
Es sei ein Spiegelbild der Weltmeisterschaft im Dezember 2017 gewesen, meint der 1. Vorsitzende des Grün-Gold-Club Bremen, Jens Steinmann. Zwei Mannschaften mit unterschiedlichen Choreografie-Konzepten tanzen um die Medaillen. Die Bremer Lateinformation überzeugt immer wieder mit tänzerischen Ausnahmeleistungen, Duet Perm aus Russland tanzt weniger, begeistert Zuschauer und Wertungsrichter eher mit wahnwitzigen Drehungen und akrobatischen Einlagen.
Bei der Europameisterschaft im polnischen Kalisz allerdings lief es aus Bremer Sicht erfolgreicher als bei der WM. Die Grün-Gold-Lateinformation holte sich den Titel vor dem amtierenden Weltmeister Duet Perm mit einem knappen Vorsprung von 0,67 Punkten. Besonders erfreulich dabei – in allen vier Wertungsbereichen lagen die Deutschen vorne – und das über den kompletten Wettkampftag. "Das bestätigt schon, dass die Wertungsrichter in Kalisz die tänzerischen Elemente höher bewertet haben", sagt Jens Steinmann. Aber das sei oft auch abhängig davon, wie das Wertungsgericht zusammen gesetzt ist. Wichtig ist vor allem, so der Club-Vorsitzende, dass es spannend bleibt. Dass keine Formation automatisch die Titel abräumt. "Nichts wäre schlimmer als Langeweile in unserem Sport." Bronze gewann die zweite deutsche Mannschaft, die Formationsgemeinschaft Bochum/Velbert.
Eine gewisse Genugtuung über diesen Titelgewinn kann Trainer Roberto Albanese nicht verbergen. Zum einen habe man den Weltmeister geschlagen und den noch amtierenden Europameister Aachen entthront, betont er. 2014 mussten die Bremer als amtierender Weltmeister in Düren der Aachener Formation überraschenderweise den Titel überlassen – eine Enttäuschung, die man in Bremen nicht so schnell vergessen hat. Zumal es anschließend keine weitere EM mehr gab, um sich zu revanchieren.
Erst jetzt, vier Jahre später, nachdem plötzlich doch wieder eine Europameisterschaft auf dem Wettkampfkalender auftauchte, ist es der Bremer Lateinformation gelungen, sich den Titel zu holen. Und das mit einem jungen Team, dem man nicht unbedingt schon jetzt die tänzerische Konstanz zugetraut hätte, die für eine EM unabdingbar ist. "Das war eine Meisterleistung", erklärt Roberto Albanese. "Sechs Paare hatten bislang noch keine internationale Erfahrung. Doch sie haben bei der EM ein Level erreicht, das sie bislang noch nicht hatten." Allerdings, so der Coach, habe man schon bei der Stellprobe am frühen Morgen gesehen, dass es in die richtige Richtung lief.
Um eine solche Leistung abzurufen, hatte Roberto Albanese entschieden, das Einstudieren der neuen Choreografie zunächst zu verschieben. Die Europameisterschaft sollte für die Bremer Lateinformation oberste Priorität haben. Und so verwundert es nicht, dass die Mannschaft ihre Erfolgs-Choreografie "Noises, Voices, Melodies" so perfekt aufs Parkett gebracht hat, dass wie Jens Steinmann betont, die Wertungsrichter an dieser extrem guten Leistung nicht vorbeisehen konnten. Während das Team in der Vorrunde noch auf Sicherheit ging, wurde es von Runde zu Runde stärker, selbstbewusster – und schließlich erfolgreich.
Ein bisschen Wehmut kam lediglich auf, weil es nicht viele Zuschauer waren, die die Teams bei dieser Europameisterschaft erleben wollten. Auch aus Bremen reiste keine Fan-Gemeinde zur Unterstützung nach Polen. "Das ist echt schade", meinte Jens Steinmann, der sich jedoch darüber freute, dass die holländischen Tänzer, die im Halbfinale ausgeschieden waren, den Grün-Gold-Club im Finale lauthals anfeuerten.
Insgesamt fanden maximal 1000 Besucher den Weg in die Sporthalle in Kalisz. Aber in den nächsten Jahren sollen es mehr werden. Dafür will der Bürgermeister sorgen. Der hatte schließlich früher mal getanzt und will nun verstärkt, Großveranstaltungen in seine Stadt holen. Die Europameisterschaft sollte da nur den Anfang machen. Vor dem Hintergrund, dass bei einer EM wohl beide polnischen Teams zumindest das Semi-Finale erreichen, eine schlaue Idee. "Bei einer WM wäre diese Platzierung unsicher gewesen", sagt Jens Steinmann, "und damit das Interesse geringer."
Eine EM kann für die Sportler jedoch keine WM ersetzen und deshalb geht das bange Warten weiter, ob es denn noch im Dezember klappt, einen Ausrichter für die Weltmeisterschaft zu finden. Zurzeit macht das Gerücht die Runde, dass die WM in Shanghai stattfinden könnte – im Rahmen des Grand Slam Turniers für Standard- und Lateinpaare. Gelingt das nicht, dann soll angeblich der russische Verband bereits zugesagt haben, die WM nach Moskau zu holen. Dass die WM womöglich ausfallen könnte, glaubt Roberto Albanese nicht. Das könne sich der Weltverband einfach nicht erlauben. Es wäre ansonsten ein kaum wieder gut zu machender Affront gegen die Sportler.
1. Grün-Gold-Club Bremen 36,96
2. Duet Perm A, Russland 36,29
3. FG Bochum / Velbert 34,48
4. Duet Perm B, Russland 33,83
5. TSC Schwarz-Gold Wien, Österreich 33,17
6. HSV Zwölfaxing, Österreich 32,31
+++ Zuletzt aktualisiert am 10. Juni um 20.49 +++
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