
Vor drei Jahren in Izmir hieß es: Bis zum One Nation Cup 2015 in Bremen. Warum findet die Veranstaltung nun ein Jahr später statt?
Ulli Barde: Die Veranstaltung war nicht ausfinanziert, und als Veranstalter konnte der Sportgarten kein Risiko eingehen. Da haben wir gesagt: Wir schieben um ein Jahr. Jetzt waren wir im Winter schwer beschäftigt, weil uns klar war, der One Nation Cup ist Geschichte, wenn wir ihn absagen und es jetzt nicht machen. Mittlerweile haben wir auch die notwendige Unterstützung bekommen.
Dann gibt es kein finanzielles Risiko mehr?
Marco Bode: Ein kleines Risiko gibt es immer. Aber wir sind jetzt so aufgestellt, wie wir gewöhnlich aufgestellt sind bei dieser Veranstaltung.
Barde: Natürlich kann man auch den One Nation Cup noch besser ausstatten. Ein Beispiel: Setzt du viele Ehrenamtliche ein oder kannst du auch ein paar Dolmetscher beauftragen?
Sie erwarten insgesamt zwölf Mannschaften zum Turnier. Wie viel steht bereits von dieser Veranstaltung?
Bode: Eines ist auf jeden Fall unverändert, nämlich die Grundidee. Auch der fünfte One Nation Cup läuft unter dem Motto „play Football, win friends“. Die teilnehmenden Teams stehen, zwei, drei Patenschulen fehlen noch, um diese Teams zu unterstützen. Zudem steht ein Großteil des Programms, wir werden zum Beispiel wieder mit allen Teilnehmern ins Klimahaus fahren und eine Abschlussfeier auf dem Marktplatz machen. Da wird es wieder eine große Bühne geben – mit Livebands, ein schönes Fest zum Abschluss also.
Sie greifen vermutlich auch auf eine ganze Menge etablierter Strukturen zurück, oder?
Bode: Genau. Das einzige Problem ist in diesem Jahr der Rathausbalkon, der voraussichtlich eingerüstet ist. Noch hoffen wir, dass sie erst nach dem ONC mit den Bauarbeiten beginnen (lacht).
Man merkt Ihnen den Spaß an, der mit der Organisation dieses Turniers verbunden ist. Aber es ist auch eine Menge Arbeit zu leisten. Woher kommt der Antrieb für dieses Engagement?
Barde: Einmal sind es sicher die ganzen Beteiligten aus Bremen. Das Projekt wird von vielen unterstützt. Schulen, Unternehmen, Vereine, Einzelpersonen – alle sind sehr interessiert und erkundigen sich nach dem aktuellen Stand. Darüber hinaus geht es um diese Internationalität, die in Bremen über wirtschaftliche Belange hinaus nicht so sehr gelebt wird. Da ist der ONC ein super Projekt, das diese Beziehungen verstärkt. Ein persönlicher Antrieb ist auch, dass diese Welt gerade durchzudrehen scheint und wir mit dem Turnier hier in Bremen einen kleinen Beitrag zur Verständigung unter den Völkern leisten können. Wir haben bei der Auswahl der Teams schon darauf geachtet: Es treten Mannschaften aus den USA und Russland an, auch Polen, die Türkei und Israel sind dabei. Die Beziehungen dieser Länder sind eher schwierig, beim One Nation Cup erlebt man Völkerverständigung pur und wie gut es zusammen geht.
Bode: Dem habe ich kaum etwas hinzuzufügen. Ich weiß als Fußballer, welch tolles Erlebnis ein solches Turnier für die Teilnehmer darstellt. Die Hoffnung ist berechtigt, dass sie alle mit glänzenden Augen und vielen Erinnerungen nach Hause fahren. Darüber hinaus dreht ja nicht nur die Welt ein bisschen durch, sondern auch der Fußball. Unser Motto soll eben auch Werte vermitteln. Jeder möchte gewinnen, und das ist auch gut so. Aber es gibt immer noch wichtigere Dinge, nämlich Gemeinsamkeiten zu erkennen und Freunde zu finden. Die Erkenntnis, dass wir eine Welt sein können, auch wenn wir unterschiedlich sind.
Das Turnier wurde bislang vier Mal ausgetragen. Wie sehr hat es dieses Motto „play Football, win friends“ bisher umgesetzt?
Barde: Das kann man natürlich nicht genau messen. Aber ich habe schon das Gefühl, dass sich die Beziehungen untereinander vertieft haben. Die Japaner kommen jetzt zum Beispiel regelmäßig nach Bremen, mit der Okudera-Fußballschule. Mit Izmir gibt es einen konkreten Austausch in Bezug auf die Ausbildung junger Menschen, dort macht man wiederum auch einige Projekte mit den Südafrikanern. Der ONC initiiert eine Menge an Vernetzung. Unser Partner in Japan trägt sich mit der Idee, den ONC zur Vorbereitung der Olympischen Spiele 2020 dort auszutragen.
Dann ist es mittlerweile also undenkbar für Sie, auf den ONC zu verzichten?
