
Wenn Thorsten Siemer, besser bekannt als DJ Toddy, über die Sixdays spricht, dann erzählt er von einem Kribbeln, das er spürt. Schon als Kind habe er die Veranstaltung gerne besucht. „Wir fanden das so immens geil.“ Dass er mal so nah dran kommt, ja ein Teil des Sechstagerennens wird, das hätte er nicht gedacht, erzählt Siemer. Dieses Jahr sollte das zehnte Mal sein, dass der Nordbremer in der Halle 4 für Stimmung sorgt. Nun muss er noch ein Jahr warten bis zum Jubiläum – die Sixdays verliert er bis dahin trotzdem nicht aus den Augen.
„Ich habe eine enge Beziehung zu den Fahrern. Wir sind wie eine kleine Familie“, erzählt Siemer. Und auch zu Sebastian von Lütken, der die Bahn für das Rennen baut, hat der gelernte Zimmermann ein gutes Verhältnis. „Wir waren uns sofort sympathisch.“ 359 Tage bleibt die Sixdays-Truppe über Whatsapp in Kontakt, um dann jedes Jahr im Januar in den Messehallen zusammenzukommen. „Das ist immer ein geiles Wiedersehen“, sagt Siemer. Nach den Rennen besuchen die Fahrer Siemer in seinem Backstage-Bereich, und sonntags, da geht er mit den Sprintern essen. „Dann erzählen wir uns, wie das Jahr so war.“
Ein Austausch, den der 47-Jährige gerade in diesen Tagen gut hätte gebrauchen können. 2020 war für die meisten Menschen kein leichtes Jahr – die Veranstaltungsbranche hat die Corona-Krise allerdings besonders hart getroffen. Und auch 2021 ist nicht besser gestartet. Seit März vergangenen Jahres ist DJ Toddy in einer Zwangspause, spielte nur hier mal auf einer Hochzeit, dort auf einer Kopfhörer-Party, als Corona es gerade noch erlaubte. Kein Vergleich dazu, wie sein Terminkalender normalerweise aussieht – Siemer gehört zu den am besten gebuchten DJs der Stadt. Von 150 Prozent Auslastung auf quasi null.
Verschnaufen tut Siemer aber nicht, sondern widmet sich stattdessen anderen Dingen. Er muss in Bewegung bleiben, sagt er. „Ich habe in den letzten Monaten viel für die Eventbranche gekämpft.“ Er will auf die Kulturschaffenden aufmerksam machen. Einem Berufszweig, der sich auf weite Teile der Gesellschaft ausbreitet – oder sogar die Gesellschaft ist, so Siemer. Zwei Demonstrationen hat er organisiert, für die Kampagne „Kulturgesichter 0421“ die Porträts fotografiert. Jetzt unterstützt er Kolleginnen und Kollegen darin, Überbrückungshilfen zu beantragen. „Ich habe sehr schnell Kontakt zu anderen in der Eventbranche gesucht. Sonst wäre ich kaputt gegangen.“ Für das, was Thorsten Siemer liebt, steht er nicht nur auf der Bühne, sondern geht er auch auf die Straße, wenn es sein muss.
Siemer ist froh über die Routinen, die ihm seine Familie bietet, auch wenn es für alle eine Umstellung gewesen ist. „Ich bin sonst immer viel unterwegs. Meine Frau und unsere zwei Kinder haben ihre eigenen Abläufe.“ Papa am Wochenende zu Hause, das kennen seine Kinder nicht. „Aber sie freuen sich“, sagt er. So hat die Familie zum ersten Mal Silvester gemeinsam gefeiert. Und auch wenn Siemer es genossen hat – es fehlt ihm zu entertainen. „Toddy bin ich, das ist keine Kunstfigur“, erklärt er. „Mein Job ist mein Leben. So ist das in der Eventbranche. Wir gehen voll in der Sache auf.“
Siemer selbst ist übrigens Motown-Fan, hört am liebsten Black Music, Soul oder Funk. Schlager? Ein Mittel zum Zweck. „In der Musik von Paul Young, Rod Stewart und Tina Turner habe ich meine Kreativität gefunden.“ Doch er freut sich darauf, mit Partymusik bald wieder für Stimmung zu sorgen. Die Sixdays lösten bei ihm etwas aus, sagt er, der Geruch, die Bahnen und die Showatmosphäre gepaart mit dem Hochleistungssport. Doch die Arbeit ist nicht leicht. „Die Sixdays sind eine Herausforderung“, sagt der Künstler. „Jeder Tag ist anders.“
Donnerstag kämen die Sportbegeisterten, sagt Siemer. „Da brauche ich ein tragendes Entertainment. Freitag kommen die Feierwütigen.“ Für die müsse er „gute Mucke“ auflegen, wie er sagt. Die wollen tanzen und auch hören, dass er die Musik mixen kann. Am Sonnabend macht er dann Programm für die Jüngeren. „Jeder Tag bei den Sixdays ist wie ein neues Geschenk.“ Das Publikum möchte aber auch etwas geboten bekommen – am liebsten sofort und die ganze Zeit. „Die Leute haben für ihre Tickets bezahlt und wollen dann auch direkt entertaint werden.“
Siemer glaubt, dass man nach der Pandemie anders feiere, Veranstaltungen wie das Sechstagerennen könnten davon profitieren. „Die Karten werden nach Corona neu gemischt. Wir werden unsere Freiheit wieder neu schätzen lernen.“ Bis dahin steht die Gesundheit im Vordergrund – und der Rückzug in die eigenen vier Wände. „Ich baue gerade einen zweiten Streaming-Raum.“ In dem will DJ Toddy ab Februar live gehen. „Wenn wir alle gesund sind, können wir auch wieder arbeiten“, sagt Siemer, „und uns auf einer geilen Sixdays-Party 2022 wieder sehen.“
Die neue Ära
Nach 47 Jahren wurde es 2012 Zeit für eine Frischekur – das galt auch für den Namen der Veranstaltung: Aus dem Sechstagerennen wurden die Sixdays. 2011 war der Vertrag mit der Bremer Sportmarketing GmbH von Frank Minder ausgelaufen, 2012 übernahm die Event & Sport Nord GmbH (ESN) die Verantwortung. Gänzlich neu erfinden wollte die ESN die Traditionsveranstaltung nicht, wohl aber sollten Sport und Show einen frischen Anstrich bekommen. Das sportliche Programm wurde mehrfach erweitert, und im Showbereich ist DJ Toddy in "seiner" Halle 4 längst nicht mehr wegzudenken.
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