Neuzugänge lassen Fans hoffen
Naby Keita, Senne Lynen, Dawid Kownacki, Nick Woltemade und Justin Njinmah – Werder verbreitert den Kader. Die neuen Namen machen Hoffnung. Zu seinem Einstand bewies Naby Keita zum einen Humor und zum anderen, dass er eine fremde Sprache ziemlich schnell beherrscht: „Moin, alle“, begrüßte er die Journalisten schmunzelnd zur Pressekonferenz nach seinem überraschenden Wechsel. Damit hatte er gleichzeitig die Herzen der Fans im Sturm erobert, die eigentlich noch immer nicht so richtig fassen können, dass es Clemens Fritz und Frank Baumann gelungen war, einen Fußballer mit dem Format eines Weltstars ablösefrei zu verpflichten.

Noch konnte Naby Keita wegen einer Verletzung Werder auf dem Platz nicht helfen, aber das wird er sicher nachholen.
Der 28-jährige Nationalspieler Guineas soll künftig die Fäden im zentralen Mittelfeld ziehen. Allerdings hat er sich während der Vorbereitung verletzt, sodass er den Saisonstart verpassen wird. Dafür hat der nächste Neuzugang zu Beginn ebenfalls einen äußerst positiven Eindruck hinterlassen. Der defensive Mittelfeldspieler Senne Lynen wechselte vom letztjährigen Europa-Pokal-Teilnehmer Union Saint Gilloise und gilt als Wunschlösung auf der Sechser-Position.

Senne Lynen kam aus Belgien und ist ein zentraler Mittelfeldspieler.
Für die Offensive hat Werder ebenso vorgesorgt – unter anderem für den Fall, dass Niclas Füllkrug den Verein noch verlassen sollte – die Transferperiode endet am 31. August. Dawid Kownacki, 28-jähriger Nationalspieler aus Polen, ist ablösefrei von Fortuna Düsseldorf gekommen. Er absolvierte eine starke Vorbereitung und weckt Hoffnungen auf eine erneut starke Offensivabteilung. Diese wird mit dem nach seiner Leihe an die SV Elversberg zurückkehrenden Nick Woltemade und Justin Njinmah ergänzt, dessen Leihe bei Borussia Dortmund II beendet ist.
Nicht nur Werders neuer Kaderplaner Johannes Jahns sieht das Team gut aufgestellt, auch Fritz und Baumann sehen der 61. Bundesligasaison optimistisch entgegen.

Justin Njinmah war an die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund verliehen, nun läuft er in Grün-Weiß auf.
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Nick Woltemade läuft nach einer Leihe wieder für Werder auf.
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David Kownacki ist polnischer Nationalspieler und spielte zuvor in Düsseldorf.
Gumzmedia/Andreas GumzStarkes Team mit viel Qualität
Nach der 3:2-Niederlage bei Drittligist Viktoria Köln im Pokal hat die Vorfreude bei den Anhängern und den Verantwortlichen der Grün-Weißen vor dem schweren Auftakt gegen Rekordmeister Bayern München (heute, 20.30 Uhr) etwas gelitten. Grund für Optimismus gibt es jedoch: Schließlich verfügt Werder Bremen über reichlich Qualität im Kader – und die sollte auf jeden Fall ausreichen, um die Spielzeit in sicheren Gefilden des Klassements zu beenden.
Nichtsdestotrotz startet der SV Werder Bremen als Tabellenführer in die 61. Bundesligasaison. Allerdings ist dieser Titel ein unrühmlicher: Die Mannschaft von Trainer Ole Werner führt die Statistik in der Kategorie „Erstrundenaus im DFB-Pokal“ an. Es hat damit schon etwas vom Spielfilmklassiker „Und täglich grüßt das Murmeltier“, in dem Wettermann Phil Connors, den Bill Murray spielt, in einer Zeitschleife gefangen ist. Er erlebt immer und immer wieder denselben Tag. Immerhin ist Werder in den vergangenen 13 Jahren – seit dem Erfolg im Pokal 2009 – bereits sechs Mal in der ersten Runde gescheitert.

