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Barrierefreies Leben Lebensqualität zurückgewinnen

Vermeintlich kleinste Hindernisse sind für Menschen mit Behinderung häufig ein großes Problem. Barrierefreie Lösungen und Hilfsmittel können den Alltag erleichtern.
27.01.2023, 06:36 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Annika Häfermann

Eine kleine Treppe zur Haustür, enge Badezimmertüren – überall im Haus sind Hindernisse, die schnell zur Herausforderung werden können. Stolperschwellen sowie schwer oder gar nicht erreichbare Stellen in den eigenen vier Wänden machen vielen Menschen im Alltag zu schaffen – sei es wegen altersbedingter oder angeborener Beeinträchtigungen. Angesichts der demografischen Entwicklung in Deutschland wächst das Interesse am barrierefreien Bauen, Umbauen und Wohnen. Nach statistischen Prognosen wird der Anteil der über 60-Jährigen im Jahr 2030 bei 36 Prozent liegen.

Heute schon für morgen bauen: Kluge, junge Bauherren planen bereits in frühen Jahren barrierefrei und müssen im Alter, nach einem Unfall oder bei einer schweren Krankheit nicht umziehen oder entsprechende Renovierungen ergreifen. Heutige Senioren hingegen, die seit Jahrzehnten mit Barrieren in ihrer Immobilie leben, beschäftigen sich damit, das Eigenheim so auszustatten und umzubauen, dass sie möglichst komfortabel ihren kompletten Lebensabend daheim verbringen können.

Ausstellung informiert über Hilfsmittel

Eine unabhängige und neutrale Beratung zum Thema bietet in Bremen der Verein kom.fort in seiner Beratungsstelle in der Landwehrstraße. Die Besucher der dortigen Ausstellung sind zum Ausprobieren eingeladen: Vom Treppenlift über die Schwellenüberbrückung für die Balkontür bis hin zum barrierefreien Bad sowie rollstuhlfahrerfreundlichen Optionen für Küche und Schlafzimmer kann man die vielen Lösungen erkunden, die den Alltag erleichtern und zugleich ästhetischen Ansprüchen gerecht werden.

Hauptsächlich kommen Senioren und Menschen mit Behinderungen sowie ihre Angehörigen zu kom.fort, sagt die Vereinsvorsitzende und Leiterin der Beratungsstelle Meike Austermann-Frenz. „Der Schwerpunkt unserer Beratung liegt im Sanitärbereich. Es geht oft um die Themen Badewanne und Dusche.“ Auch Stufen und Treppen, die Hindernisse für körperlich Beeinträchtige darstellen, beschäftigen viele der Besucher.

Beratung zu Förderungen

Das Thema Finanzierung kommt in der Beratung ebenfalls häufig zur Sprache. „Für Menschen, die wenig Geld haben, gibt es Fördermöglichkeiten“, erläutert Austermann-Frenz. So kann man etwa einen Haltegriff aus dem Hilfsmittelverzeichnis auf Kosten der Krankenkasse mittels Rezept vom Arzt erhalten. Wer das Kfw-Programm „Altersgerecht Umbauen“ nutzen möchte, sollte berücksichtigen, dass derzeit nur die Kreditvariante, jedoch kein Zuschuss erhältlich ist.

Im Klima-Bau-Zentrum, Am Brill 15/17, das am 1. Februar Eröffnung feiert, wird kom.fort demnächst mit weiteren Beratungsangeboten und Veranstaltungen vertreten sein. Am 14. März ist Planerin und Wohnberaterin Meike Austermann-Frenz außerdem zu Gast im „Musterhaus zum Wohnen mit Zukunft“ in Osterholz-Scharmbeck, wo sie über altersgerechte und barrierefreie Badgestaltung informiert.

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Nachholbedarf

Sobald man die eigenen, auf seine persönlichen Bedürfnisse ausgestatteten vier Wände verlässt, gibt es zahlreiche Orte, an denen es stark an Barrierefreiheit mangelt. So fordert unter anderem das Deutsche Institut für Menschenrechte, das Gesundheitssystem
inklusiver zu gestalten. Denn häufig verhindern Barrieren im Alltag Inklusion und Teilhabe.

Nach Beobachtungen des Vereins können Menschen mit Behinderungen, die besonders auf medizinische Unterstützung angewiesen sind, diese oft nicht in Anspruch nehmen, weil selbst Arztpraxen nicht barrierefrei seien. Laut Bundesteilhabebericht 2021 sind bislang erst 21 Prozent der Praxen für Rollstuhlfahrer zugänglich. Auch bei der Ausstattung herrscht dem Bericht zufolge noch Nachholbedarf: Nur 13 Prozent der Einrichtungen erfüllen mindestens ein weiteres Kriterium der Barrierefreiheit – zum Beispiel höhenverstellbare Möbel oder barrierefreie Sanitäranlagen.

Das Institut fordert deshalb die zügige Entwicklung des im Koalitionsvertrag vorgesehenen „Aktionsplans für ein diverses, inklusives und barrierefreies Gesundheitswesen“ unter Mitwirkung von Menschen mit Behinderungen. Weitere Themen des Instituts sind etwa Wohnen, Mobilität, Arbeit und Bildung.

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