Delmenhorst/Oldenburg-Land. Zur Winterpause der Fußball-Kreisliga deutet vieles darauf hin, dass der FC Hude den unglücklichen Bezirksliga-Abstieg in der zurückliegenden Saison schnell wieder reparieren kann. Es ist nicht nur der Vorsprung von sechs Punkten – wenn auch bei einem Spiel mehr – auf den momentan engsten Verfolger TuS Heidkrug, es ist vor allem die fehlende Konstanz der Mitfavoriten, die für den FCH spricht. Am Tabellenende sind der Ahlhorner SV und SV Achternmeer auf den beiden Abstiegsplätzen drei Punkte hinter dem rettenden Ufer, doch der direkt über dem Strich platzierte Delmenhorster TB ist wegen seines großen Verletzungspechs akut gefährdet. Freilich ist das Tabellenbild aufgrund der vielen Ausfälle aktuell extrem schief. Geplant waren bis zur Winterpause 152 der insgesamt 240 Partien, stattgefunden haben jedoch erst 124 Spiele. Der DTB hat beispielsweise jeweils zwei Partien mehr bestritten als Ahlhorn und Achternmeer.
Die terminlich vollgepackte Rückrunde kann der FC Hude voraussichtlich direkt auf dem neuen Kunstrasenplatz angehen. Ein weiterer Faktor, der den direkten Wiederaufstieg ermöglichen sollte. Zumal die Mannschaft von Lars Möhlenbrock in fast allen ihrer 16 Begegnungen auftrat wie ein Bezirksligist. Und das, obwohl dem Team durch die schweren Verletzungen von Cüneyt Yildiz und Ole Schöneboom für nahezu die gesamte Saison das Herzstück herausgerissen wurde. Möhlenbrocks Team kommt über Geschlossenheit und Fitness und ist auch spielerisch den meisten Gegnern überlegen. Einzige Ausnahme war die 0:4-Heimklatsche gegen Heidkrug, ansonsten gab es nur mit den 2:2-Remis in Wardenburg und Dötlingen Punktverluste. In beiden Spielen gelang Hude der Ausgleich erst in der zweiten Minute der Nachspielzeit, ein weiterer Beleg für den langen Atem.
Dieser könnte am Ende den Ausschlag geben, fast umgekehrt ist die Tendenz in Heidkrug. Vom Start weg gewann der TuS die ersten elf Partien mit 40:7 Toren, und Trainer Selim Karaca bemühte sich schon ab Spieltag fünf, die Euphorie zu bremsen. Sein wöchentlicher Kommentar, „Wir sind nicht so gut, wie wir in der Tabelle stehen“, wurde zum geflügelten Wort. Gleichwohl war es beeindruckend, wie seine oft durchrotierte Mannschaft mit Geduld, Geschlossenheit und etwas Glück die Gegner besiegte. Sinnbildlich für das „System Karaca“ ist der Vergleich der Bilanzen in beiden Halbzeiten: In den ersten 45 Minuten beschränkten sich die Heidkruger auf 16:10 Treffer, nach dem Seitenwechsel wurden die Kontrahenten mit 30:7 Toren ausgekontert.
Eher als Heidkrug hätte man den TSV Ippener und den VfR Wardenburg in Hudes Verfolgerrolle erwartet. Doch besonders Ippener holte in den Gipfeltreffen kaum Punkte. Was nutzen der Mannschaft von Chawkat El Hourani Kantersiege wie das 14:0 gegen Achternmeer, 10:3 in Ahlhorn oder 9:1 gegen den TV Jahn Delmenhorst, wenn in den Sechs-Punkte-Spielen gegen Mitfavoriten nichts herausspringt? Exemplarisch für die These, dass in der Kreisliga Talent und Temperament gegen Teamgeist und Taktik verlieren, war Ippeners 0:5 in Heidkrug. Anders ausgedrückt: Mit der Heidkruger Disziplin hätte Ippener absolut Bezirksliga-Niveau. Besonders die herausragenden Torjäger Zana Ibrahim (28 Treffer in 13 Einsätzen) und Hayri Sevimli (16) stechen hier heraus.