Nach der Vorbereitung wird es nun ernst: Werder Bremen startet in die neue Saison.
Starke Leistung der Fans
Im Umfeld wie auch innerhalb des Vereins erinnert so manch Unverzagter nun an die Spielzeit 2003/04. Sie startete mit der Schmach von Pasching und endete mit dem Gewinn der Meisterschaft und des Pokals. Ob sich Werder nach einem unerwarteten Niederschlag wie einst der Phönix aus der Asche zu meisterlichen Ehren oder zumindest einer unbeschwerten Saison außerhalb der Abstiegszone aufschwingt, wird die Zukunft zeigen. In der Double-Saison hatten die zahlreichen Unkenrufe der Pessimisten den Verein und die Saison schon längst abgeschrieben.
Besonders am Optimismus des grün-weißen Anhangs nagt der Umstand, dass die Bremer Defensive im Pokalspiel erneut Schwächen gezeigt hat. „Wir hätten die Tore auf diese Art und Weise einfach nicht kassieren dürfen“, ärgerte sich Cheftrainer Ole Werner nach dem Abpfiff im Rheinland. Zum Ende der Vorbereitung hatte er sich zufrieden gezeigt. Alle Spieler zögen voll mit und insbesondere der bisherige Problembereich Defensivschwäche sei oft und gut beackert worden, sagte Werner.
Gegen Viktoria Köln offenbarten die Bremer überwunden geglaubte Schwächen, im Defensivbereich mangelte es an Absprache, Sicherheit und Robustheit. Die Rote Karte wegen einer Notbremse in der elften Minute gegen Amos Pieper hatte sicherlich nicht zur Stabilität der Abwehr beigetragen.
Nicht nur Stürmer Niclas Füllkrug haderte mit der Abwehr, auch die Fans äußerten ihren Unmut nach Schlusspfiff laut und deutlich. Dabei sind es gerade die Anhänger, die absolut bundesligatauglich sind. Die Stimmung im Kölner Stadion war großartig, von Beginn an unterstützten die Fans den SVW lautstark.

Mit viel Vorfreude sehen die Spieler und das Trainerteam der neuen Saison entgegen.
„Ich habe noch immer Bock auf die Saison“, versicherte der Trainer nach dem Spiel in Köln – der Trotz dabei ist deutlich. „Jetzt erst recht“, will Werner damit signalisieren. Der Saisonauftakt im Weserstadion gegen die Bayern kann kaum schwieriger sein – in den vergangenen Jahren hatte Werder in diesem Duell meist das Nachsehen. Allerdings ist auch der Rekordmeister nicht gerade ideal in die neue Spielzeit gestartet. Die deutliche Niederlage im Supercup im heimischen Stadion gegen RB Leipzig ist ein kleiner Dämpfer für die erfolgsverwöhnte Truppe aus dem Süden der Republik.
Und schon ist die Tür wieder einen Spalt auf. Vor der Saison das Handtuch werfen, ist nicht nur unklug, sondern dämlich. Es gilt zudem im Kopf zu behalten, dass Werder die zweite Spielzeit nach dem Aufstieg angeht. Die Erwartungen sollten anfangs also nicht zu groß sein: ein gutes Spiel gegen den Meister, nicht untergehen, erste Schritte machen – das wäre schon etwas. Hoffnung auf ein Unentschieden oder gar einen Sieg? Immer.
Positiv blicken Fans und Verantwortliche daher der neuen Spielzeit entgegen und freuen sich auf den Anpfiff der Saison. Die Dauerkarten gingen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln und auch in diesem Jahr dürfte das Weserstadion bei jedem Heimspiel ausverkauft sein. Es liegt nun also an den Spielern, dem gesamten Team, diese Treue mit guten Leistungen zurückzuzahlen und möglichst frühzeitig nichts mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben.
Viel Klasse im Kader
Werders Spieler wie auch Trainer Ole Werner und sein Stab müssen jetzt unter Beweis stellen, dass die Pokalpleite bei Viktoria Köln nur ein Ausrutscher war und die kommende Saison ein gutes Ende für den SVW – und die Hansestadt – nehmen wird. Rufen die Spieler ihre individuelle Klasse in jedem Spiel über die volle Spielzeit ab, muss sich in 34 Spieltagen niemand Sorgen um eine gute Platzierung in der Tabelle machen.
Hilfreich und immer vorbehaltlos wird dabei die Unterstützung der Fans sein, die sich ihrem Lieblingsverein nach wie vor zugehörig zeigen. Sie stehen wie in den vergangenen Jahrzehnten immer hinter der Mannschaft. Unerschütterlich.