
Roberto Albanese hat es regelrecht umgehauen. Als das Ergebnis der Wertungsrichter auf der Leinwand aufleuchtete und der Jubel bei den 5000 begeisterten Zuschauern in der ÖVB-Arena aufbrandete, schmiss sich der Bremer Trainer einfach zu Boden. Es gab kein Halten mehr in diesem Moment. Im wahrsten Wortsinn. 38,33 von 40 möglichen Punkten und mehr als einen Zähler Vorsprung auf die beiden Konkurrenten aus Russland, das war schon eine echte Hausnummer. Und es war gleichbedeutend mit dem erneuten Titelgewinn. Die Lateinformation des Grün-Gold-Clubs Bremen ist Weltmeister 2019. Für den Klub aus der Hansestadt ist es insgesamt nun schon der zehnte WM-Triumph. Und ein überaus süßer noch dazu.
„Wir sind amtierender deutscher Meister und amtierender Weltmeister, das haben wir uns in all den Monaten immer wieder vor Augen gehalten“, sagte GGC-Tänzerin Joyce Hildebrand. Es waren harte Monate mit viel Training und Schweiß. Der Grün-Gold-Club hatte in der Bundesligasaison enttäuscht – und im Frühjahr folgerichtig reagiert. Die alte Choreografie wurde eingemottet, die neue Choreografie „Music is the key“ entwickelt und einstudiert. Die Premiere bei der DM in Hamburg verlief dann mit dem Titelgewinn schon mal vielversprechend. Und nun das: Vor heimischer Kulisse tanzte Grün-Gold zu Gold und wurde frenetisch, am Ende sogar in Orkanstärke gefeiert. „Diese Kulisse ist einzigartig. Wenn man merkt, wie die Leute das abfeiern, da fühlt man sich wie Robbie Williams in einem Konzert“, sagte Roberto Albanese mit einem breiten Grinsen.
„In so einer Halle, vor so einem Publikum zu tanzen, das ist noch mal eine ganz andere Nummer“, sagte auch Joyce Hildebrand. „Es war schwer, sich zu zügeln. Man muss aufpassen, dass man nicht übersteuert. Aber wir haben das top gemeistert und können sehr stolz auf uns sein.“ In der Tat präsentierte sich das Bremer A-Team bestens vorbereitet. Tanzte voller Dynamik, Freude und Energie. Durchgang für Durchgang wusste sich die GGC-Formation dabei sogar noch zu steigern. Wurde mit jedem Auftritt noch ausdrucksstärker, noch stabiler. Höchstschwierigkeiten wie das Wanderroundabout mit Bodenwischer oder die Sitzpirouette mit Handwechsel bei den Herren wurden fehlerfrei vorgetragen, exakt und synchron.
Acht Paare auf dem Parkett wie ein Paar aussehen zu lassen, das ist das Ziel von Trainer Roberto Albanese. In der Nacht zu Sonntag durfte er nun feststellen: Das Ziel wurde erreicht. Gezweifelt habe er daran nicht. Ebenso wenig wie an der Titelverteidigung, die er vorab ganz klar als Ziel ausgegeben hatte. „Ich war davon überzeugt, mit diesem Team und dieser Choreo Weltmeister werden zu können“, sagte Albanese. Viel wichtiger als Ausbildung, Bindung und Sicherheit war für ihn indes die psychologische Seite. „Ein solches Turnier“, sagte der 46-Jährige, „kann man nur im Kopf gewinnen.“ Jede Form von Ablenkung zu vermeiden und sich keinen Emotionen hinzugeben, genau darum ging es Albanese am Tag der WM. „Es gibt einfach zu viele äußere Faktoren, die man nur schwer beeinflussen kann.“
Also wurde das Team abgeschottet von Freunden und Familie. Es sollte sich voll und ganz auf die anstehende Aufgabe konzentrieren. Ein Patzer in der Vorrunde spielte dem erfahrenen Coach dabei noch in die Karten. Das habe die Mannschaft wachgerüttelt, „danach haben wir den Schalter auf 100 Prozent gelegt“, sagte Albanese. Und er sagte auch: „Die Mannschaft ist über sich hinausgewachsen. Tänzerisch und auch menschlich. Sie haben sich Dinge zugetraut, die sie sich vor einem halben Jahr noch nicht einmal erträumt haben. Und das war der Schlüssel zum Erfolg!“
Ein Erfolg, der ausgiebig und bis in die frühen Morgenstunden gefeiert wurde. Zumal es auf verschiedenen Seiten noch zusätzliche Gründe zum Feiern gab. Malte Domsky, der Organisationschef dieser grün-goldenen Tanz-WM in der ÖVB-Arena, war wenige Tage zuvor zum zweiten Mal Vater geworden. Grün-Gold-Co-Trainer Sven Emmrich wurde am Sonntag 50 Jahre alt, Tänzerin Joyce Hildebrand wurde 22. Für beide stimmte das Team kurz nach Mitternacht und noch vor der Siegerehrung ein Ständchen an.
Der Geburtstag sei ihr gar nicht so wichtig, sagte Joyce Hildebrand. Sie wolle lieber den WM-Titel ordentlich feiern, denn „der Geburtstag kommt ja jedes Jahr wieder“. Kaum ausgesprochen, stutzte die Grün-Gold-Tänzerin kurz und merkte mit einem Lächeln an: „Hoffentlich kommt auch der WM-Titel nächstes Jahr wieder – auch wenn man da mehr für kämpfen muss.“ Austragungsort der WM ist im nächsten Jahr übrigens abermals Bremen, am 12. Dezember 2020 richtet Grün-Gold zum zehnten Mal diese Titelkämpfe aus. Und Stand heute, betonte Roberto Albanese, werde er bis dahin an der aktuellen Choreografie festhalten.
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