
In dessen Mittelpunkt steht ein "Leseturm". Angedockt an das heutige Bibliotheksgebäude, nicht aber an das benachbarte Rathaus. Ein mehrstöckiges Gebäude, das trotz seines klotzförmigen Äußeren filigran daherkommen soll. Mit viel Glas und einer umfassenden Galerie als verbindendes Element zum Altbau.
So modern? Und so viel Glas? Passt das überhaupt für Achim? Dürr und seine Mitstreiter sind sich im Klaren darüber, dass es jede Menge Einwände geben wird. Aber genau diese Diskussion will die CDU mit ihrem Vorschlag anregen. Irgendwo müsse angefangen werden, warum also nicht mit einer konkreten Idee? "Wenn sich im Verlauf der Diskussion etwas anderes Tolles entwickelt, wird sich von uns niemand dagegen sperren", sagt Dürr. Auf keinen Fall erhebe die CDU den Anspruch, mit dem Leseturm bereits die endgültige Lösung vorgelegt zu haben. "Das soll ein Denkanstoß sein, ein Impuls für alle."
Gleichwohl spiegelt die Skizze, die die CDU bei einem Architekten in Auftrag gegeben hat, durchaus schon grundsätzliche Überlegungen der Fraktion wider. So vor allem die Entscheidung, keinen durchgehenden Gebäuderiegel mit dem Rathaus zu schaffen. Denn dies wäre aus Sicht der CDU die denkbar schlechteste Lösung, noch weniger geeignet als die Variante eines neuen Gebäudekomplexes auf dem Baumplatz, in den die Bibliothek als einer von mehreren Mietern einziehen würde. Auf Reisen im In- und Ausland habe er sich seit Jahren Bibliotheken angeschaut, vor allem auch, wo neue Gebäude oder Anbauten entstanden seien, erzählt Dürr. "Allen war die Eigenständigkeit des Gebäudes sehr wichtig." Von daher auch der bewusste Abstand zum Rathaus im vorliegenden Architektenentwurf. "Wir wollen keinen durchgehenden Riegel, sondern wie bisher einen Durchgang."
Ein zweiter Eckpfeiler der CDU-Überlegungen ist das klare Bekenntnis zu einem modernen Bau. Er wisse aus Erfahrung, dass so etwas in Achim nicht einfach umzusetzen sei, räumt Dürr ein. "Aber vielleicht sollten wir wirklich mal was wagen, etwas bauen, das 2020 oder 2030 darstellt und nicht 1998."
Was nahtlos an die nächste Überlegung anknüpft. Für die CDU geht es nicht einfach nur um einen 800 Quadratmeter großen Erweiterungsbau, sondern "um die Möglichkeit für Achim, etwas zu bieten, was andere nicht haben", erklärt Fraktionschef Ulrich Rehlich. Er wolle sich nicht damit abfinden, dass bei dem Bemühen, mehr Publikumsverkehr in die Innenstadt zu ziehen, immer nur an neue Geschäfte gedacht wird. "Warum nicht eine einmalige Kulturstätte schaffen?" Einen außergewöhnlichen Bau, der eine Bibliothek beherbergt, zugleich aber Medienzentrum ist und Veranstaltungsort mit mehreren Foren.
Auch Rüdiger Dürr ist von diesem Ansatz überzeugt und nennt als Beispiel die Einrichtung einer eigenständigen kleinen Cafébar mit Wireless-LAN-Anschluss, in der Besucher Kaffee trinken, lesen oder auch am Laptop arbeiten könnten. "Es ist irre, was man alles machen kann, wenn man nur möchte."
Was letztlich natürlich eine Frage der Kosten sei. Doch auch in dieser Hinsicht ist der CDU nicht bange. Hierfür seien noch Fördergelder der Europäischen Union da, die EFRE-Mittel, die der Stadt für die Innenstadtgestaltung zur Verfügung stehen. "Bislang sind ja von den 1,8 Millionen Euro nur rund 450000 für die Gieschen-Kreuzung weg", erläutert Rehlich.
Allerdings müssen alle EFRE-Mittel bis 2013 abgerufen werden. Für die CDU ein Argument mehr, sofort mit der konkreten Planung für den Bibliotheksanbau zu beginnen, ungeachtet der Diskussionen um die weitere Innenstadtentwicklung. "Wir sollten uns dieses Projekt nehmen, und es sozusagen als Leuchtturm umsetzen", hoffen Dürr und Rehlich auf eine Entscheidung über den Anbau noch in diesem Jahr.
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