
Sie wollten ihn unterstützen. Live, vor Ort. So wie immer, wenn ein großer Wettkampf ansteht. Bernd und Anja, die Eltern des deutschen Schwimmstars Florian Wellbrock, wollten im Sommer eigentlich nach Japan fliegen. Zu den Olympischen Spielen in Tokio, um ihren Sohn anzufeuern. Um so vielleicht die letzten paar Prozent aus ihm herauszukitzeln, die nötig sind für den größten Traum jedes Sportlers: die olympische Goldmedaille.
Vor einem dreiviertel Jahr, Ende Juli 2019, hatte Florian Wellbrock seine bis dato größten Erfolge gefeiert. Doppel-Weltmeister in Südkorea, erst über 10 000 Meter im Freiwasser, dann über 1500 Meter Freistil. Noch nie hatte ein Schwimmer bei einer Weltmeisterschaft sowohl im Becken als auch im Freiwasser Einzel-Gold geholt. Der 22-Jährige war damit endgültig in der Weltspitze des Schwimmsports angekommen. Für die Olympischen Spiele 2020 galt Florian Wellbrock somit als großer Favorit.
Der gesamte Trainingsplan wurde auf Tokio ausgerichtet. Dann machte das Coronavirus den Träumen von der ersten deutschen olympischen Goldmedaille im Schwimmen seit 2008 einen Strich durch die Rechnung. Damals hatte sich Britta Steffen über 50 und 100 Meter Freistil zur Doppel-Olympiasiegerin gekürt. Jetzt muss der Deutsche Schwimmsport mindestens ein weiteres Jahr auf eine Goldmedaille warten, denn Olympia 2020 ist bekanntlich um ziemlich genau ein Jahr verschoben worden.
Doch nicht nur die Pläne von Florian Wellbrock wurden damit über den Haufen geworfen, auch für seine Eltern hat die Olympia-Absage Folgen. Bernd und Anja Wellbrock hatten sich schließlich schon Tickets für die Olympischen Spiele in Japan besorgt. Die Flüge waren gebucht, das Hotel in Tokio auch. Über ein Reisebüro hatte die Familie Wellbrock für insgesamt acht Personen den Trip gebucht. „Ein Rundum-sorglos-Paket“, sagt Bernd Wellbrock. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatte den Ticketverkauf an Dertour abgegeben. Der Reiseveranstalter, der zur Rewe Group gehört, bot die Tickets schließlich in so genannten Fünf-Tages-Blöcken an. „Hinflug, fünf Tage vor Ort sein, Rückflug“, sagt Bernd Wellbrock und ärgert sich.
Die Termine seien vorgegeben gewesen, man hätte die Blöcke lediglich in Fünfer-Schritten erweitern können. „Wir hatten unseren Block so gewählt, dass wir den Vor- und Endlauf über 1500 Meter Freistil von Florian sowie die 800 Meter Freistil seiner Freundin Sarah sehen können“, sagt Bernd Wellbrock. Außerdem haben sich der 54-Jährige und seine Frau Anja zwei Tageskarten für das Nationalstadion gekauft. Die restliche Zeit sollte genutzt werden, um auch etwas von Tokio zu sehen. „Mit Taschengeld kostet uns das knapp über 10.000 Euro“, sagt Wellbrock.
Immerhin hätte die Familie ein günstiges Hotel erwischt, sagt er und lacht. 1400 Euro kosten die fünf Übernachtungen in Tokio pro Person. Jetzt fällt die Reise aus, Olympische Spiele gibt es – Stand heute – erst 2021. Die Reise nach Japan wollen die Wellbrocks dann trotzdem antreten, ein entsprechendes Interesse haben sie bereits beim Reisebüro hinterlegt. „Wir müssen jetzt trotzdem erstmal schauen, wie das IOC die Termine ansetzt“, sagt Bernd Wellbrock. Dass die Schwimmwettkämpfe nun an anderen Tagen stattfinden werden, ist auch ihm bewusst. Wirbelt das Internationale Olympische Komitee das Programm für Tokio nun aber grundlegend durcheinander, muss Familie Wellbrock einen neuen Block wählen. „Aber ich reg mich nicht mehr darüber auf“, sagt der 54-Jährige.
Gegen die Verschiebung könne er sowieso nichts machen, zumal sie aus gesundheitlicher Sicht ohnehin unabdingbar war. „Es war die richtige Entscheidung“, sagt Bernd Wellbrock, fügt aber an: „Man freut sich über ein halbes Jahr auf die Spiele, alles ist gebucht und dann wird es um ein Jahr verschoben. Natürlich ist eine gewisse Enttäuschung da.“ Auch sein Sohn sei derzeit etwas frustriert. Vater Bernd kann das total verstehen. „Er hatte super gute Chancen auf eine Medaille, die Voraussetzungen dafür waren so gut wie nie.“ Den Winter habe Florian Wellbrock ohne Erkrankung überstanden, im Frühjahr schwamm der 22-Jährige die 1500 Meter Freistil bereits in unter 15 Minuten. „Zu dem Zeitpunkt im Jahr ist das außergewöhnlich“, weiß Bernd Wellbrock.
Jetzt muss der Schwimmstar seine Frustration und Enttäuschung bewältigen. Die Trainingspläne werden verändert und neu ausgerichtet, damit es dann 2021 mit der olympischen Goldmedaille klappt. „Das ist fast schon höhere Mathematik“, sagt Bernd Wellbrock. Vor der Weltmeisterschaft in Südkorea hätten die Schwimmer ein Höhentrainingslager in der Sierra Nevada (Spanien) abgehalten, seien sogar zu unterschiedlichen Zeitpunkten abgereist. „Damit jeder zum richtigen Zeitpunkt seine Bestleistung abrufen kann.“ Bei der Schwimm-WM 2019 führte das zum Erfolg, Florian Wellbrock holte zwei Goldmedaillen. 2021, wenn die Olympischen Spiele in Tokio nachgeholt werden, soll das wieder klappen. Bernd und Anja Wellbrock werden dann wieder vor Ort sein. An seiner Seite. Wie immer, wenn ihr Sohn vor einem großen Wettkampf steht.
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