
Miles Henschel: Als Kind macht man sich noch nicht so wirklich Gedanken darüber. Das war eher eine Entscheidung, die nicht ganz geplant war und eher durch Zufall getroffen wurde. Burkhard Haberland, der die Kinder und Jugendlichen zu diesem Zeitpunkt beim TSV trainierte, war sehr gut mit meinen Eltern befreundet und hatte großen Einfluss auf die Entscheidung. Da ich als Kind etwas hibbelig war, machten meine Eltern den Vorschlag, dass ich doch mal mitgehen und mir die eine oder andere Trainingseinheit angucken könnte. Wie es der Zufall so wollte, war ich von Anfang an begeistert.
Nach fünf Jahren beim TSV Achim folgte der Wechsel nach Schleswig-Holstein zum ESV Hansa Lübeck. War dies genau der richtige Schritt, um als Ringer so richtig durchzustarten?Das ist schwierig zu sagen. Festhalten kann man auf jeden Fall, dass ich in Lübeck gefordert und gleichzeitig auch gefördert wurde. In den Trainingseinheiten habe ich stets einiges mitgenommen und weiter an meinen Techniken gearbeitet. So habe ich mich kontinuierlich verbessert und in den Wettkämpfen erste Erfolge gefeiert.
Wer war in Lübeck Ihr größter Förderer?Definitiv mein damaliger Trainer Gernot Bachhuber. Er hat mich und die anderen Ringer echt an unsere Grenzen gebracht und alles aus uns herausgeholt. Dabei mussten wir immer ans absolute Limit gehen. Aufgrund dessen habe ich in dem Alter schon ein Stück weit zu ihm als Vorbild aufgeblickt.
Mit einem Blick auf die nachfolgenden Jahre, hat sich das Training auf jeden Fall ausgezahlt. Welche Erfolge konnten Sie in Ihrer Zeit beim ESV Hansa verbuchen?Ich war sowohl in den Stilart Freistil und als auch in Griechisch-römisch niedersächsischer Meister, Hamburger Meister, mehrfacher Schleswig-Holstein Meister und schließlich norddeutscher Meister. Bei der deutschen Meisterschaft im Jahr 2003 landete ich am Ende in der Stilart griechisch-römisch auf dem dritten Platz und belegte somit einen Podestplatz. Einige Wochen später habe ich dann in einem Trainingskampf sogar gegen den damaligen deutschen Meister gewonnen. Hierfür gab es allerdings keinen Preis.
Mit welchen Erinnerungen blicken Sie auf die Zeit in Lübeck zurück?Meine Erinnerungen an die Jahre beim ESV Hansa sind mehr als positiv. Das Umfeld, die Weiterentwicklung und die Platzierungen in den Wettkämpfen haben einfach gestimmt. Auch menschlich bin ich gereift und habe viel für das spätere Leben mitgenommen. Wir sind deutschlandweit auf Turniere gefahren. Es war immer ein großes Abenteuer über mehrere Tage, denn hierfür wurde ich immer zwei bis drei Tage von der Schule freigestellt. Auch an die Kämpfe in Dänemark erinnere ich mich gerne zurück. Es waren tolle Ereignisse, die ich nicht missen möchte.
Auf der Matte geht es bei einem Wettkampf regelrecht zur Sache. Auf was kommt es dabei besonders an?Eine Aktion kann alles entscheiden. Dessen muss sich jeder bewusst sein. Zunächst muss man erwähnen, dass es nicht nur die Wettkämpfe, sondern auch die Trainingseinheiten in sich haben. Ich muss mich direkt von Beginn an auf den Gegner einstellen und ein Gefühl dafür bekommen, wann ich meinen Griff ziehen sollte und wann eben nicht. Das muss geübt werden, weil es vor allem dann schwierig ist, einen Griff durchzubringen, wenn der Gegner stärker ist. Zudem kommt es auf die richtige Technik an.
Welche Techniken muss man als guter Ringer beherrschen?Beim Ringen unterscheidet man zwischen zwei Stilarten. Zum einen der Freistil. Hier gilt der gesamte Körper, vom Kopf bis zu den Füßen, als Angriffsfläche. Dabei sind besonders Beinangriffe beliebt. Zum anderen Griechisch-römisch. Hierbei muss beachtet werden, dass nur der Körper oberhalb der Gürtellinie als Angriffsfläche genutzt werden darf. Der Schulterschwung und der Kopfhüftzug sind hier beliebte Angriffsvarianten.
