
Um mal mit einem lausigen Wortspiel zu beginnen: Es ist nicht alles im Sande verlaufen, was das Geschehen auf dem Sand anbelangt. Die Pandemie hat dem Beachvolleyball 2020 zwar Olympia oder die World Series des Weltverbandes geraubt, aber etliche höherklassige Turniere gab es dennoch. Deutsche Meisterschaften gab es, Europameisterschaften gab es. Und auf die dynamischen Prozesse außerhalb des Spielfelds hatte Covid-19 erst recht keinen Zugriff. Wenn die aus Bremen stammende Beachvolleyballerin Kim Behrens zu Weihnachten zu ihrer Familie nach Bremen kommt, also quasi nach Hause, dann kann sie auf ein bewegtes Volleyball-Jahr zurückblicken: EM-Zweite geworden, im Rechtsstreit mit dem Verband einen ersten Sieg errungen, von der Teampartnerin Cinja Tillmann getrennt – und nun im möglichen Schlussakt eine neue Teampartnerin gefunden.
Der Clou dabei: Die neue ist die alte Partnerin. Es ist Sandra Ittlinger, mit der Kim Behrens 2017 und 2018 zusammenspielte und es schaffte, in die erweiterte Weltspitze aufzusteigen. Im Januar 2019 war Sandra Ittlinger an die Seite von Chantal Laboureur gewechselt. In einer großen Tauschaktion unter den deutschen Spitzenpaaren, die ein wenig aussah wie ein Reise-nach-Jerusalem-Spielchen, hatte Kim Behrens zunächst die Karte mit A abbekommen. Sie tat sich schließlich mit Cinja Tillmann zusammen, wie sie wegen ihrer Körpergröße eher eine Abwehrspezialistin. Das Duo kämpfte sich heran an die Elite, wurde vom Verband aber trotz besserer Ranglistenplätze für internationale Turniere abgemeldet. Klagte erfolgreich dagegen vor Gericht und setzte im September ein Ausrufezeichen, das größer kaum sein konnte. Es zog ins EM-Finale ein und scheiterte dort nur denkbar knapp.
Weil Cinja Tillmann zum Stützpunkt des Verbandes nach Hamburg wechselt und demnächst mit der erst 19 Jahre jungen Svenja Müller antreten wird, stand für die für den Sport freigestellte 28-jährige Polizeikommissarin Kim Behrens eine erneute Partnersuche an. „Und Sandra ist wirklich die bestmögliche Option“, sagt sie. Sandra Ittlinger, die aus München stammt und zuletzt in Berlin lebte, hatte sich nach der für sie enttäuschenden EM von Chantal Laboureur getrennt. Als ihre Basistation fürs Team-Training haben Behrens und Ittlinger Den Haag vorgesehen, wo Kim Behrens mit ihrem Verlobten lebt. Als Trainer soll weiterhin Hans Voigt beratend zur Seite stehen, mit weiteren Coaches werden Gespräche geführt.
Auf der Suche nach einem neuen Team hatte Kim Behrens auch mit Kira Walkenhorst gesprochen. Und? Keine Option, wenn sie an die Seite der Olympiasiegerin von 2016 und Weltmeisterin von 2017 rücken könnte, die zudem auch noch die gesuchte großgewachsene Blockspezialistin wäre? „Na klar,“ sagt Kim Behrens, Kira Walkenhorst sei eine super Spielerin. Inzwischen 30 Jahre alt, wolle sie jedoch zunächst mal nur auf die nationalen Turniere gehen und dann mal schauen. „Das bringt mich nicht weiter“, sagt Kim Behrens. Auch, oder gerade, weil zuletzt Pandemie oder Verbandsentscheidungen die World Tour verhinderten, bleibt diese ihr Fokus. Falls es die weitere Corona-Entwicklung zulässt, stehen im April internationale Turniere in Mexiko, Brasilien und China an, so steht es im vorläufigen Kalender des Weltverbandes.
Würde der deutsche Verband DVV sie, anders als 2019, dafür nominieren? Nun, ja. So könnte man die Antwort von Sportdirektor Niclas Hildebrand vereinfacht zusammenfassen. Kim Behrens und Cinja Tillmann hatten vorm Frankfurter Landgericht gegen die Nominierungskriterien des Verbandes geklagt. Der ziehe aus ihrer Sicht zu Unrecht in der Rangliste schlechter platzierte Nationalteams vor. Anfang Oktober gab ihnen das Gericht recht und sprach ihnen Schadenersatz zu. Der DVV ging in Revision, die Sache ist also noch immer anhängig.
Und abhängig vom Urteil des Oberlandesgerichtes würde der Verband für die eventuell anstehenden Turniere 2021 nominieren, sagt Niclas Hildebrand. Vereinfacht dargestellt: Gewinnt der DVV vor Gericht, würde er weiterhin so nominieren, wie er es für richtig hält. Verliert er, würde er wohl die sogenannte Country Quota anwenden. Sie besagt, dass nach den drei gesetzten der vierte nationale Startplatz für ein internationales Turnier durch eine Art Ausscheidungsturnier ermittelt wird.
Aktuell sieht der Verband Kim Behrens und Sandra Ittlinger als Perspektivteam an. Mit Blick auf die um ein Jahr verschobenen Olympischen Spiele in Tokio sind Laura Ludwig/Margareta Kozuch sowie Karla Borger/Julia Sude als Nationalteams und Tokio-Aspiranten definiert. Victoria Bieneck und Isabel Schneider wurden zum Ersatzteam erklärt. Damit hat Sandra Ittlinger ihren Nationalspieler-Status zunächst verloren. Nach den Spielen von Tokio könne aber viel passieren und hätten viele Spielerinnen viele Chancen, sagt Hildebrand.
Mit Sandra Ittlinger sei besprochen, dass sie in der neuen alten Konstellation vorwiegend die Block- und Kim Behrens, die eine gute Entwicklung als „Hybridspielerin“ genommen habe, die Abwehrspezialistin sein solle. „Ich bin gespannt, ob sie das wirklich schaffen“, sagt der Sportdirektor mit Blick auf die ehrgeizigen Ziele von Kim Behrens und Sandra Ittlinger. Gemeint ist: Top-Ten-Platzierungen im Konzert der Weltbesten können sie nach Ansicht des DVV-Managers bestimmt schaffen. Top-Five-Platzierungen: Mal sehen. Mal sehen, wenn auf der anderen Seite des Blocks die ganz Großen stehen, oder besser gesagt: die ganz Großgewachsenen. Um mit einem lausigen Wortspiel zu schließen: Mal sehen, welche Prognosen für 2021 auf Sand gebaut sind.
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