Stuhr. Soenke Janssen sitzt entspannt im Garten seines Elternhauses. Kein Wunder, hat der 16-Jährige aktuell doch Sommerferien. Doch bald schon bricht er zu einer neuen Herausforderung auf: Als "Junior-Botschafter" geht es für ihn in die USA. Denn der Stuhrer hat sich beim Parlamentarischen Patenschaftsprogramm (PPP) seines heimischen Wahlkreises Diepholz-Nienburg I durchgesetzt und reist Anfang August für zehn Monate in die Vereinigten Staaten, genauer gesagt nach Albuquerque. Aber auch sonst ist Soenke Janssen sehr umtriebig. Das zeigt sich mitunter in einem besonderen Hobby.
Die ersten Informationen sitzen bereits: "Albuquerque ist die größte Stadt des Bundesstaates New Mexico, aber nicht die Hauptstadt", teilt er mit. Wohnen wird er dort bei einer Gastfamilie, etwas außerhalb. "Das ist perfekt: Ich bin kein Stadtkind, aber ganz aufs Land wollte ich auch nicht", sagt er. Und von dort aus wird der 16-Jährige dann eine Schule besuchen und sich in einem sozialen Projekt engagieren. In was für einem, das weiß er noch nicht, "aber das gehört zum Stipendium dazu", informiert er.
Überhaupt war die Liste der Anforderungen an den künftigen Stipendiaten – aus den meisten Wahlkreisen darf jeweils einer die Reise antreten – umfangreich, wie sich Soenke Janssen und seine Mutter Tina erinnern. "Die letzten zwei, drei Zeugnisse mussten beiliegen", zählt der 16-Jährige auf. Außerdem bedurfte es eines Nachweises über soziales oder politisches Engagement. Aber das sei kein Problem, ist er in Stuhr doch in der heimischen Kirchengemeinde als Teamer tätig. Tina Janssen ergänzt: "Auch ein Fragebogen war dabei, in dem es um das Verhalten in verschiedenen Situationen geht." Und ein Motivationsschreiben musste der Jugendliche mit abgeben. "Das war am schwersten", gibt er zu. Für die zweite Runde wurde er dann mit 13 anderen Kandidaten aus dem Wahlkreis nach Hannover eingeladen, dort standen unter anderem Gruppendiskussionen auf dem Plan. "Auch einen Geschichts- und Politiktest gab es", sagt Soenke Janssen. Seine Mutter erklärt: "Die Stipendiaten sind ein Stück weit Repräsentanten, deshalb soll sichergestellt werden, dass sie auch etwas über die deutsch-amerikanische Geschichte erzählen können." Und schließlich wurden die zwei bis drei Bewerbungen an das Büro des hiesigen Bundestagsabgeordneten Axel Knoerig weitergeleitet, das die finale Auswahl traf.
Bevor es losgeht, muss Soenke Janssen aber noch einiges erledigen und nennt als Stichworte einen entsprechenden Handyvertrag und Formalitäten mit der Bank. "Aber ich freue mich sehr drauf", betont er. Ein Zusammentreffen mit anderen Stipendiaten, die er zu Teilen auf einer Schulung in Würzburg kennengelernt hat, sei zwar nicht vorgesehen. "Aber eine Freundin ist zufällig auch in Albuquerque", berichtet er.
Kirchenmusiker-Prüfung bestanden
Nun war der Weg zum Stipendium aber nicht das einzige positive Erlebnis in Soenke Janssens bisherigem Jahr: Er schloss auch die Kirchenmusiker D-Prüfung als Organist ab – mit "sehr gut". Für den 16-Jährigen ein harter Weg, "aber ich bin froh, dass ich es geschafft habe", erklärt er. Seine Karriere an den Kirchenorgeln der Region begann demnach im Zuge seiner Konfirmation als 13-Jähriger. "Es war wie im Film: Ich habe in einer Pause des Konfirmandenunterrichts ein Klavier in der Ecke stehen sehen, mich einfach daran gesetzt und gespielt", erzählt Soenke Janssen, der da bereits Klavier spielte. Pastor Marc Heinemeyer habe das gehört und ihn gefragt, ob er nicht Orgel spielen lernen möchte. Der Jugendliche wollte und kam unter die Fittiche von Kreiskantor Ralf Wosch. Der brachte ihm das besondere Instrument schließlich bei.
Über die Prüfung selbst berichten Soenke und Tina Janssen vor allem von dem Umfang. "Sie richtet sich eher an Ältere, für Schüler ist das neu", sagt die Mutter zum Pensum. Doch Soenke Janssen biss sich durch. Aber schon vorher war er als Organist in der Region tätig, sei es in Gottesdiensten, bei Hochzeiten oder Taufen. "Nur Beerdigungen hat er noch nicht gespielt, aber die sind ja auch meistens dann, wenn er Schule hat", erklärt Tina Janssen.
In den USA wird er wohl nicht so regelmäßig an die Tasten kommen. "In den Kirchen dort gibt es eigentlich keine Orgeln", erklärt er. Nach seiner Rückkehr möchte er das Hobby als Nebenjob weiterführen. Beruflich sei das aber nichts für ihn. Und was sonst? "Informatik steht momentan hoch im Kurs, aber ich finde auch Jura interessant. Oder etwas in der Wirtschaft. Vielleicht auch Medizin", zählt er auf und erklärt selbst schmunzelnd: "Ich habe noch etwas Zeit, mich zu entscheiden." Denn jetzt steht schließlich erst einmal Amerika an.
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