
Verden. Zum Vergleich: Nach einem Unfall an der Erdgas-Bohrstelle Völkersen Nord Z1 wurden dort 3000 Mikrogramm Benzol je Liter im Erdreich gemessen. Daraufhin begann RWE-Dea mit aufwendigen Sanierungsmaßnahmen, um den Benzol-Wert auf zehn Mikrogramm zu senken. 12000 Mikrogramm ist der höchste je im Zusammenhang mit der hiesigen Erdgasförderung genannte Wert.
"Wir bestätigen diese Werte", sagte gestern Abend RWE-Sprecher Derek Bösche auf Anfrage. Sie seien in Holtebüttel an zwei Stellen in 1,20 bis 1,50 Meter Tiefe festgestellt worden. Er verwies auf die von RWE Dea eingerichtete Internetseite www.bürgerinfo-völkersen.de. Demnach sind bei insgesamt 16 Proben Benzolkonzentrationen von mehr als 1000 Mikrogramm pro Liter gemessen worden. Der Geringfügigkeitsschwellenwert liege nach Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser bei einem Mikrogramm/Liter, heißt es bei Dea.
Wie bereits gestern berichtet, hat RWE Dea mittlerweile sein insgesamt 22 Kilometer langes Lagerstättenwasserleitungsnetz nahezu komplett untersuchen lassen. Rund zwei Drittel der Leitungsstrecken aus Kunststoffrohren sind nach RWE Dea-Angaben unbelastet. In den anderen Abschnitten gebe es Werte unterschiedlich hoher Konzentration. Dort werde nun in Abstimmung mit den Behörden "das Schadensausmaß umgehend durch weitere Untersuchungen sehr sorgfältig eingegrenzt", heißt es in einer Pressemitteilung. Bösche unterstrich gestern auf Anfrage: "Es besteht keine Gefährdung für Menschen, Flora und Fauna. Bei rund 800 Messungen im Erdgasförderfeld Völkersen ist weder im Oberflächenwasser, noch in der Atmosphäre noch in Brunnen Benzol festgestellt worden." Benzol gilt als Krebs erregend.
Angesichts der Verunsicherung der Bevölkerung und des Unmuts nach den bekannt gewordenen Unfällen sowie wegen der Risiken des Fracking-Verfahrens hat der Kreistag gestern eine "Resolution für eine umwelt- und gesundheitsverträgliche Erdgasförderung im Landkreis Verden" verabschiedet. Vom Bundes- und Landesgesetzgeber, vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie sowie von der RWE-Dea AG fordern die Politiker die sofortige Beendigung der Verpressung von Lagerstättenwasser in Versenkbohrungen und den Verzicht auf die Verlegung von Lagerstättenwasserleitungen in Wasserschutzgebieten. Vor dem Einsatz des Fracking-Verfahrens müsse zwingend eine Umweltverträglichkeitsprüfung erfolgen. Die gesetzlichen Voraussetzungen dafür müssten umgehend geschaffen werden. Bis dahin müsse dieses Verfahren verboten werden. Und schließlich: Für Lagerstättenwasserleitungen solle vorgeschrieben werden, dass dafür ausschließlich Materialien verwendet werden, die nachweislich und ohne jeden Zweifel
diffusionsdicht sind. Die vorhandenen Leitungen dürften nicht weiter genutzt und müssten aus dem Boden entfernt werden.
Im Landtag erwarte er für kommende Woche eine "Entschließung" mit ähnlichem Inhalt, sagte der CDU-Abgeordnete Wilhelm Hogrefe. Dies sei eine Handlungsanweisung an die Regierung, so Hogrefe, der ausdrücklich den Bürgerinitiativen für deren Einsatz dankte: "Sie haben unser Bewusstsein für das Problem geschärft."