
Frank Harreß hat durchgezählt. „Etwa 50 Vereine sind regelmäßig zu Gast bei uns“, sagt der Teamleiter des Bremer Sport-TV. Nicht mitgezählt hat er die vielen Klubs, die hin und wieder in diesem besonderen Schaufenster des bremischen Sports auftauchen. Im Dezember 2020 feierte die monatlich produzierte Sendung mit ihrer 225. Ausgabe mal wieder Jubiläum. An die 250. Sendung mag derzeit aber niemand denken. Es könnte sogar passieren, dass die 227. Ausgabe im Februar die letzte ist.
Im Prinzip hängen Wohl und Wehe des Bremer Sport-TV, wenig überraschend, vom Geld ab. Doch so einfach ist es nicht. Schon seit Jahren beklagt sich Frank Harreß über die veraltete technische Ausstattung des Studios im Waller Westend mit einer Technik aus den 1990er-Jahren. Das 4:3-Bildformat aus jener Zeit, das auf modernen Flachbildschirmen links und rechts schwarze Streifen hervorruft, ist längst vom 16:9-Format mit HD-Qualität abgelöst – im Waller Studio jedoch noch nicht. Was mehr den anfallenden Kosten als dem Willen aller Beteiligten geschuldet ist.
Geld, um das Waller Studio neu auszustatten, habe die Bremische Landesmedienanstalt (Brema) nicht. „Wir können leider nicht investieren, dafür reicht unser Budget nicht“, sagt deren Direktorin Cornelia Holsten. Ihr stünden für Investitionen jährlich 20.000 Euro zur Verfügung – und das nicht nur für Investitionen in den Bürgerrundfunk, dessen Träger und Aufsicht die Brema ist. Der Bürgerrundfunk, so schreibt es das Landesmediengesetz vor, soll allen Bürgerinnen und Bürgern des Bundeslands die Möglichkeit bieten, Fernseh- oder Rundfunkbeiträge zu erstellen. Dafür gibt es in Bremen und Bremerhaven diverse Studios mit, wie Cornelia Holsten einräumt, unterschiedlicher technischer Ausstattung. Bürgerrundfunk ist ein Angebot an jede Person, die es nutzen möchte. Die Quote, wie viele Zuschauer eine Sendung habe, interessiere übrigens nicht.
Auch das Bremer Sport-TV gehört zum Bürgerrundfunk. Die Mannschaft unter Führung von Frank Harreß, insgesamt 21 Mitarbeiter, arbeitet ehrenamtlich. Die Brema stellt das Equipment, kümmert sich um dessen Instandhaltung oder Reparatur und bietet auch Aus- sowie Fortbildungen für jeden an. Die Mitarbeiter des Bremer Sport-TV sind sehr engagiert, müssen für ihr Hobby aber Geld mitbringen. Fahrtkosten beispielsweise für Aufzeichnungen von Veranstaltungen in den Vereinen werden ihnen nicht erstattet.
Während Frank Harreß sagt, er liege Cornelia Holsten schon seit Jahren mit seinem Wunsch nach Umstellung auf 16:9-Bildformat in HD in den Ohren und benötige zum Beispiel mehr als die im Waller Westend vorhandenen zwei kabellosen Mikrofone, betont die Brema-Direktorin, dass ihre Einrichtung alles dafür tue, Mängel zu beseitigen. „Unsere Nutzer sollen zufrieden sein“, sagt Holsten, „wenn sie es nicht sind, macht es beide Seiten unzufrieden.“ Und sie betont, wie sehr sie das Bremer Sport-TV schätzt. „Es ist eine tolle Truppe.“
In gewisser Weise hat Corona dafür gesorgt, dass Frank Harreß seine Begehrlichkeiten jetzt laut und öffentlich äußert. Weil das Waller Studio zu Beginn der Pandemie geschlossen war und es sich nach angedachter Wiedereröffnung im vergangenen Herbst als ungeeignet erwies, die erforderlichen Sicherheitsabstände der Mitarbeiter einzuhalten, produzierte das Bremer Sport-TV kurzerhand an einem anderen Ort und mit anderer, moderner Technik. Beides stellte der Teamleiter selbst zur Verfügung, der als geschäftsführender Gesellschafter eines Unternehmens hauptberuflich sein Geld auch damit verdient, für Radio- und Fernsehsender sowie für Kunden aus der Kreuzfahrtbranche sozusagen schlüsselfertig ein Studio einzurichten.
