
Herr Schneider, wird es im nächsten Jahr wieder die Sixdays in Bremen geben?
Hans-Peter Schneider: Das ist die Frage, die mir seit zwölf Jahren gestellt wird. Ist ein alter Hut, aber ich denke, Sie meinen es jetzt mal anders: Haben die Leute 2022 wieder Lust auf solche Veranstaltungen wie die Sixdays?
Ja, versuchen wir es mal so.
Ja, das glaube ich absolut, und das ist kein Zweckoptimismus. Mein Gefühl ist, dass die Menschen sich nach Begegnungen sehnen. Und je jünger die Menschen sind, desto größer ist der Wunsch. Die Leute wollen sich wieder treffen, da bin ich mir sicher. Und das könnte dann ja auch bei den Sixdays sein.
Aber die Fortführung der Sixdays war auch vor Corona ein Dauerthema, weil sich die Veranstaltung finanziell immer weniger lohnen würde, wie Kritiker behaupten.
Aber wir haben darin ja schon Übung, die Besucher immer wieder zu begeistern. Wir haben zwei Zielgruppen bei den Sixdays: die erste kommt, weil sie den Radsport sehen möchte. Und die zweite will sich amüsieren, Party machen. Ich bin zuversichtlich, dass wir diesen beiden Gruppen auch 2022 die Sixdays anbieten werden. Aber es könnte schwieriger werden, weil jetzt ja niemand weiß, ob wir im Oktober schon so weit sind, um mit den konkreten Planungen beginnen zu können. Deshalb hoffe ich, dass wir dann schon viele, viele Menschen geimpft haben.
Wie wichtig sind die Sixdays für Ihre Messegesellschaft?
Da frage ich Sie: Wie wichtig ist die Montag-Ausgabe des WESER-KURIER für die Bremer Tageszeitungen AG?
Sie ist eine von sieben Ausgaben.
Aber sie ist wahrscheinlich etwas weniger dick und hat auch weniger Anzeigen als die Ausgaben am Freitag oder Samstag. Was ich damit sagen will: Die Sixdays sind ein Teil in unserem Angebot, aber Messen wie die Breakbulk oder der Deutsche Wundkongress sind wesentlich größer, bringen mehr Umsatz und haben eine größere internationale Wirkung. Aber es ist gut, die Sixdays im Portfolio zu haben. Ich sage es mal mit den Worten eines Verlegers: er kann nicht von den zwei Autoren leben, die vielleicht 80 Prozent des Umsatzes bringen, sondern er benötigt auch die 80 Autoren, die 20 Prozent des Umsatzes ausmachen. Es geht dabei um die Vielfalt, die wir benötigen.
Finanziell gesehen sind die Sixdays also nicht herausragend wichtig für Sie?
Wenn wir nur Veranstaltungen machen würden ab einer Größenordnung von 1,5 Millionen Euro Umsatz, müssten wir auch eine Baumesse streichen oder auf kleinere Konzerte verzichten. Die Sixdays sind eine Traditionsveranstaltung, und darauf verzichtet man nur sehr ungern.
Wie groß ist Ihr finanzieller Verlust in diesen Jahr durch die ausgefallenen Sixdays?
Den kann ich nicht beziffern, weil es ihn nicht gibt. Wir haben Gott sei Dank sehr frühzeitig entschieden, auf die Sixdays zu verzichten. Bahnaufbau, das Sportbudget, die Werbe- und Marketingmaßnahmen, das alles kostet sehr viel Geld. Hätten wir die Sixdays erst im Dezember abgesagt, wären schon locker 80 Prozent der Fahrerverträge unterschrieben gewesen. Und das hätte dann sehr hohe Kosten verursacht.
Haben Sie Sorge, dass sich Sponsoren zurückziehen könnten?
Das bleibt abzuwarten, aber das gilt ja auch für die Besucher. Wer weiß denn, ob die Menschen im nächsten Januar sagen: Ich will jetzt endlich wieder zu den Sixdays. Oder ob es nicht doch viele Leute gibt, die grundsätzlich Großveranstaltungen weiter meiden oder zumindest vorsichtig sind. Das kann jetzt noch niemand vorhersagen.
Wäre denn ein Rückgang von Sponsoren existenzgefährdend für die Sixdays?
Wenn niemand mehr den WESER-KURIER abonnieren würde, hätten Sie auch ein Problem. Aber ich habe das Gefühl, dass die Sixdays zu Bremen gehören, dass sie ein fester Bestandteil sind. Es ist eine breit gefächerte Veranstaltung, an der ganz verschiedene Menschen teilnehmen. Und als wir die Sixdays sehr früh abgesagt haben, hat wirklich jeder Sponsor gesagt: Das ist schade, aber ihr macht das genau richtig. Unsere Hauptsponsoren stehen weiter zu uns.