Bode: Auch wenn es immer wieder einige Mühen mit sich bringt, sind Ulli und ich längst zum Schluss gekommen, dass wir für diese tolle Idee und das viele gute Feedback kämpfen werden. Der ONC soll uns noch lange erhalten bleiben. Von Bremen raus in die Welt und wieder zurück nach Bremen, dieser Rhythmus ist wirklich gut. Alle paar Jahre können wir das leisten.
Das sportliche Niveau des ONC gilt als ordentlich. Wie wichtig ist es für die Veranstaltung?
Barde: Du reist um den halben Erdball und möchtest dann auch auf Mannschaften auf Augenhöhe treffen. Sonst wird es schnell langweilig. Mittlerweile wissen die Teams auch, was sie erwartet.
Bode: Wir wollen schon guten Fußball haben. Das ist einfach attraktiver für die Zuschauer, für alle Beteiligten. Es geht immer um die Kombination dieses Völker verbindenden Elements mit einer guten spielerischen Qualität.
Stehen das Niveau und der damit verbundene Ehrgeiz dem eigentlichen Motto manchmal im Weg?
Bode: Die Frage ist nicht unberechtigt. Manche Teams kommen und haben das Motto noch nicht ganz kapiert. Aber nach zwei, drei Tagen ist allen klar, worum es eigentlich geht. Dann öffnen sich auch diese Teams für das ganze Drumherum.
Barde: Wobei die Spieler meistens lockerer sind als die Trainer. Deshalb gibt es regelmäßig Besprechungen mit ihnen. Dort lernt man sich kennen und schätzen. Das gibt den Impuls in die richtige Richtung.
Sie bringen beim ONC junge Fußballer und Fußballerinnen aus der ganzen Welt zusammen. Welche Rolle spielen eigentlich die Scouts?
Barde: Sie spielen eine ganz wichtige Rolle (lacht). Aber bei uns sind Scouts junge Menschen aus Bremen und dem Umland, die die Teams durch die Stadt begleiten.
Bode: Die anderen Scouts sind immer mal wieder bei dem Turnier präsent. Da haben wir im Prinzip auch nichts dagegen. Aber der ONC soll gar nicht die Bühne sein für Talente, sich in Richtung Profifußball zu etablieren. Bei guten Spielern bleibt das manchmal allerdings nicht aus.
Was kostet der ONC?
Bode: Wir haben ein Gesamtbudget von rund 250 000 Euro, weil wir alle Kosten der Teams in Bremen übernehmen, etwa die Unterbringung, Versorgung und den Transport. Daneben versuchen wir auch, den Partnerschulen eine kleine Unterstützung zukommen zu lassen, machen eine Filmdokumentation und produzieren T-Shirts für alle Beteiligten. Wir haben also schon ein relativ hohes Niveau. Für die Sponsoren geht es dabei um relativ viel Geld, und deshalb müssen wir uns noch einmal ausdrücklich bedanken. Es ist schon toll, dass die Unternehmen diese Begeisterung teilen und sich so engagieren. Das gilt genauso für Werder Bremen und die Stadt.
Der ONC ist also angekommen?
Barde: Ja. Es gibt so viele, die ihren Teil beitragen. Das ist auch eine schöne Philosophie. Marco und ich müssen den Sack immer zubinden, aber wir haben viele verlässliche Partner. Nur ein Beispiel, dass sich auch Unternehmen immer ihre Gedanken machen, wie sie sich einbringen können: Die Azubis bei Arcelor Mittal, einem unserer Sponsoren, bauen die Pokale für das Turnier. Damit haben sie sich sehr intensiv beschäftigt. Jetzt gibt es echte Unikate.
Der ONC kehrt nun bereits zum zweiten Mal nach Bremen zurück. Ist es schwer, andere Städte für das Turnier zu begeistern?
Bode: Nein, das war der Plan. Anfangs war der ONC als einmalige Veranstaltung gedacht. Aber das Interesse im Ausland war so riesengroß, dass wir nun hin und her wechseln. Wir haben auch für die Zukunft schon zwei, drei Kandidaten im Ausland.
Barde: Es gibt eine Menge Interesse. Weil Konzept und Idee gut ankommen – und weil es nicht von der Fifa reguliert wird.
Das Gespräch führte Stefan Freye
Für den One Nation Cup werden noch einige Partnerschulen gesucht, die ein Team mit jungen Fußballern oder Fußballerinnen betreuen und bei den zahlreichen Aktivitäten begleiten. Interessierte Schulen sollten aus Bremen oder dem Umland kommen und die Schüler zu den Jahrgangsstufen acht bis zehn zählen. „Die Unterstützung ist wichtig für uns“, sagt Organisator Ulli Barde. Weitere Informationen unter orga(at)onenationcup.com oder 0421 / 75808
Ulli Barde (59) und Marco Bode (46) sind die Väter des One Nation Cup (ONC). Sportgartenchef Barde und Werders Aufsichtsratsvorsitzender Bode ziehen auch in diesem Jahr wieder die Fäden. Vom 30. Mai bis zum 4. Juni wird der Cup bereits zum fünften Mal ausgetragen, diesmal erneut in der Pauliner Marsch. Nach der Premiere 2006 in Bremen war das Jugendfußballturnier schon 2011 an die Weser zurückgekehrt, zwischendurch hießen die Austragungsorte Durban (2008) und Izmir (2013).
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
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