
Der Weltmeister 2019 war kaum gekürt, da wurde in der Nacht zu Sonntag bereits mit den Abbau- und Aufräumarbeiten begonnen. Viele fleißige Hände packten mit an – und am Montagmorgen war schließlich schon nicht mehr zu erkennen, dass in der Bremer ÖVB-Arena eine Weltmeisterschaft im Formationstanzen ausgetragen worden ist. Eine Veranstaltung, die einmal mehr Maßstäbe gesetzt hat. Und überdies lange im Gedächtnis bleiben wird, weil der ausrichtende Grün-Gold-Club aus Bremen vor heimischer Kulisse triumphiert und sich zum nun schon zehnten Mal den WM-Titel gesichert hat.
„Wir haben hier mit einem großen Team ein richtig großes Ding gestemmt“, sagte Grün-Gold-Präsident Jens Steinmann und ergänzte: „Ich glaube nicht, dass das weltweit jemand besser macht.“ Anerkennung, die vor allem dem organisatorischen Bereich und den rund 180 ehrenamtlichen Helfern galt. „Es ist wirklich sehr gut gelaufen“, sagte auch Organisationsleiter Malte Domsky.
Größere Probleme seien im Verlauf des Wochenendes nicht aufgetreten, kleinere habe es gegeben, „aber die waren schnell zu lösen und sind niemandem aufgefallen“, so Domsky. Einen weniger schönen Moment gab es für den 40-Jährigen aber dennoch: Um 18.30 Uhr musste er die Kasse für die Abendveranstaltung schließen, zu dem Zeitpunkt waren auch die wenigen Resttickets vergriffen. „Das war hart“, sagte Malte Domsky mit Blick auf die rund 200 Interessierten, die draußen noch in der Schlange standen und Einlass begehrten.
Das große Zuschauerinteresse zeigt aber auch: Bremen ist mit seiner Stadthalle ein besonderer Standort für gewachsene Veranstaltungen. Ob Sechstagerennen, Holiday on Ice, German Open im Tischtennis oder eben eine Formations-WM wie jetzt mit dem Grün-Gold-Club als Lokalmatador, „die Bremer haben diese Veranstaltungen traditionell schon immer besucht und werden das auch weiterhin tun“, sagte Jens Steinmann. Gleich zweimal war die ÖVB-Arena am Sonnabend ausverkauft, sowohl bei der Vorrunde am Nachmittag als auch beim großen Finale am Abend waren die Tribünen bis hinauf in den Oberrang voll besetzt.
Die rund 5000 Zuschauer, die sich rechtzeitig eine Eintrittskarte für den Finalabend besorgt hatten, werden ihr Kommen nicht bereut haben. Seit 1973 werden Formations-Weltmeisterschaften ausgetragen, doch kaum eine WM hatte ein höheres Niveau zu bieten als diese. „Das war ein richtig spannendes Turnier mit megatollen Leistungen“, sagte Steinmann. Spannend deshalb, weil angesichts der starken Auftritte vieler Formationen, darunter überraschend auch die Mongolen und das A-Team aus Österreich, lange offen war, welche sechs Mannschaften kurz vor Mitternacht um die WM-Krone tanzen werden.
Sehr zur Freude des fairen Bremer Publikums, das sämtliche Teilnehmer nach Kräften unterstützt hat, sahen die Wertungsrichter am Ende den Grün-Gold-Club um Kapitän Michel Spiro vorne. Und zwar derart klar vorne, dass nicht nur Steinmann einige Zeit brauchte, um das zu realisieren. „Wir haben über einen Punkt Vorsprung zum Zweiten – diese Deutlichkeit, das ist, als würden wir zweimal Weltmeister werden“, sagte der langjährige Klubpräsident. Für ihn ist es in seiner Amtszeit der zehnte Titelgewinn bei einer WM, ebenso übrigens wie für Trainer Roberto Albanese und auch für Thomas Friedel (42) als aktivem Formationstänzer im GGC-Dress.
Die sportliche Bilanz dieser Veranstaltung fällt also entsprechend positiv aus. Ob das angesichts gestiegener Kosten und Preise für Hallenmiete und externe Dienstleistungen unterm Strich auch für den wirtschaftlichen Bereich gilt, ist noch nicht abschließend berechnet. Zum neunten Mal hat der Grün-Gold-Club eine solche WM ausgerichtet, bisher hatte es zumindest immer für eine schwarze Null gereicht. „Der Trend“, verriet Steinmann, „geht auch diesmal in diese Richtung.“
Allem Aufwand und dem wirtschaftlichen Risiko zum Trotz wird der Klub indes auch im kommenden Jahr diese Formations-WM ausrichten. Die World Dance Sport Federation (WDSF) hat Bremen den Zuschlag gegeben, die Vorbereitungen für die am 12. Dezember 2020 stattfindenden Titelkämpfe haben – man mag es kaum glauben – bereits begonnen. Das Orga-Team um Malte Domsky wird dabei aufgrund der bei der gerade beendeten WM gemachten Erfahrungen noch wieder an einigen kleinen Stellschrauben drehen, „wirklich überraschen kann uns aber nichts mehr“, sagte Jens Steinmann.
Rund 250 000 Euro betragen die Kosten für die Ausrichtung einer solchen Großveranstaltung, etwa zwei Drittel dieser Summe decken die Zuschauereinnahmen. Das fehlende Drittel muss über Sponsoren finanziert werden. In Zeiten, in denen eben diese Sponsoren ihr Engagement immer mehr zurückfahren, haben die Klub-Verantwortlichen auch hier wieder „ein großes Ding zu stemmen“.
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