
Landkreis Diepholz. In manchen Hallen brennt noch Licht: So ganz ist die Hallensportsaison also nicht verloren. Zumindest nicht für diejenigen, die den Griff zum Schläger nicht scheuen. In Brinkum, Barrien, Heiligenrode und Syke fliegt die gelbe Filzkugel weiterhin. Tennis ist eine der wenigen Sportarten, die noch erlaubt ist – und es mit Ausnahme weniger Wochen im Frühjahr auch im gesamten vergangenen Jahr war. Ist dieser Sport also der große Profiteur der Krise? Wird Tennis in der Region durch die Pandemie einen Schub bekommen?
Davon wollen die Verantwortlichen der Vereine des Diepholzer Nordkreises noch nicht sprechen. Doch sowohl Andreas Möhring, Spartenleiter beim FTSV Jahn Brinkum, als auch Wolfgang Held, Vorsitzender des Barrier TC, und Lutz Frauenheim, Vorsitzender des TV Syke, erkennen eine klare Zunahme an Gästen in ihren Hallen. Das ist für das Trio durchaus erklärbar, unter anderem damit, dass Mannschaftssportarten wie Volleyball, Basketball, Fußball und Handball ruhen. Sie sind verboten. Tennis ist für viele Sportler eine willkommene Alternative, um sich körperlich zu betätigen und einen gewissen Wettkampf zu erhalten. „Mit so einem deutlichen Plus an Gastspielern hatten wir aber nicht gerechnet“, sagt Möhring. „Denn wir haben keine Werbung gemacht. Wir fanden, dass wäre der Situation nicht angemessen gewesen.“ Die Spieler kamen also von allein. Ohne FTSV-Nachhilfe. Die Brinkumer agieren mit einer gewissen Vorsicht. Genauso wie die Syker und die Barrier: Sie alle wollen das Privileg, noch spielen zu dürfen, nicht gefährden.
Das Verständnis für die Aktiven, die auf ihr Hobby verzichten müssen, ist groß bei den Tennisspielern. Ein Beispiel der Solidarität lieferte etwa der Barrier TC. Der Klub lud im November zum Gratis-Spielen in seine Tennishalle ein. Genutzt wurde das Angebot sehr ordentlich. Auch in Barrien gilt: Die Halle wird ordentlich frequentiert, vor allem von Akteuren, die nicht dem Verein angehören. „Wir haben viel mehr Gastspieler als zuvor, die Zeiten buchen“, sagt Held. Auf der anderen Seite fehlen aber auch einige Stammgäste der vergangenen Jahre. „Besonders die Älteren, die vor allem Doppel spielen“, hat auch Frauenheim beobachtet, dass eine bestimmte Klientel momentan der Halle fern bleibt. Doppelspiele sind derzeit nicht erlaubt. Dennoch: Tennis wird von mehr Menschen als zuvor gespielt.
Für die Vereine bedeutet das ein finanzielles Plus. Je mehr Hallenzeiten gebucht werden, desto mehr Einnahmen haben sie. Allerdings sanieren sich die Klubs auf diese Art und Weise nicht. „Große finanzielle Auswirkungen hat das nicht“, glaubt Wolfgang Held. Wichtig bleiben die Einnahmen aus den Hallenzeiten dennoch. „Wir leben von ihnen und den Beiträgen unserer Mitglieder“, bekräftigt Held.
Rund 370 Mitglieder ist der BTC stark. Damit liegt er in ähnlichen Größenordnungen wie die Nachbarn aus Syke (ebenfalls etwa 370) und Brinkum (rund 400). Verschlechtert haben sich diese Zahlen im ersten Coronajahr nicht. „Wir sind auf demselben Niveau geblieben“, verrät Held. Sein Syker Kollege Frauenheim ergänzt: „Wir haben seit Jahren eine positive Entwicklung.“ Die sei durch das Coronavirus nicht ins Stocken geraten. In Brinkum halten sich Ein- und Austritte die Waage, wie Möhring verrät.
„Wir haben jedes Jahr Austritte aus Altersgründen oder wegen Verletzungen. Die haben wir sonst kompensiert, indem wir viele Angebote und Werbung gemacht haben. Das haben wir im letzten Jahr nicht. In diesem Jahr haben wir die Austritte quasi durch Corona kompensiert.“ Unter anderem habe der FTSV nicht nur Rückkehrer begrüßen können, sondern auch einige Fußballer, die neu eingetreten seien. Ähnliches hat Frauenheim in Syke beobachtet: „Für viele Fußballer ist unser Tennisverein zu einer zweiten Heimat geworden.“ Tennis scheint also eine Alternative für Mannschaftssportler zu sein – und für einige sogar mehr als das. Doch wird sich der kleine Tennisboom auch über den Winter hinaus halten? Werden die Anlagen im Frühjahr, wenn der Spielbetrieb im Freien noch an wesentlich mehr Orten möglich ist, von vielen neuen Mitgliedern in Vereinen gefüllt? Eine Vorhersage fällt allen drei Tennis-Chefs schwer. „Wenn wieder mehr Sport möglich ist, wird sich herausstellen, ob Tennis eine Schub bekommt“, sagt Held.
Frauenheim und Möhring schließen derweil nicht aus, in Zukunft stärker auf Mitgliederfang zu gehen. „Was wir machen werden, steht noch nicht fest. Das hängt immer davon ab, was überhaupt erlaubt ist“, sagt Möhring. Frauenheim bestätigt: „Mitgliedergewinnung war bei uns in der Vorstandssitzung Thema. Wir beschäftigen uns damit.“ Möglich seien zum Beispiel Schnupperangebote – so offensiv kommuniziert, wie es eben möglich sei. Wichtig sei, die Hygiene- und Gesundheitskonzepte einhalten zu können. „Wir werden nichts machen, was am Rande der Legalität ist“, bekräftigt er. Besonders der TVS-Vorsitzende sieht eine Chance für den Tennissport während der Pandemie. „Wir wollen uns definitiv öffnen. Auch Mannschaftssportler finden hier alles vor. Wir haben auf unserer Terrasse viel Platz, können Abstand halten und trotzdem gesellig sein. Und unsere Spieler können sich zu Mannschaften zusammentun und am Punktspielbetrieb teilnehmen.“ Nach den Spielen sitzen beide Mannschaften in der Regel noch gemeinsam beieinander – wenn es die Pandemie nicht anders erfordert. Tennis sei bedeutend näher an einer Mannschaftssportart dran als viele erwarteten. Berührungsängste müsse niemand haben, sagt Frauenheim. Auch erste Fortschritte sollten sich recht schnell einstellen. Vor allem bei einer Gruppe von Sportlern. „Grundsätzlich kann man sagen, dass Ballsportler, die noch nie einen Schläger in der Hand gehabt haben, Tennis in kurzer Zeit lernen. Sie haben einfach das Gefühl für den Ball“, sagt Frauenheim. Es spreche nichts dagegen, den Sport einmal auszuprobieren.
Das sehen Möhring und Held natürlich genauso. Besonders Held will jedoch das Frühjahr abwarten. Der Status quo im Tennis ist jedoch kein schlechter, wie er feststellt: „Als Gewinner würde ich uns nicht bezeichnen, aber auch nicht als Verlierer.“
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