An diesem Dienstag wäre der Abschlusstag der Sixdays gewesen. Was haben Sie in den vergangenen Tagen am meisten vermisst?
Die gute Gesellschaft, die persönlichen Begegnungen, das Menschliche.
Gibt es einen bestimmten Abend, den Sie immer am meisten genossen haben?
Der erste Tag ist immer am anstrengendsten. Da wird angeschossen, man muss schauen, ob alle gebrieft sind und man keine Falten im Gesicht hat. Da bin ich immer froh, wenn der vorbei ist. Und am letzten Tag versuche ich immer, möglichst lange durch die Reihen auf den Zuschauerrängen zu gehen, da will ich hören, wie die Menschen die Tage fanden. Einmal habe ich dabei fast die Siegerehrung verpasst. Aber grundsätzlich gilt: Es sind so unterschiedliche Menschen da, das mag ich besonders. Es gibt ja auch Veranstaltungen, die in erster Linie für Akademiker oder Proletarier sind. Die Sixdays aber sind für alle Leute. Und ich genieße immer alle Tage und Abende.
Ihr Körper wird Ihnen für die Absage dankbar sein – keine langen Nächte, keine Biere an den Bars in den Hallen der ÖVB-Arena.
Da bin ich klüger geworden in den letzten Jahren. Am Anfang habe ich immer gedacht, ich müsste bei den Sixdays viele Biere trinken, weil das dazugehört. Da bin ich am Ende der Rennen noch mit den Fahrern und Teammitgliedern ins Hotel gegangen, das waren sehr lange Nächte mit sehr wenig Schlaf. Aber dann habe ich gemerkt: Es geht ja auch ohne viel Alkohol. Und am nächsten Tag arbeiten geht dann auch wesentlich besser. Ich kann ja nicht sechs Tage lang nur ab 18 Uhr arbeiten, sondern muss schon vormittags ins Büro. Ärgerlich ist aber, dass mein Trainingsplan in diesem Januar jetzt durcheinandergekommen ist.
Wie meinen Sie das?
Ich bin ja ein leidenschaftlicher Radrennfahrer. Und hatte mir eigentlich vorgenommen, in diesem Jahr ein bisschen auf der Bahn zu trainieren, wenn noch niemand in der Halle ist. Das geht leider nicht.
Wer soll denn 2022 die Sixdays anschießen? Sie dürfen sich einen Schützen wünschen.
Ich bin ja immer für ein Duo. Und es müssen, finde ich, Menschen sein, die zu uns passen und die auch was mit Bremen zu tun haben. Ich bin kein Freund von Prominenten, die man sich für 20.000 Euro kauft und einfliegen lässt.
Das war ja schon mal anders, als Roger Moore oder Naomi Campbell das Sechstagerennen angeschossen haben.
Ich kann mich erinnern an die Zeit, in der ich in Thüringen gearbeitet habe. Da haben wir mal einen Redakteur vom ZDF gebeten, eine Veranstaltung zu moderieren. Und er hat nicht gemerkt, dass er in Erfurt war und hat immer von Weimar gesprochen. Das war ziemlich peinlich. Deshalb nehme ich lieber jemanden, der weiß, dass das Sechstagerennen mitten in Bremen ist.
Das Gespräch führte Mathias Sonnenberg.
Hans Peter Schneider ist seit 19 Jahren Chef der Messe in Bremen und war vorher bei der Messe in Erfurt beschäftigt. Schneider verantwortet die Geschicke der Veranstaltungsgesellschaft m3b GmbH.
Sixdays-Termin für 2022 steht
Erstmals seit 1965 fand in diesem Jahr kein Sechstagerennen in Bremen statt. Dabei reichen die Einträge für das Rennen im Oval sogar bis in den November 1910 zurück, als in den Festsälen der Gaststätte Schützenhof in der Neustadt um Punkte gefahren wurde. Die eingebaute Bahn war 95,6 Meter lang, die Kurvenüberhöhung betrug 43 Grad, 4000 Zuschauer konnten dabei sein. 16 Fahrer waren damals für 90 Mark Tagesgage am Start, aber nicht alle sollen auch bezahlt worden sein. Grund: Der Kassierer hatte das Eintrittsgeld unterschlagen. Ein echter Erfolg war die Veranstaltung also nicht, erst 1965 ging es weiter mit dem Sechstagerennen, das sich dann zum Publikumsliebling mauserte. Der Termin für das Rennen im kommenden Jahr steht schon. Dann wird vom 14 bis zum 20. Januar gefahren.
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