
Da saßen sie nun in der Mannschaftskabine der Zugbrückenhalle in Grenzau, Bastian Steger und Cristian Tamas. Die langjährige Nummer eins des Tischtennis-Bundesligisten SV Werder und der langjährige Cheftrainer tauschten sich aus. Auf den ersten Blick war es also wie immer nach einem Bundesligaspiel. Doch die Tränen in ihren Augen verrieten, dass es eben nicht so war wie immer. Dieser Moment in der Umkleide, er hatte bei aller Vertrautheit auch etwas sehr Emotionales, etwas Endgültiges. Denn dieses Spiel beim TTC Grenzau war das letzte gewesen für Bastian Steger im Trikot der Bremer – und damit war auch die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen.
Abschied von etwas Außergewöhnlichem, von etwas Besonderem, sagt Bastian Steger, „ich hatte eine herrliche Zeit bei Werder“. Fünf Spielzeiten war „Basti“, wie er kurz gerufen wird, das Aushängeschild des Vereins, er hat sich sportlich und menschlich immer zu 100 Prozent eingebracht, sagt Werders Teammanager Sascha Greber und fasst Stegers Qualität mit einem kurzen Satz zusammen: „Basti ist einfach ein guter Junge!“
Der gute Junge stand bei Werder für konstant gute Leistungen. Steger war „Mister Zuverlässig“. Als Einser gesetzt, als Einser eine Bank. 33 Einzel hat Steger allein in dieser nun abgelaufenen Bundesligasaison bestritten, so viele wie kein anderer Akteur in der höchsten deutschen Spielklasse. Seine Bilanz: überragend, einmal mehr. 23 Spiele hat er für sich entschieden, nur zehn verloren. Im Liga-Ranking ist Steger damit die Nummer zwei hinter seinem Nationalmannschaftskollegen Patrick Franziska (FC Saarbrücken/23:4).
Leistungen, die er nur deshalb habe abrufen können, weil er sich in Bremen sehr wohlgefühlt habe, betont Steger. Er lobt das Umfeld und die Fans, die ihn nach dem letzten Heimauftritt gegen Rekordmeister Düsseldorf mit Standing Ovations verabschiedet hatten, in den höchsten Tönen. Er lobt den menschlichen Umgang auf allen Ebenen, das Miteinander – und er spricht mit größtem Respekt über seinen Trainer Cristian Tamas. „Die Zusammenarbeit mit Cristian war einfach hervorragend“, sagt Steger. „Der Gedankenaustausch mit ihm war sehr hilfreich, er hat mich immer gut vorbereitet und eingestellt – persönlich habe ich sehr davon profitiert.“
Cristian Tamas gibt diese Komplimente zurück. Er lobt Stegers professionelle Einstellung und freut sich darüber, ihn in seiner Karriere ein Stück weit begleitet und auch weitergebracht zu haben. Immerhin fielen mehrere große Erfolge wie die Silbermedaille bei der Team-WM 2018 oder Mannschafts-Bronze bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro in die Bremer Zeit, wo Steger überdies mit Position 18 zwischenzeitlich seine beste Platzierung in der Weltrangliste erreicht hat. Die Beziehung Trainer/Spieler, die Verbindung Tamas/Steger, sie ist tief und geprägt von gegenseitiger Dankbarkeit. „Wir sind in dieser Zeit echte Freunde geworden“, sagt Cristian Tamas.
