Sulingen. Julian Stolz schlug mehrmals mit der Faust gegen die Hallenwand und fluchte dabei immer wieder lautstark – er wollte und konnte sich offensichtlich kaum beruhigen. Die Reaktion des Goalgetters der HSG Grüppenbühren/Bookholzberg war dabei allerdings komplett nachvollziehbar. Schließlich hatte der Handball-Verbandsligist gerade den Abstiegsgipfel beim TuS Sulingen äußerst bitter mit 30:31 (15:14) verloren: Die Gastgeber sahen fünf Minuten vor Ende mit einem Vier-Tore-Vorsprung zwar schon wie der sichere Sieger aus. Doch die HSG kämpfte sich noch mal auf einen Treffer heran und war elf Sekunden vor Schluss sogar in Ballbesitz. Wie die finale Szene endete? Mit einem vermeintlichen Offensivfoul der HSG und ausgelassen im Kreis hüpfenden und feiernden Sulingern.
HSG-Coach Andreas Müller saß währenddessen auf einer Holzbank. Fassungslos und enttäuscht. "Ich weiß nicht, ob man in dieser Situation auf Foul entscheiden muss. Unser Spieler ist in niemanden reingelaufen oder hat wen behindert. Sehr schade. Aber eigentlich hätte er den Ball schon längst weiterpassen müssen, unser Linksaußen stand komplett frei", kritisierte Müller. Er machte keinen Hehl daraus, dass er sich mehr von dieser Partie erhofft hatte. Statt mit einem direkten Konkurrenten gleichzuziehen, wird es für den Aufsteiger nun richtig ungemütlich: Als Tabellenzwölfter belegt er zwar keinen offiziellen Abstiegsplatz, doch aufgrund von Absteigern aus den oberen Ligen wird das vermutlich nicht zum Klassenerhalt reichen. "Der Zug ist noch nicht abgefahren, aber heute hätten wir gewinnen können", meinte Müller.
Vielversprechender Start
Mit der finalen Szene der Partie hat die HSG einen Punkt weggeschmissen. Betrachtet man aber die kompletten 60 Minuten, dann ist die Niederlage jedoch noch um ein Vielfaches schmerzlicher: Letztendlich haben die Bookholzberger nämlich einen Sieg und eben nicht nur ein Remis hergeschenkt. Gegen einen verunsicherten Gegner erwischten die Bookholzberger einen guten Start und diktierten in vielen Phasen das Geschehen. Sowohl von außen wie auch aus dem Rückraum erzielten die Gäste Treffer. Und während die TuS-Verteidigung einfach keinen richtigen Zugriff bekam, verteidigten die Bookholzberger wesentlich aggressiver. Immer wieder musste der Gastgeber unter Bedrängnis oder aus schwierigen Positionen abschließen. Dass er die wenigen guten Würfe neben das HSG-Tor knallte, verhalf den Gästen zu einer verdienten 7:3-Führung nach zehn Minuten.
In der Folge fühlten sich die Bookholzberger aber offensichtlich zu sicher. Statt weiterhin zielstrebig das gegnerische Tor zu attackieren und aus guten Positionen abzuschließen, häuften sich nun die Fehler. "Wir dachten, dass es in der Offensive ja ganz locker läuft. Meine Spieler haben sich Würfe genommen, die so nicht abgesprochen waren. Sulingen haben wir damit in die Partie gebracht", haderte Müller. Tatsächlich hatten die Hausherren das Spiel bis zur 24 Minuten gedreht – 12:11. Dabei profitierten die Sulinger nicht nur von der schwachen Offensive der HSG – sondern auch in der Defensive ließen die Bookholzberger nach. Immer häufiger klafften dort Lücken.
Immerhin fing sich die Müller-Sieben wieder. Sie nutzte die hektische Schlussphase, um 60 Sekunden vor dem Halbzeitpfiff durch Jan-Niklas Ordemann zum 15:14 zu treffen. "Mein Team kam dann auch gut aus der Kabine", berichtete Müller. Bis zur 40. Minute lagen die Gäste durchgehend mit zwei Toren in Front. Plötzlich zog allerdings wieder der Schlendrian bei der HSG ein. Gleichzeitig trat der Zweit- und Drittligaerfahrene TuS-Akteur Jan Mohrmann ins Rampenlicht: Einen Ball nach dem anderen brachte er im Kasten der HSG unter. Selbst als er in Manndeckung genommen wurde, war er nicht zu stoppen. Von seinen neun Toren warf er sieben in den finalen 20 Minuten und führte damit die Wende für die Sulinger herbei – 30:26 (56.). Dass die Bookholzberger nochmals rankamen, hatte sich der TuS selbst zuzuschreiben – genauso wie die HSG, dass sie am Ende mit leeren Händen da stand. Müller: "Ich bin extrem enttäuscht."
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