
Kein Zweifel, der größte Verein im Landessportbund Bremen (LSB) ist der SV Werder. 17 888 Werder-Mitglieder hat der LSB bei seiner letzten Erhebung notiert, das ist mehr als das Dreifache des zweitgrößten Klubs, des ATSV Bremen 1860 (5478).
Und es ist noch längst nicht alles. „Wir können auch von rund 35.000 Werder-Mitgliedern sprechen“, sagt Hubertus Hess-Grunewald, Präsident des SV Werder und gleichzeitig Geschäftsführer der Werder GmbH KG aA. Und damit kommen wir der Lösung des Rätsels schon näher. Denn in dieser Stadt gibt es bekanntlich zweimal Werder – einmal die wie ein Wirtschaftsbetrieb geführte Firma, der die Leistungsmannschaften von den Fußball-Profis bis zu den Schach-Bundesligisten angeschlossen sind. Und denen auch noch rund 18.000 Förder-Mitglieder zuzurechnen sind, denen es vor allem um Identifikation mit ihrem Verein geht, aber etwa auch um Vergünstigungen beim Ticket-Kauf.
Doch an dieser Stelle sprechen wir vor allem vom Sportverein Werder, der seine Vollmitglieder in insgesamt sechs Abteilungen betreut. Und das sind jene rund 18.000, die auch beim LSB registriert sind. Die zahlen als Erwachsene zwar alle den Monatsbeitrag von 16 Euro, doch sie treiben längst nicht alle Sport. „Sportlich aktiv sind wohl etwas über 3000“, schätzt Hess-Grunewald, ehe sein Stellvertreter im Verein, Jens Höfer, in die Dateien eintaucht und dann vermeldet: „Ich bin auf 6175 aktive Mitglieder gekommen.“
Das ist eine stolze Zahl, und das war längst nicht immer so. Jahrzehntelang wies der SV Werder eine Mitgliederzahl zwischen 2000 und 2500 auf, das hielt man im Präsidium für angemessen und verkraftbar. „Wir hatten ja gar nicht genügend Platz, das änderte sich erst mit unseren eigenen Hallen“, erläutert Ehrenpräsident Klaus-Dieter Fischer, der über Jahrzehnte hinweg wie kein anderer das Gesicht des Vereins prägte. Inzwischen kann der SV Werder auf insgesamt fünf Hallen zurückgreifen: die Sporthalle in der Pauliner Marsch, zwei Hallenfelder in der Hemelinger Straße, die ganz neue Klaus-Dieter-Fischer-Halle in der Hermine-Berthold-Straße in der östlichen Vorstadt und schließlich die zwei neuen Gymnastik-Räume in der Westkurve des Stadions.
Begonnen hatte alles mit einem glücklichen Zufall
Begonnen hatte alles mit einem glücklichen Zufall. In den 1980er-Jahren beschloss der ATSV Bremen 1860, sein Domizil komplett von der Pauliner Marsch an den Baumschulenweg zu verlegen, zum Verkauf stand unter anderem eine neue Sporthalle. Werder griff zu – finanziell unterstützt vom Ehrenmitglied Wilhelm Scharnow, der seinen Verein Werder schon als Haupterben eingesetzt hatte und bereit war, mit einem Vorgriff auf das Erbe von rund 1,5 Millionen Mark den Hallenkauf zu ermöglichen. Der Immobilienbesitz des Vereins wuchs über die Jahrzehnte langsam an, Fischer nennt vor allem eine Richtschnur für die Investitionen: „Wenn wir im Fußball gut verdient hatten, etwa in Champions-League-Zeiten, dann haben wir wieder gebaut.“ Und der sportliche Boom wurde in den goldenen Fußball-Jahren auch zur Mitglieder-Werbung genutzt. Professionell gestartete Aktionen wie „Lebenslang Grün-Weiß“ oder „Ich will Dich“ ließen die Zahlen in kaum vorstellbare Höhen schnellen.
