schwarz wird aus dem gefällten Baum ein Kunstwerk schaffen – so der Plan. Das berichtet Grünen-Sprecher Jürgen Klaes.
Das Beiratsmitglied hatte sich in der Bremer Kunst-Szene umgehört und Kontakt zum Flutbrückenmanager Arend Kiefer aufgenommen. Der projektverantwortliche Ingenieur vom Bremer Amt für Straßen und Verkehr hat dafür gesorgt, dass die Baum-Aktivisten die über 25 Meter hohe Rotbuche nutzen können, um daraus Kunst zu schaffen.
Eigentlich war vertraglich vereinbart worden, dass das Holz an den Baumdienst Reuter aus Edewecht geht, der für die Fällung zuständig ist, berichtet Arend Kiefer auf Nachfrage. Doch der Seniorchef der Landschaftsbaufirma, Günter Reuter, hat etwas für Kunst übrig. „Wir unterstützen das immer, wenn Leute so eine Anfrage stellen“, berichtet er am Telefon. Das Landschaftsbauunternehmen wolle dem Künstler ein Stück der Krone sowie „das Filetstück“ der Buche überlassen, sagt Reuter. Seine Leute würden die Buche, wenn möglich, nach Wunsch zurechtsägen.
Künstler Schwarz freut sich indes schon auf das Projekt. Bislang hat er einen Entwurf vorgelegt, den der Ortspolitiker Klaes demnächst im Beirat diskutieren will. Die Skizze zeigt die Baumkrone der Rotbuche, auf der ein Kanu ruht. Am Ende des mehrere Meter hohen Stammes befindet sich eine Holzkugel. „Die Welt steht Kopf“, interpretiert Künstler Uwe Schwarz sein eigenes Werk. „Aber jeder kann da natürlich etwas anderes darin sehen“, sagt er. Drei bis vier Meter hoch solle die Skulptur werden, so der vorläufige Plan.
Zu sehen sein könnte die Rotbuchenskulptur zukünftig entweder vor der Borgfelder Sparkasse oder – „das wäre mein Lieblingsort“, berichtet Klaes „an der Stelle, an der jetzt die Original-Rotbuche steht.“ Für letzteren Standort müsse allerdings ein Prüfantrag beim ASV eingereicht werden. Dort sollen nach dem Neubau der Flutbrücke zwischen Borgfeld und Lilienthal erneut Bäume gepflanzt werden. Ob da Platz für Kunst sein wird, sei zumindest aus heutiger Sicht fraglich, berichtet eine ASV-Mitarbeiterin.
Aus dem restlichen Holz will Klaes ein Rednerpult und eine Holzbank für ein zukünftiges Bürgerhaus fertigen lassen. Dazu sei er bereits im Gespräch mit der Borgfelder Tischlerei Wellhausen. „Das soll ja alles nachhaltig sein“, unterstreicht der Grüne. Um die Projektideen realisieren zu können, hofft Klaes auf eine Finanzspritze aus dem Borgfelder Globalmittel-Topf und auf kunstinteressierte Borgfelder Sponsoren. Auf mehrere Tausend Euro schätzt Künstler Schwarz seinen Arbeitseinsatz, inklusive Transportkosten und Installation eines Stahlsockels. Das Buchenholz und den Zuschnitt liefert die Firma Reuter frei Haus. „Uns bleibt genug Holz übrig“, erklärt Firmenchef Reuter. „Wir spendieren das gern.“
Die Bauleute aus Edewecht werden demnächst 18 geschützte Buchen, Eschen, Erlen und Eichen fällen. Diese sollen nach dem Flutbrückenbau im Jahre 2022 durch 40 neue Bäume ersetzt werden.
ja so lange debattieren, darin sind wir ganz groß.