Eine Freundschaft, der indes auf sportlicher Ebene die Krönung versagt geblieben ist. In der Ära Steger ist es dem SV Werder, dem Deutschen Meister von 2013, trotz aller Anstrengungen nicht gelungen, ein weiteres Mal die Meisterschaftsendrunde zu erreichen. „Es wäre eine tolle Sache gewesen, mit Werder die Play-offs zu spielen“, sagt Bastian Steger. „Leider haben wir es nicht geschafft, leider hatten wir auch schwierige Jahre, in denen es nicht wie gewünscht gelaufen ist.“ Immerhin habe es andere Highlights gegeben. Den Einzug ins Pokalfinale in diesem Januar beispielsweise, oder das Erreichen des Endspiels im ETTU-Cup im Jahr 2016. Highlights, die Steger nicht unerwähnt lassen möchte, wenn er seine Bremer Zeit Revue passieren lässt. „Abschied nehmen tut weh“, sagt Steger, „ich blicke aber gerne auf diese Zeit zurück.“
Jetzt geht Stegers Blick allerdings nach vorne. In der neuen Saison wird er für den Ligarivalen TSV Bad Königshofen an die Platte gehen, eine Aufgabe, auf die er sich freut. „In Bayern zu spielen ist für mich schon eine spezielle Sache“, sagt der gebürtige Bayer. Bis zu seinem Heimatort Oberviechtach seien es zwar immer noch zwei Autostunden, „doch meine Eltern und auch einige Freunde freuen sich schon darauf, mich öfter mal live sehen zu können“, sagt Steger. Seinen Lebensmittelpunkt wird er indes weiter in Düsseldorf haben und dort am Bundesstützpunkt mit den besten Spielern aus dem In- und Ausland trainieren. Darunter sind mit Kilian Ort, der dem Perspektivkader des DTTB angehört, und dem Japaner Mizuki Oikawa auch zwei künftige Teamgefährten. „Die Erwartungen in Königshofen werden hoch sein“, sagt Steger. „Aber das ist auch ein Ansporn, mich ins Zeug zu legen – so etwas pusht mich.“
Die Erwartungen, die Steger an sich selbst stellt, sind ebenfalls hoch. Steger, der an diesem Dienstag 38 Jahre alt geworden ist, zählt sich längst nicht zum alten Eisen. Er sucht sich immer wieder neue Herausforderungen – und er hat auch das Thema Nationalmannschaft nicht zu den Akten gelegt. Dreimal gehörte er schon zum Olympiaaufgebot des Deutschen Tischtennis-Bundes. In Peking 2008 war er als Ersatzmann dabei, in London 2012 und eben in Rio 2016 kam er zum Einsatz und gewann mit der Mannschaft jeweils Bronze. Jetzt sagt er: „Tokio 2020, da hätte ich nichts dagegen.“
Bastian Steger hat also nicht vor, absehbar kürzerzutreten. „Ich werde alles geben und voll angreifen, um in Tokio noch einmal dabei zu sein.“ Auf dem Weg nach Japan 2020 gibt es derweil noch andere Meilensteine. Etwa die Einzel-Weltmeisterschaft, die bereits Ende April in Budapest stattfindet. Fünf Spieler wird der DTTB entsenden, mit Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska sind drei bereits gesetzt. Um die beiden freien Plätze wird noch gekämpft. Neben einer internen Ausscheidung spielt dabei auch die Weltranglistenposition eine Rolle.
Steger ist derzeit die Nummer 65 in der Welt, und weil er sich im Ranking verbessern möchte, hat er sich am Dienstag, also an seinem Geburtstag, ins Flugzeug gesetzt. Erster Stopp ist im Oman, von dort geht’s weiter nach Katar, wo bis Monatsende jeweils hochkarätig besetzte Turniere der World-Tour ausgetragen werden. „Mal gucken, was ich dort trotz meines hohen Alters noch ausrichten kann“, sagt Bastian Steger und lacht. „Mister Zuverlässig“ ist bereit, er will liefern – so wie zu seiner Bremer Zeit.
Steger gegen Aufstockung
Die Tischtennis-Bundesliga wird in der nächsten Saison womöglich mit zwölf Teams an den Start gehen und damit erstmals die gewünschte Sollstärke erreichen. Ein erfolgreiches Lizenzprüfverfahren vorausgesetzt, werden alle bisherigen elf Vereine weiter in Liga eins vertreten sein, hinzukommt der neugegründete TTC Ebner Ulm, dem vom Aufsichtsrat der TTBL Sport GmbH eine Wildcard zugesprochen wurde. Werders langjähriger Spitzenspieler Bastian Steger hält die Aufstockung auf eine Zwölferliga für problematisch. „Das bedeutet für uns noch mehr Spiele und eine noch höhere Belastung“, sagt Steger.
Die Belastung sei eh schon hoch genug, betont der 38-Jährige auch mit Blick auf das neue Wertungssystem für die Weltrangliste. Dort werden seit Jahresbeginn 2018 nur noch Bonuspunkte für das Abschneiden bei einzelnen Turnieren vergeben, zudem kommen nur die besten acht Turnierergebnisse pro Jahr inklusive eines Kontinentalwettbewerbs in die Wertung. Um möglichst viele Punkte abgreifen zu können, müssen die Aktiven also auch möglichst viele hochkarätige Turniere bestreiten. Steger hält deshalb eine Bundesliga mit zehn Teams für ausreichend, man sollte versuchen, die Belastung im Gleichgewicht zu halten, sagt der Nationalspieler.
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