
Borgfeld/Bremen. Außerhalb der Schulen Lernorte zu schaffen und den Kindern während der Corona-Pandemie so das Lernen zu erleichtern, das fordert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Die Bremer Stiftung Nordwest Natur, der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Bremen und die Koordinierungsstelle Umwelt Bildung gehen einen Schritt weiter. Sie fordern dringend Konzepte für die Zusammenarbeit von Schulen und außerschulischen Lernorten. Das geht aus einer Mitteilung hervor. Der BUND bietet in Borgfeld das Umweltbildungsprojekt Blaues Klassenzimmer an, die Stiftung Nordwest Natur setzt sich unter anderem für den Erhalt der Natur der Borgfelder Wümmewiesen ein.
Die Geschäftsführerin der Stiftung Nordwest Natur, Rebekka Lemb, stellt sich gemeinsam mit ihren Kolleginnen Tanja Greiß (BUND) und Sabine Schweitzer (Koordinierungsstelle Umweltbildung) hinter die Forderung der Bremer GEW nach einer stärkeren Nutzung außerschulischer Lernorte und von Angeboten der Natur- und Erlebnispädagogik. Auf diese Weise könne der Unterricht in kleineren Gruppen umgesetzt werden. „Die BUND-Kinderwildnis in der Neustadt, das Blaue Klassenzimmer in Borgfeld – das sind nur zwei von vielen attraktiven außerschulischen Lernorten in Bremen“, so Tanja Greiß und Rebekka Lemb. Akteure wie der BUND Bremen oder die Stiftung Nordwest Natur böten außerschulisches Lernen auf der Basis erprobter pädagogischer Konzepte an – und haben das schon lange vor Corona getan, heißt es. „Programm an außerschulischen Lernorten anzubieten, erfordert Fachwissen und Ortskenntnis,“ sagt Tanja Greiß. „Mit dem Bereitstellen eines Geländes alleine ist es nicht getan." Die Gruppen müssten auch koordiniert werden, um Hygienekonzepte einzuhalten und ein Gesundheitsrisiko durch Überbelegung vermeiden zu können. Wenn Rebekka Lemb und ihre Kolleginnen ins Blaue Klassenzimmer in Borgfeld aufbrechen, haben sie zudem einen Anhänger voller Forscherausrüstung dabei. Die vor allem während der Corona-Monate gestiegene Nachfrage nach Umweltbildungsangeboten freut die Expertinnen, es müsse aber auch der damit anfallende Arbeits- und Organisationsaufwand bewältigt werden, geben die Expertinnen in Sachen Umweltbildung zu bedenken. Das sei häufig nicht so einfach.
„Was die GEW jetzt fordert, unterstützen wir seit Jahren“, sagt Sabine Schweitzer, die als Leiterin der Koordinierungsstelle Umweltbildung Bremen unter anderem für die finanzielle Förderung von zwölf Bremer Umweltbildungseinrichtungen verantwortlich zeichnet, die von Senatorin Maike Schaefer (Grüne) unterstützt werden. „Die vorhandenen Gelder reichen allerdings bereits jetzt nicht zur Abdeckung des vorhandenen Bedarfs in den Stadtteilen aus, sodass diese dringend für den Ausbau der Zusammenarbeit mit Schulen aufgestockt werden müssten“, weiß die Diplom-Biologin und Umweltwissenschaftlerin.
Auch die Gelände der Einrichtungen, die momentan verstärkt von Schulen frei genutzt werden könnten, müssten unterhalten und instandgesetzt werden, um die steigende Zahl von Kindern und Jugendlichen aufnehmen zu können. „Das im Naturschutzgebiet Borgfelder Wümmewiesen gelegene Blaue Klassenzimmer wurde in diesem Herbst um einen weiteren Teich ergänzt, um einerseits den vielen Anfragen von Schulen gerecht zu werden und andererseits eine Übernutzung des bestehenden Teiches zu vermeiden“, beschreibt Rebekka Lemb die Herausforderungen, die gestiegene Nachfrage und den Schutz eines solch besonderen Naturortes zu vereinen.
Die drei Expertinnen wünschen sich nach eigenen Angaben, dass die umweltpädagogischen Akteure an einem Konzept zur Einbindung von außerschulischen Lernorten beteiligt werden. Eine gemeinsame Strategie mit der Bildungsbehörde sei deshalb von Nöten, sagen sie. „Dafür wäre beispielsweise die Ausgestaltung einer Rahmenvereinbarung zwischen der Bildungsbehörde und den außerschulischen Akteuren mit einem tragfähigen Konzept wünschenswert“, heißt es. „Denn“, fügt Rebekka Lemb hinzu, „Digitalisierung und Tablets sind gut – Lernen und Bewegen in der Natur sind besser; die Tablets kommen, wir sind schon da“.