
Als Präsident des europäischen Fußballverbandes Uefa beschäftigt sich Aleksander Ceferin normalerweise nicht mit dem SV Werder Bremen. Man kennt den Mann von den Endspielen der Champions League, wenn er den großen Pokal überreicht oder mit einer ausgeklügelten Technik die Medaillen verteilt. Dass dieser Ceferin dem SV Werder im November in einer Videokonferenz „für herausragendes Engagement“ dankte, belegt eindrucksvoll, dass der Verein im Alltag sehr viel mehr leistet, als es für einen Profiklub im Fußball üblich ist: Der sogenannte „Grassroots Award“, mit dem die Uefa den SV Werder auszeichnete, würdigte die ebenso großflächige wie leidenschaftliche Arbeit im Amateurbereich.
Auf den ersten Blick schien der Zeitpunkt für die Auszeichnung ungünstig. Im November litten die vielen sozialen und sportlichen Projekte des Vereins schon seit Monaten unter den Folgen der Pandemie. Auf den zweiten Blick aber war es vielleicht der richtige Moment, den ehrenamtlichen Trainern und Helfern zu danken und sie weiter anzuspornen, auch wenn in diesen Zeiten kaum ein normaler Sport möglich ist. Werders Engagement geht schließlich weit über den Breitensport am Osterdeich hinaus, wo man mit 25 Jugend- und Seniorenteams die größte Amateurfußballabteilung aller Bundesligisten vorweisen kann.
Viele Projekte entstanden in Zusammenarbeit mit Schulen und sozialen Trägern. Die Uefa würdigte neben den Schulprogrammen auch Angebote im Inklusionsbereich sowie das Spielraum-Projekt, bei dem Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und 14 Jahren in verschiedenen Stadtteilen trainieren können. Der Bundesligaklub steht zu seiner gesellschaftlichen Verantwortung und bündelt sein Engagement in einer Abteilung für „Corporate Social Responsibility“, kurz CSR. „Hinter dem Award stehen neben den hauptamtlichen Werder-Kolleginnen und -Kollegen fast 130 Köpfe, vom 16-Jährigen bis zu Senioren, die Werders Engagement ehrenamtlich mit Leben füllen – mit der Begeisterung, anderen helfen zu wollen“, sagt Werders CSR-Manager Michael Arends.
In der Corona-Krise geht es auch darum, dieses Engagement am Leben zu halten, in vielen Fällen ohne enge Kontakte. Wo noch Schulen geöffnet sind und Sportunterricht stattfindet, kann Werder mit Übungsleitern unterstützen. In anderen Bereichen geht es Werder wie anderen Breitensportvereinen in der Region: Zu der Ungewissheit, wann wieder trainiert und gespielt werden kann, kommt die Sorge, wie viele Kinder und Jugendliche man dann nicht mehr erreichen wird, weil sie sich andere Beschäftigungen gesucht oder den Bezug verloren haben. Wo immer es geht, soll der digitale Weg helfen: In Whatsapp-Gruppen und mit kleinen Videobotschaften versuchen viele Trainer, den Kontakt und das Wirgefühl zu erhalten. „Das ersetzt natürlich nicht den persönlichen Kontakt. Aber man merkt den großen Bedarf“, erklärt Arends, „gerade Kinder mit Beeinträchtigungen suchen die persönliche Nähe und wollen einen gerne umarmen, aber auch das geht im Moment nur digital.“ Manche Trainer sind mit der Digitalisierung inzwischen so warm geworden, dass sie diese Wärme auf die Gruppe ausstrahlen können.
Für den schulischen Bereich sollen Videos helfen. Im Schnitt sind sie 25 Minuten lang, sie sollen Kindern und Jugendlichen das Training nach Hause bringen. Mit Bildungssenatorin Claudia Bogedan ist man im Austausch, damit diese Videos in Bremen auf den Lernplattformen zur Verfügung stehen können.
Wie die einzelnen Projekte, die eine Ergänzung der Jugendsozialarbeit in der Region sind, nach den Kontaktbeschränkungen wieder anlaufen, hängt auch davon ab, wie schnell zum Beispiel Jugendeinrichtungen oder SOS-Kinderdörfer zurück in ihren Alltag finden. Arends weiß: „Die Kinder müssen erst wieder in die Jugendeinrichtung gehen, wo die gute Sozialarbeit gemacht wird, damit wir als Sportpartner unseren Beitrag dort leisten können.“ Auch hier versucht Werder, digital Nähe zu schaffen und die Botschaft zu vermitteln: Wir sind für euch da.
Wenn es wieder Normalität gibt, ist Werders Profifußball der Klebstoff, der alles zusammenhält. „Wir merken in unseren Programmen die Synergie mit dem Profifußball“, erzählt Arends, „wenn wir in den Stadtteilen unterwegs sind, spüren wir die Begeisterung, wenn Werder gewonnen hat, aber natürlich auch den Frust, wenn es nicht gut läuft. Werder übernimmt sehr viel gesellschaftliche Verantwortung in der Region und ist präsent, um vielen Kindern eine gute Zeit und auch einen guten Schutzraum zu bieten.“ Und beim nächsten Champions-League-Finale, wenn Uefa-Präsident Ceferin wieder den Pokal überreicht, dürfen viele Trainer, Betreuer und Sportler in Bremen zu Recht sagen: Der hat uns auch schon ausgezeichnet.
Hintergrund: Ein Preis für unbesungene Helden
Der UEFA Grassroots Award wird seit 2010 vergeben. Seither durften sich 96 Personen sowie Projekte aus 36 Nationen europaweit über die Auszeichnung freuen. Der europäische Fußballverband will damit Führungskräfte, Vereine und Projekte für ihr herausragendes Engagement im Breitenfußball würdigen sowie „einige unbesungene Helden im Hintergrund des Spiels“ feiern.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
Sport in Bremen: Meldungen aus Bremen und den Stadtteilen
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