
Katarina Witt als Zaungast bei der Para-Eishockey-WM in Berlin – wer hätte das erwartet? Bei näherer Betrachtung ist das Zusammentreffen des Kufenstars auf zwei Beinen mit den behinderten Sportlern auf ihren Schlitten keine Überraschung. Die Eiskunstlauf-Olympiasiegerin von 1984 und 1988 unterstützt mit ihrer Katarina-Witt-Stiftung viele Projekte, unter anderem auch im Para-Eishockey. So lief vor zwei Monaten in Berlin der Katarina-Witt-Cup – ein Turnier, bei dem die Para-Eishockey-Teams aus Deutschland und der Slowakei an drei Tagen dreimal gegeneinander spielten.
Am Dienstag dieser Woche, am dritten Spieltag der laufenden B-WM, kam es in der Eishalle Charlottenburg zum Wiedersehen. „Eine klasse Frau, sie kam sogar in unsere Kabine“, sagt Nationalspieler Jacob Wolff am Mittwoch, dem WM-Ruhetag vor den entscheidenden Partien am Donnerstag gegen die Slowakei und am Freitag gegen Topfavorit Russland. Der 43-jährige Jacob Wolff ist einer von vier Akteuren der Bremer Weserstars, die mit dem Nationalteam um den Wiederaufstieg in die A-Gruppe kämpfen. Dafür müssen sie im Sechserfeld mindestens Zweiter werden, was nach der 1:4-Auftaktniederlage am Sonntag gegen China, dem 13:0 gegen Polen und dem 16:0 gegen Großbritannien nicht unmöglich ist, aber sehr schwer erscheint.
"Hätten wir die Chinesen doch erst im zweiten Spiel als Gegner gehabt", sagt Wolff. Er hadert mit dem Spielplan, denn China war ein völlig unbekannter Gegner, der vor dem Hintergrund der Olympischen und Paralympischen Spiele 2022 im eigenen Land auch im Para-Eishockey gerade ein schlagkräftiges Team aufbaut. "Die Slowaken haben sich unser Spiel am Sonntag genau angeschaut und es am Montag dann besser gemacht", sagt Wolff.
Sie besiegten die Chinesen mit 2:1, wofür die Deutschen ihnen eigentlich dankbar sein müssten. Denn nun haben es Wolff & Co. noch selbst in der Hand, mit einem deutlichen Sieg über die Slowakei Platz zwei zu erreichen. Einen deutschen Erfolg über die Russen zum WM-Abschluss hält Wolff für ausgeschlossen. "Die dominieren hier alles, die gehören auch nicht in die B-Gruppe", sagt er. Aber sie sind in die B-Gruppe quasi zwangsversetzt worden, weil sie wegen des russischen Staatsdopings zwischenzeitlich von allen Wettbewerben ausgeschlossen waren. Nach drei Siegen mit beeindruckenden 61:0 Toren scheint die Rückkehr der Russen in den Kreis der Besten nun nur eine Formsache zu sein.
Vielleicht ist Katarina Witt gegen die Slowakei die Glücksbringerin der Deutschen. Im September gewannen sie jedenfalls alle drei Freundschaftsspiele, eins sogar mit 4:0. Warum also diesmal nicht ein 5:0? „Die Hoffnung ist da, wir werden noch eine Schippe drauflegen“, sagt Jacob Wolff. Am Teamgeist würde es jedenfalls nicht liegen, wenn es am Ende nicht reichen sollte. „Wir sind eine verschworene Einheit, Grüppchenbildung gibt es bei uns nicht.“ Gut für die Stimmung der Deutschen ist auf jeden Fall die ausgezeichnete Betreuung, die das Team im Umfeld mit den vielen freiwilligen Helfern erfährt. „Wir können uns voll auf den Sport konzentrieren, alles andere ist uns abgenommen“, sagt der 43-Jährige, der sich in Berlin-Mitte ein Hotelzimmer mit seinem 42-jährigen Klubgefährten Sebastian Disveld teilt. „Das haben wir schon immer gemacht“, sagt Wolff, „wenn man uns sucht, heißt es nur: 'Wo sind die Zwillinge?'“
Während Wolf und Disveld, ebenso wie Weserstars-Goalie Klaus Brzoska, im Nationalteam sozusagen zum Inventar gehören, feiert der vierte Bremer sein internationales Turnierdebüt. „Eine tolle Atmosphäre“, sagt der 18-Jährige Finn Bentzen, der sich das Doppelzimmer mit einem anderen Neuling, Veit Mühlhans, teilt. Sie sind noch keine Zwillinge. „Aber es klappt gut mit uns“, sagt Bentzen, „alles ganz entspannt.“ Seit Anfang 2019 gehört Stürmer Finn Bentzen zur Nationalmannschaft. In einem der Spiele gegen die Slowakei erzielte er sein erstes Tor für Deutschland. Am Montag gegen Polen folgte das erste Pflichtspieltor, am Dienstag gegen Großbritannien das zweite. „Zwei Spiele, zwei Tore – es läuft gut“, sagt der 18-Jährige, der gegen China die kompletten 45 Spielminuten auf der Bank gesessen hatte.
Zeit zum Feiern seiner Tore hatte Finn Bentzen noch nicht. „Das kommt nach der WM“, sagt er. Vielleicht gibt es dann mit dem Aufstieg in die A-Gruppe einen weiteren Grund. Aktuell sind die Nationalspieler, so Jacob Wolff, mit dem Tagesprogramm voll ausgelastet: Frühstück um 8 Uhr, danach Bus-Transfer zur Eishalle, lockeres Training, Material überprüfen, Rückkehr ins Hotel, essen und ausruhen, um 16 Uhr Besprechung, dann wieder zur Eishalle, 18.20 Uhr zum Warm-Up aufs Eis, um 19 Uhr das Spiel. Also keine Zeit für Party, aber immerhin ein bisschen Zeit für Katarina Witt.
Fernziel Paralympics 2022 in Peking
Das 1:4 gegen China zum Auftakt der B-Weltmeisterschaft hatte das deutsche Para-Eishockey-Team nicht auf der Rechnung gehabt. Nun benötigt es an diesem Donnerstag ab 19 Uhr im Kampf um Platz zwei gegen die Slowakei einen Sieg mit fünf Toren Differenz. Dann wäre den Deutschen, ein Sieg Russlands über China ab 15 Uhr vorausgesetzt, der Aufstieg in die A-Gruppe aufgrund des direkten Vergleichs mit der Slowakei und China sicher. Das Fernziel, die Teilnahme an den Paralympics 2022 in Peking, ist von Abschneiden bei der B-WM in Berlin aber weitgehend unabhängig. Auch die besten Mannschaften der B-Gruppe haben 2021 die Chance, sich dafür zu qualifizieren. Auf www.sportdeutschland.TV sind die deutschen Spiele (Do. und Fr., jeweils 19 Uhr) im Internet live zu sehen.
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