Der VfR Wardenburg könnte als einziger Klub dem FC Hude richtig gefährlich werden, wenn man die beiden aufeinanderfolgenden Heimspiele gegen Hude (2:2 trotz 2:0-Führung bis zur 89. Minute) und Heidkrug (sehr unglücklich 0:1) siegreich gestaltet hätte. Wobei sich der VfR andererseits glücklich schätzen konnte, dass die Reserve des SV Atlas Delmenhorst bei ihrem furiosen 6:2 in Wardenburg den nicht spielberechtigten Mark Spohler einsetzte und deshalb am Grünen Tisch 0:5 verlor. Das war allerdings auch so ziemlich das einzige Spiel, in dem der SV Atlas II auf den Fundus des Oberliga-Aufgebotes Zugriff hatte. Ansonsten hatte der Aufsteiger meistens nur einen Mini-Kader zur Verfügung, daher ist Rang sechs eine gute Ausbeute. Fünfter ist der Harpstedter TB, der nicht nur mit einem 2:1-Auswärtssieg den Heidkruger Höhenflug stoppte, sondern generell mit seiner verjüngten Mannschaft überzeugen konnte. Das gilt auch erneut für den FC Huntlosen, der wie der TSV Großenkneten mit einem Kunstrasenplatz im Winter einen großen Standortvorteil hat. Das kennt man auch aus Berne, wobei die Spielvereinigung trotzdem noch einige Punkte in der Rückrunde sammeln muss. Während man beim TV Dötlingen und auch beim als Absteiger Nummer eins gehandelten TV Munderloh mit der bisherigen Ausbeute durchaus einverstanden sein kann, enttäuschten die viel höher gehandelten Teams vom TV Jahn und von Vizemeister TSV Ganderkesee.
Der TSV konnte die Abgänge der Torjäger Michael Eberle, Niels Stolle und Ninos Yousef (zusammen 46 Treffer) nicht kompensieren, bei Jahn zündeten die zahlreichen Zugänge erst mit Verspätung. In den letzten sechs Spielen gab es immerhin vier Siege, unter anderem einen wichtigen 3:2-Derbyerfolg gegen den gebeutelten DTB. Dort sehnte Trainer André Tiedemann eine frühe Winterpause herbei, weil die Zahl der Verletzten der Punkteausbeute (elf Zähler) immer näher kam. Ähnlich prekär war die personelle Situation zum Ende der Hinrunde beim Schlusslicht SV Achternmeer. Wie der Vorletzte aus Ahlhorn weist der Träger der Roten Laterne nur acht Zähler auf.
Trotzdem haben sowohl der ASV als auch der SVA noch Steigerungspotenzial, um die Klasse zu halten. Zumal noch 16 Spiele für die beiden derzeitigen Abstiegskandidaten ausstehen. Hude muss sich noch 14-mal bewähren, dann könnte auch aufgrund der Schwächen der Konkurrenten die Bezirksliga-Rückkehr fix sein.
Daten und Fakten
Bisher erzielten die Kreisligisten 576 Tore, davon entfielen 315 auf die Heimmannschaften. Der Schnitt erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr von 4,55 auf 4,65. Darunter waren sieben Eigentore und 30 Treffer vom Elfmeterpunkt. Klar führend ist hier Dötlingens Benjamin Bohrer mit sieben Strafstoßtreffern. 55-mal trafen eingewechselte Spieler. Klassischer Joker ist Bernes Bastian Wendorff, der zehnmal eingewechselt wurde und dabei viermal netzte.
Die Fairness bewegt sich rein statistisch auf ähnlichem Niveau wie in der Vorsaison. Damals sammelten die Mannschaften 4,86 Strafpunkte pro Spiel, jetzt sind es 4,95. Während man in Heidkrug großen Wert auf Fair Play legt und dieses Ranking deutlich anführt, ist Ganderkesees schlechtes Abschneiden auch auf die Rote Laterne in der Fair-Play-Wertung zurückzuführen. Wie Ippener und Achternmeer musste das Team fünf Platzverweise akzeptieren, nur Berne beendete jede Partie zu elft. Die meisten Karten zückte Schiedsrichter Carsten Radtke. Nicht nur seine 25 Gelben Karten (bei fünf Ansetzungen) sind der Höchstwert, dazu verhängte Radtke drei Ampeln und einmal glatt Rot. Als einziger Unparteiischer schickte Jörn Peters zwei Sünder mit Rot vom Rasen. Die Anzahl von bislang zwölf Roten Karten ist durchaus in Ordnung, dazu gab es 23-mal Gelb-Rot. Die meisten Strafstöße verhängte Sascha Rustler, nämlich fünf.
Bei der Torausbeute ist Zana Ibrahim von Beginn an auf Rekordjagd. Zum 14:0 über Achternmeer trug Ippeners Nummer 23 die Hälfte der Treffer bei, dazu gab es sechs Buden gegen Jahn (9:1) und fünf beim kuriosen 8:7 über Munderloh. Das sind nicht weniger als Rang eins, zwei und drei in diesem Ranking. Am nächsten kommt ihm Hudes Torben Liebsch dank eines Viererpacks beim 5:1 über Ganderkesee.
Die meisten Spielminuten sammelte Großenknetens Andre Reimann mit 1530. Bei 17 Einsätzen ist das die volle Ausbeute. Feste Rollen gibt es offenbar in Huntlosen: Stefan Merz wurde in 15 Partien zwölfmal ausgewechselt, Christian Brandes durfte nur zehnmal von der Bank ran und sammelte dabei lediglich 84 Minuten. Die meisten Strafen schluckte Achternmeers Maik Böttcher (fünfmal Gelb plus zwei Ampeln gleich elf Strafpunkte), gefolgt von Ippeners Ümit Yildiz mit ebenfalls fünf Gelben Karten plus einmal Rot.
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