Wie schwer ist es alle, Grundtechniken zu beherrschen?Gar nicht mal so schwer. Hauptsächlich kommt es darauf an, mit welcher Grundeinstellung man an die Sache ran geht. Stimmt diese, so hat man spätestens nach einem Jahr die Grundtechniken drauf und kann sie problemlos in einem Kampf anwenden.
Welche sportlichen und mentalen Grundeinstellungen muss ein guter Ringer mitbringen?Am besten wäre es, wenn er nicht verlieren will und mit einer gesunden Portion Ehrgeiz die Matte betritt. Denn hierbei gibt es die größten Unterschiede. Die guten Kämpfer quälen sich, wenn sie am Boden festgehalten werden, und versuchen sich irgendwie zu befreien. Wenn ich das schaffen möchte, dann muss ich eben auch mal weiter machen, auch wenn es weh tut. Und mental muss man damit klarkommen, dass der Kampf gleich beginnt und daraus ein Gewinner und ein Verlierer herausgehen wird.
Wie wichtig ist es, sich als Neueinsteiger voll mit der Sportart zu identifizieren?Es ist immer wichtig, mit welchen Zielen und welcher Einstellung man einen Sport betreibt. Dies muss jeder Einzelne für sich selbst entscheiden. Hier ist dann meistens auch der Punkt gekommen, wo sich die Spreu vom Weizen trennt und das Ringen nur ein Hobby bleibt. Denn um in dieser Sportart erfolgreich zu sein, fehlt neben dem nötigen Talent vor allem der Willen.
Der TSV Achim hat im vergangenen Jahr sein 160-jähriges Vereinsbestehen gefeiert. Auch die Ringer-Sparte hatte etwas zu feiern. Mehr als 60 Jahre gibt es die Ringer in Achim bereits. Sie haben ein paar dieser Jahre miterlebt und sind selbst seit knapp zwei Jahren als Trainer in Achim tätig. Was zeichnet das Ringen in Achim aus?Wir versuchen, den Kindern die Sportart so nah wie möglich zu bringen. Viele haben sich in den letzten Jahrzehnten mit dem Sport und dem Verein so stark identifizieren können, dass sie noch immer dabei sind. Neben mir sind unter anderem René Sokoll und Sven Schröder, die in ihrer aktiven Zeit ähnliche Erfolge gefeiert haben, im Verein hängen geblieben und wollen ihre Erfahrung an die Jugend weitergeben. In den Jahren beim TSV habe ich vor allem verinnerlicht, dass die Sparte vom Zusammenhalt lebt. Wir grenzen niemanden aus und heißen jeden bei uns willkommen, ganz egal, wie er aussieht oder wo er herkommt.
Das Ringen wird nach wie vor als Randsportart wahrgenommen. An was liegt das genau?Das ist wirklich schwierig zu sagen. Ich denke, dass es hierfür viele Gründe gibt. Einer davon ist sicherlich die heutige Erziehung der Kinder. Dabei fällt mir besonders auf, dass viele Kinder im Vergleich zu meiner Jugend einen anderen Elan an den Tag legen und ein Stück weit fauler geworden sind. Die Härte, die beim Ringen gefordert wird, ist somit nicht vorhanden. Diese Entwicklung gibt mir zu denken.
Wie kann man den Sport populärer machen?Das kann ich nicht genau sagen. Ich arbeite hauptsächlich mit Kindern zusammen, die langsam zu Jugendlichen heranwachsen. Diese Kinder sind sehr ehrgeizig und weisen viel Talent auf. Meine Aufgabe ist es dann, sie zu ordern und zu fördern. Richtige Nachwuchsarbeit, im Sinne von Nachwuchsgewinnung machen aktuell die Kollegen Sven Schröder und Florian Völskow.
