
Es war nicht einfach, die einzelnen Tage der vergangenen Wochen noch auseinander zu halten. Aufstehen um kurz nach 8 Uhr, ein ausgiebiges Frühstück, dann Training in den Bergen oder talaufwärts zwischen 10 und 17 Uhr, ein schnelles Mittagessen gefolgt vom Abendessen um 19 Uhr, abschließend Pflege, Massage und Athletik-Training, dann erst Feierabend. Knapp drei Wochen lang ging das so in den Bergen der Sierra Nevada, dem höchsten Gebirge in Spanien – Tag für Tag. Aber Lennard Kämna, 24, macht jetzt nicht den Eindruck, als würde ihn das stressen. „Der Februar und der März sind eben so“, sagt er. Für Radrennfahrer ist die Quälerei im Frühjahr ganz normal. Auch wenn Kämna sagt, dass er dieses Jahr bislang wohl noch professioneller trainiert habe als 2020. Es geht ja auch um viel: Der Fischerhuder will sich in der Weltspitze etablieren.
Nach dem internationalen Durchbruch im vergangenen Jahr mit dem krönenden Etappensieg bei der Tour de France will Kämna jetzt nachlegen. Was das genau beinhaltet, weiß er noch nicht. Zwei Etappensiege bei der Tour? Ein erfolgreiches Rennen bei den Olympischen Spielen? Oder der Gesamtsieg bei einem Rennen? Fragen, die mögliche Ziele für dieses Jahr betreffen, lässt Kämna ins Leere laufen. Dan Lorang, Sportwissenschaftler und Head-Coach bei Kämnas Team Bora-Hansgrohe, hat kürzlich über den 24-Jährigen gesagt, dass er vorsichtig damit wäre, den Rucksack zu voll zu packen. Aber er sagte auch: „Wir haben natürlich den Anspruch, dass seine Entwicklung so weitergeht und er bei der ein oder anderen Etappe glänzen kann. Vielleicht lässt er aber auch aufblitzen, dass es für mehr reichen könnte. Ich traue ihm das auch zu.“
Eine Frage drängt sich auf: Ist Kämna schon ein Fahrer für die Gesamtwertung? Seine Rolle im Bora-Team habe sich in den vergangenen zwölf Monaten verändert, das gibt er zu. „Ich bekomme mehr Freiheiten für die Rennen. Aber das bedeutet auch mehr Verantwortung.“ Dem Eindruck, dass sein Team trotzdem die Erwartungen an ihn für die Öffentlichkeit eher drosseln möchte, widerspricht er nicht. „Wir haben gemeinsam vor, mich zu einem besseren Fahrer zu machen, und zwar ohne Stress und Druck. Wir wollen das locker angehen.“ Locker heißt: Bestmöglich in Form zu kommen, um dann zu schauen, was in den Rennen geht. So in etwa beschreibt Kämna das Anforderungsprofil seines Arbeitgebers.
Er glaubt, dass Druck ihm nicht helfen würde. „Den mache ich mir ja selbst“, sagt er. Er würde nicht mehr oder besser trainieren, wenn jemand hinter ihm stünde und sagen würde: „Du musst, du musst, du musst!“ Bei Bora gebe es eine andere Herangehensweise. „Mir wird hier vom Team viel Vertrauen geschenkt. Aber das beruht auf Gegenseitigkeit. Und dann kommen auch die Ergebnisse von alleine. Wir haben ja alle das gleiche Ziel: Möglichst die besten Rennen zu fahren.“
Ob Kämna jetzt schon für Bora ein Fahrer für die Gesamtwertung ist, kann er im März zeigen. Generell, sagt er, sei das ja ein fließender Prozess. Und in dem befindet er sich gerade. Das tolle Jahr 2020 hat dafür gesorgt, dass er bei der Katalonien-Rundfahrt, die am 22. März beginnt, einfach mal losfahren kann. „Die Fahrt ist einwöchig. Da bekomme ich vom Team die Chance, auf den Gesamtsieg zu fahren. Ich habe also die Gelegenheit, mich auszuprobieren.“ Es ist das erste Rennen der Saison. Und es sei wichtig zu zeigen, dass er gut in Form sei, sagt Kämna. „Aber das werde ich sein, wenn es weiter so läuft.“
Das Trainingscamp in der Sierra Nevada hat er diese Woche beendet. Insgesamt acht Fahrer und Betreuer waren mit dabei, Trainer, Mechaniker, Koch und Physio eingeschlossen. Das Leben in der Blase sei ihm nicht schwer gefallen, das Apartment teilte er sich mit Maximilian Schachmann. „Ich habe in der ganzen Zeit niemanden außerhalb unseres Teams getroffen. Aber damit hatte ich wohl trotzdem mehr Kontakt als viele andere Menschen, da will ich mich nicht beschweren.“ Die Zeit bis zum Start der Katalonien-Rundfahrt nutzt Kämna – für das nächste Trainingslager. Er ist nach Mallorca geflogen. Jene Insel, auf der er schon im Januar trainiert hat und die ihm generell einfach richtig gut gefalle. „Ich bin schon untypisch oft dort“, gibt er zu. Im Januar hatte es immerhin noch mal zu einem kurzen Trip in die Heimat nach Fischerhude und Bremen gelangt. Das sei jetzt nicht mehr drin.
Für Lennard Kämna hat eine wichtige Saison längst begonnen. Ob es die entscheidende seiner Karriere wird, ist noch nicht zu beantworten. Im besten Fall wird sie ihn sogar zu den Olympischen Spielen nach Tokio bringen. „Das ist Zukunftsmusik“, sagt er, „das hängt ja alles von meiner Form ab.“ Aber die, hat er gesagt, sei eigentlich ganz gut im Moment.
Katalonien-Start am 22. März
Die Katalonien-Rundfahrt bleibt laut Veranstalter ihrem Ruf treu: Sie ist ein einwöchiges Etappenrennen für Kletterer und Rundfahrer, aber kein Spaß für die Sprinter. Auf den sieben Etappen der 100. Ausgabe des Rennens gibt es zwischen dem 22. und 28. März zwei schwere Bergankünfte, ein flaches 18,5-Kilometer-Einzelzeitfahren und vier weitere Etappen. Das traditionelle Finale ist ein Rundkurs in Barcelona, der über den Montjuic führt. Das Dach der Rundfahrt ist die Bergankunft der dritten Etappe im 2125 Meter hoch gelegenen Ski-Ort Vallter in den Pyrenäen.
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