Doch die erfolgreichen Jahre im Bundesliga-Geschäft scheinen vorerst vorbei, wenngleich Heike Hoffmeister-Eilts sagt: „Eine sechste Halle würde bei uns auch nicht leer stehen, wir könnten sie gebrauchen.“ Sie muss es wissen. Denn Heike Hoffmeister-Eilts, seit 26 Jahren mit ihrer Jugendliebe, Werders Ex-Kapitän und Ex-Nationalspieler Dieter Eilts, verheiratet, ist so etwas wie der Dreh- und Angelpunkt der größten Abteilung im Verein.
Insgesamt 3678 aktive Mitglieder sind in der Sparte Turnspiele und Gymnastik registriert, daran hat die Lehrerin an der evangelischen Bekenntnisschule in Habenhausen großen Anteil. Angefangen hat Heike Hoffmeister-Eilts vor 23 Jahren mit zwei Kinder-Gruppen, heute bietet die Abteilung mit 30 Übungsleitern Bewegungs- und Gesundheitssport in nahezu allen Varianten für alle Altersklassen an. „Bei uns ist man von der Windel bis zur Urne gut aufgehoben“, sagt Heike Hoffmeister-Eilts locker und belegt es mit einer Auswahl aus den über 20 Angeboten: Die bis zu Dreijährigen beginnen mit ihrer Mutter in der Windelliga, als Jugendliche können sie Hip-Hop oder Zumba tanzen, später stehen alle Formen von Gesundheitssport im Programm. Die neueste Idee: „Walking-Football“, was sich mit „Fußball nur im Gehen“ übersetzen lässt.
Die Satzung hat der Expansion schon früh Grenzen gesetzt. „Sechs Sparten, mehr wird es nie geben“, sagt Klaus-Dieter Fischer und begründet: „Wir wollten den anderen Bremer Vereinen auch Luft lassen, sie nie verärgern.“ Jahrzehntelang, so der Ehrenpräsident und sein Nachfolger, sei Werder immer mal angeboten worden, eine neue Abteilung wie etwa Basketball aufzumachen. „Viele dachten, in der reichen Fußball-Bundesliga würde auch für andere Sportarten finanziell einiges abfallen.“ Doch außer Fußball, Handball, Tischtennis, Leichtathletik, Schach sowie Turnspiele und Gymnastik ist das Sparten-Angebot nie vergrößert worden, so wird es bleiben.
Ganz so sicher ist man sich nicht bei den Mitgliederzahlen. „Es gibt eine Gruppe, die wir Erfolgsmitglieder nennen“, sagt Hess-Grunewald. Will heißen: Wenn die Bundesligaelf gut Fußball spielt, kommen viele, gehen aber auch wieder, wenn es schlechter läuft. So sucht man ständig nach neuen Werbe-Ideen, wie etwa dieser: Wer 1899 Euro einzahlt, ist Mitglied auf Lebenszeit, ohne je wieder etwas bezahlen zu müssen. Und auf einer Ehrentafel im Stadion steht sein Name dann auch – lebenslang.
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Wie ist der Verein aufgestellt? Was bietet er sportlich an? Wo drückt der Schuh? Wie ist sein Umfeld? Fragen, die jeder der insgesamt 407 Sportvereine beantworten kann, die im Landesssportbund erfasst sind. Wir haben uns bei den größten Vereinen im Lande umgesehen und stellen sie in einer Serie vor.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
Sport in Bremen: Meldungen aus Bremen und den Stadtteilen
Die Norddeutsche: Sport aus Bremen-Nord, Schwanewede, Elsfleth, Berne und Lemwerder
Osterholzer Kreisblatt/Wümme-Zeitung: Sport aus Hagen, Hambergen, OHZ, Ritterhude, Gnarrenburg, Worpswede, Tarmstedt, Lilienthal, Grasberg
Achimer Kurier/Verdener Nachrichten: Sport aus Achim, Verden, Ottersberg, Oyten, Sottrum, Rotenburg, Langwedel, Thedinghausen, Kirchlinteln, Dörverden
Regionale Rundschau/Syker Kurier: Sport aus Stuhr, Weyhe, Syke, Bassum, Bruchhausen-Vilsen
Delmenhorster Kurier: Sport aus Delmenhorst, Hude, Ganderkesee, Dötlingen, Harpstedt, Wildeshausen