Expertise und Ausrüstung sind also vorhanden, um das Bremer Sport-TV übergangsweise im Konferenzraum der Firma von Frank Harreß zu produzieren. „Allein der Aufbau des Studios dauert sieben Stunden“, sagt Harreß. Wer die Video-Clips vom Aufbau sieht, kann erahnen, wie aufwendig er ist. Die komplette Ausrüstung des mobilen Studios – Kameras, Mikrofone, Videomischer, Lichtanlagen und einiges mehr – koste etwa 65.000 Euro. Als Miete berechnet der Unternehmer Frank Harreß dem Bremer Sport-TV pro Sendung „rund 650 Euro“. Das sei weniger als er normalerweise nehme. Das ist aber eben deutlich mehr als nichts, weil Harreß weder als Nutzer noch als Unternehmer allein die Kosten für das Bremer Sport-TV übernehmen möchte. Der vorübergehende Wechsel in den Konferenzraum bedeutet zugleich die vorübergehende technische Umstellung auf das 16:9-Format. Das sei bei den Zuschauern gut angekommen, sagt Harreß, er habe viele Mails bekommen. Und daher solle die Produktion nicht wieder auf 4:3 umgestellt werden.
Wenn aber die Brema das Studio nicht umrüstet und Harreß selbst die Miete für die Technik nicht allein trägt, braucht es eine andere Form der Finanzierung. Harreß hat einige Ideen, jedoch keine Zusagen. Der Landessportbund hat sich 2020 bereits mit 4000 Euro beteiligt. „Das LSB-Präsidium hat entschieden, dass es eine letztmalige finanzielle Zuwendung gegeben hat“, sagt LSB-Vizepräsidentin Monika Wöhler. Der Verband schätzt das Bremer Sport-TV als eine Plattform für die Mitgliedsorganisationen des LSB ebenfalls, beklagt aber zu geringe finanzielle Zuwendungen schon für sich selbst. Fraglich dürfte sein, ob Harreß' Vorschlag, dass sich Sportvereine mit einer geringen regelmäßigen Umlage an den Kosten beteiligen, Zustimmung finden wird.
Sportamtsleiter Christian Zeyfang sagt, dass auch die Politik die Sportsendung gut finde, weil sie allen Vereinen eine Stimme verleihe. Da das Bremer Sport-TV jedoch kein Teil des LSB sei, könne es auch kein Geld aus dem Ressort von Sportsenatorin Anja Stahmann (Grüne) erhalten. Schließlich sei, so Harreß, auch der Landesbetriebssportverband als möglicher Partner sehr interessant. Der LBSV-Vorsitzende Jan Steffen bestätigt Gespräche mit dem Bremer Sport-TV, „kann zu diesem komplexen Thema aber derzeit nichts Verbindliches sagen“. Es ist unwahrscheinlich, dass die dauerhafte Finanzierung bis zur Februar-Sendung geklärt sein wird.
Nächste Sendung am 16. Februar
Im April 2002 ist das Bremer Sport-TV erstmals auf Sendung gegangen. Zuvor hatte es im Bürgerrundfunk mit „Sport Live“ und „Musik und Sport“ bereits ähnliche Sendungen gegeben. Von April 2002 bis Sommer 2019 leitete Ralph Haberland das Bremer Sport-TV, dann übernahm der damalige Regisseur Frank Harreß die Leitung. Die Sendung ist im Radio Weser.TV an jedem dritten Dienstag im Monat von 20 bis 21.15 Uhr zu sehen. Danach wird sie, wie Frank Harreß sagt, an acht weiteren Terminen als Wiederholung ausgestrahlt. Die derzeit 21-köpfige Crew arbeitet ehrenamtlich. Die 227. Sendung wird am 9. Februar aufgezeichnet und am 16. Februar ausgestrahlt.
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