
Borgfeld/Niedersachsen. Mit einem Turbo-Start begann am Mittwoch die Impfkampagne gegen das Coronavirus in einer hausärztlichen Gemeinschaftspraxis in Bremen-Borgfeld. „Der Start ist bei uns sehr stürmisch, da wir infolge eines Kommunikationsfehlers der Apotheke sehr viel mehr Impfdosen erhalten haben, als wir je erwartet hatten“, berichtet der Borgfelder Hausarzt Jörg Dieter Löffler. „Nach ersten Meldungen sollten zunächst 20 Dosen pro Praxis und Woche zugeteilt werden – für eine Praxis unserer Größe eine Lachnummer. Wir bestellten 20 Dosen pro Arzt und erhielten schließlich ein Vielfaches.“
Sieben Ärztinnen und Ärzte arbeiten in der Praxis. 140 Dosen wurden bestellt, 342 schließlich geliefert. Der Vizevorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung in Bremen, Peter Kurt Josenhans, sagt auf Nachfrage, dass ursprünglich maximal 50 Dosen pro Praxis vorgesehen waren. „30 Dosen sollten dann geliefert werden.“
Die Bestimmung der Liefermengen scheint auch in Niedersachsen unübersichtlich zu sein. „Derzeit gibt es keinen Überblick, welche Arztpraxen in welchen Mengen mit Impfstoff versorgt wurden“, erklärt der stellvertretende Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), Uwe Köster. „Grundsätzlich können alle an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Praxen auch impfen. Sie müssen sich daher nicht bei der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen registrieren lassen“, heißt es zur Begründung. Die Impfstoffbestellung erfolge über die Apotheken. „Von außen haben wir daher keinen Einblick“, erklärt Köster.
Auch vom Landesapothekerverband seien bislang keine Zahlen zu den bestellten Impfstoffmengen zu erhalten. "Wir werden belastbare Aussagen erst dann treffen können, wenn wir die verpflichtenden täglichen Impfmeldungen der Praxen an das Robert-Koch-Institut auswerten können – möglicherweise zu Ende der Woche", so der Sprecher. "Die Mengen, die die Praxen erhalten haben, scheinen regional unterschiedlich zu sein", räumt er ein. Das solle sich ändern. "Die Praxen sollen in den kommenden Wochen regelmäßig jeweils am Montag mit Impfstoff beliefert werden, den sie dann in den nächsten Tagen verimpfen. Die Impfstoffmengen sollen in den nächsten Wochen stark zunehmen.“
Die Praxen wünschen sich indes zuverlässige Liefermengen. „Da es sich um den Impfstoff von Biontech handelt, müssen wir die Lieferung nach Auftauen in wenigen Tagen verimpfen“, berichtet der Borgfelder Hausarzt Löffler. „Es war klar, dass wir kein Tröpfchen dieser kostbaren Flüssigkeit verwerfen wollen. Also erklärten wir uns alle bereit, auch an Ostern Patienten anzurufen, um Impftermine anzubieten.“ Das Praxisteam sei zurzeit rund um die Uhr im Einsatz, auch am Wochenende. „Es ist schön und gleichzeitig sehr motivierend für uns alle, zu erfahren, wie sich bei vielen Patienten durch die Impfung eine riesige Last und Angst löst“, berichtet der Mediziner.
Doch der Impfstart sei auch eine Herausforderung. „Es bedeutet viel Zeitaufwand, so viele Patienten anzurufen, Ihnen die Formalitäten und den Formularkrieg zu erklären.“ In der Filialpraxis an der Daniel-Jacobs-Allee sei eine Impfstraße eingerichtet. „Das muss laufen wie am Schnürchen, und es erfordert Personal und Disziplin. Daneben muss der normale Praxisbetrieb weiterlaufen. Wir opfern unsere Sonnabende. Das geht nicht auf Dauer“, räumt Löffler ein. Mit zusätzlichem Aufwand sei es an den ersten Impftagen gelungen, die vakanten Impfdosen unter die Leute zu bringen.
Für die Zukunft hoffe er, dass sich der Impfnachschub auf ein mittleres Maß einpendeln wird. „Damit wir als Hausärzte in der Lage sind, die Durchimpfung unserer Bevölkerung deutlich zu beschleunigen und gleichzeitig unserem eigentlichen Praxisbetrieb gerecht zu werden.“