
Lukas Feller wusste gar nicht, was er sich zuerst packen sollte. Der Oberliga-Handballer des ATSV Habenhausen griff nach dem Pott, dann nach der um den Hals baumelnden Goldmedaille und war völlig aus dem Häuschen. Deutscher Amateurpokalsieger 2019, das muss man erst mal verarbeiten. „Ich kann im Moment gar nicht realisieren, was da gerade passiert ist“, stammelte er. Neben ihm standen seinem Abwehrchef Fabian Rojahn die Freudentränen in den Augen. „Heute wird keiner schlafen“, kündigte er an. Schließlich ging es abends noch zurück aus Hamburg zur Feier ins Hotel am Werdersee, zu der der Verein das Team und die 80 mitgereisten Anhänger eingeladen hatte.
Wenn gestandene Mannsbilder weinen, dann muss etwas Gewaltiges passiert sein. Tatsächlich haben sich die Viertliga-Handballer des ATSV Habenhausen mit dem 31:29-Erfolg im Endspiel über den BTB Aachen in die Vereinsgeschichte geballert. Der ATSV-Trainer Matthias Ruckh bekam von den nervenaufreibenden finalen Würfen im Siebenmeterstechen nichts mehr mit. Er drehte sich weg, fixierte einen Punkt im Publikum und wurde erst auf den grandiosen Erfolg aufmerksam, als seine Spieler lauthals triumphierend auf Schlussmann Daniel Sommerfeld zurannten und ihn im Freudentaumel unter sich begruben. Für Ruckh ist es bei seiner ersten Trainerstation gleich ein grandioser Erfolg.
„Das ist ein einmaliges Erlebnis, so etwas bekommt man in seiner Sportkarriere nicht wieder“, strahlte ATSV-Kapitän Björn Wähmann. Er hatte fünf Wochen vorher sogar die Party mit 110 Gästen anlässlich seines 30. Geburtstags kurzfristig verschoben, um mit einem 23:21-Halbfinalerfolg über den thüringischen Vertreter HSV Apolda ins Endspiel gegen die Aachener „Bandits" einzuziehen. „Das hat sich voll gelohnt“, bilanzierte er rundum zufrieden.
Nun standen die Habenhauser in der über 13 000 Zuschauer fassenden Hamburger Barcleycard Arena und schluckten. Die war kurz vor dem Pokalendspiel der Bundesligisten aus Kiel und Magdeburg schon mit 2551 Zuschauern gefüllt. Eine gewaltige Kulisse für den Klub, der im Ligabetrieb eher in Schulturnhallen und seltener in großen Arenen auf seine Gegner trifft. „Das ist einfach nur geil", wie es der Mirco Wähmann kurz und prägnant auf den Punkt brachte.
Die Belohnung kann sich sehen lassen, denn der ATSV Habenhausen erhält neben dem stolzen Preisgeld von 5000 Euro auch den Zuschlag, am 17./18. August eines der bundesweiten DHB-Pokalturniere ausrichten zu dürfen. Das wird in einem Viererturnier mit der garantierten Teilnahme eines Erst- und Zweitligisten ausgetragen. „Der THW Kiel wäre natürlich als Gegner der Hammer“, haute Lukas Feller schon einmal sein Wunschlos raus.
Was hatten die Spieler noch gezetert, als sie im August des vergangenen Jahres in Lesum in die Pokalrunde gegen unterklassige Teams starteten. Ohne die heißgeliebte „Backe“ an den Händen, da in der Halle am Klostermühlenweg ein striktes Baumharzverbot herrschte. „Nicht nur dafür haben wir unseren Trainer gehasst", blickt der Kreisläufer Marcel Fischer zurück, zumal der Pokal auch noch die letzten freien Wochenenden dicht machte – beim ATSV ein ganz knappes Gut. Danach kämpften sich die Weiß-Blauen Runde für Runde zum Verbandspokalsieg und stiegen darüber in den bundesweiten Amateurpokal ein.
13 Spiele musste das Team hinter sich bringen, um sich in der Hamburger Arena mit der Krone des deutschen Amateur-Handballs schmücken zu können. Darunter befanden sich vier bundesweit ausgetragene Partien, zu denen der Traditionsverein dreimal reisen musste. „Man fährt aber als Bremer ja generell nach Hamburg, um sich dort den Titel abzuholen“, erklärte der ATSV-Coach augenzwinkernd. „Wenn dafür Umwege über Bielefeld und Apolda notwendig sind, dann ist es auch noch so", griente er.
Der sportliche Erfolg soll sich bei den so genannten „Habenhauser Jungs„ aber auch anderweitig auszahlen, so zumindest die Hoffnung des Klubs. „Der Pokalsieg ist nicht zu toppen, mehr geht nicht“, sagt Frank Meier, im Handball-Vorstand des ATSV unter anderem für das Männerteam zuständig. „Dieser Titel hat Strahlkraft und bringt uns vielleicht noch weitere Sponsoren.“ Die mitgereisten Geldgeber waren in Hamburg mehr als zufrieden, weitere werden aber noch dringend benötigt. Schließlich geht nicht nur die Ausrichtung der ersten DHB-Runde ins Geld, auch im Punktspielbetrieb peilt sein Vorzeigeteam die Rückkehr in die dritte Liga an.
Dazu könnte der Amateurpokal ein gutes Omen sein, da in dem seit 2015 ausgetragenen Wettbewerb alle Pokalsieger in die dritte Liga aufgestiegen sind. „Ich könnte damit gut leben“, schmunzelte Matthias Ruckh. Seine Mannschaft selbst wird in der kommenden Saison jedoch nicht wieder im Bremer Pokal und damit auch nicht, wie jetzt, als Verbandspokalsieger im Amateurpokal starten. „Das musste ich meiner Mannschaft versprechen“, sagt er. Denn mit dem DHB-Pokal kommt auf die Bremer nächste Saison noch eine weitere Belastung zu. „Man soll ja auch dann aufhören, wenn es am schönsten ist." Zumindest mit dem regionalen Pokal-Wettbewerb. Für den ATSV geht's nun um größere Aufgaben.
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