Welchen Aufwand betreiben die Ringer aktuell, um den Nachwuchs aufrecht zu erhalten?Vor ein paar Jahren sind einige unserer Trainer in die nahe liegenden Schulen gegangen und haben versucht, mittels Infoveranstaltungen und kleineren Trainingseinheiten für die Sportart zu werben. Dies hat teilweise auch ganz gut geklappt. Hierin sehe ich zweifelsohne den richtigen Ansatz, denn so sind viele Kinder auf uns aufmerksam geworden. Aktuell ist es durch die Corona-Pandemie für den Verein aber umso schwieriger geworden, auf sich aufmerksam zu machen.
Genau, derzeit ist aufgrund der hohen Infektionszahlen an Ringen nicht zu denken. Sowohl die Trainingseinheiten als auch die Wettbewerbe sind bis auf Weiteres untersagt. Wie gehen Sie gemeinsam mit ihrer Trainingsgruppe mit diesen Bedingungen um?Es ist natürlich für uns alle sehr bitter, dass wir unserer Sportart, die uns am Herzen liegt, nicht nachgehen können. So geht es aber nicht nur uns, sondern den meisten Sportlern. Im vergangenen Sommer konnten wir noch das Beste daraus machen und den Trainingsbetrieb weitestgehend nach draußen verlegen. Dies hat auch alles gut geklappt. Die winterlichen Temperaturen und der erneute Lockdown haben uns nun einen erneuten Strich durch die Rechnung gemacht.
Wie sehr fehlt es Ihnen, auf der Matte zu stehen?Nicht nur für mich, sondern auch für meine acht Athleten war das letzte halbe Jahr schlicht und einfach ein schwieriges halbes Jahr. Wir konnten nicht so trainieren, wie wir es wollten, was ich sehr schade finde. Den Kindern wurde dadurch einfach ihr Hobby über mehrere Monate genommen. Im Moment bleibt uns aber nichts anderes, als abzuwarten und zu hoffen, dass alles bald wieder normal ist und wir wieder zusammen trainieren können.
Lässt sich bei einigen Ihrer jungen Athleten bereits ein gewisses Talent erkennen?Ich würde lügen, wenn das nicht der Fall wäre. Es gibt viele, die durch ihren Ehrgeiz in Erinnerung bleiben und vielleicht in ein paar Jahren ganz große Erfolge einfahren. Dennoch muss man bei so jungen Menschen vorsichtig sein und darf die Erwartungshaltung nicht zu hoch setzen. Das meiste Potenzial sehe ich aktuell bei Maximilian Schaab und Nina Cordes.
Welche Entwicklung trauen Sie ihnen in den nächsten Jahren zu?Sie verfügen in ihren jungen Jahren schon über viel Talent und sind definitiv fitter als andere Kinder in ihrem Alter. Aktuell sind beide auf einem guten Weg. Bein Nina Cordes ist hervorzuheben, dass sie bei den letzten Wettkämpfen stets gegen Jungs angetreten ist. Dies spricht für sich. Ich hoffe, dass beide dieses Niveau halten können und weiter so hart an sich arbeiten.
Das Gespräch führte Dennis Glock.Miles Henschel (31)
war ein erfolgreicher Ringer. Als Aktiver krönte er sich unter anderem zum niedersächsischen und norddeutschen Meister. Bei den deutschen Meisterschaften in der Stilart griechisch-römisch belegte er den dritten Platz. Inzwischen ist er Jugendtrainer beim TSV Achim und versucht, junge Menschen für die Sportart zu begeistern sowie Nachwuchstalente erfolgreich zu entwickeln.
Ringen
Ringen ist eine Kampf- und Kraftsportart mit Vollkörperkontakt. Bei den Olympischen Spielen der Antike gehörte das Ringen unter dem Namen Pale zu den Disziplinen des Fünfkampfs. Mit Beginn der Olympischen Spiele der Neuzeit ab 1896 gehört Ringen zum olympischen Programm und wird mindestens bis zum Jahr 2028 olympisch bleiben. Beim TSV Achim besitzen die Ringer seit dem Jahr 1960 eine eigene Spate. Gegründet wurde sie von Torsten Tietge.
Ringen ist eine Kampf- und Kraftsportart mit Vollkörperkontakt. Bei den Olympischen Spielen der Antike gehörte das Ringen unter dem Namen Pale zu den Disziplinen des Fünfkampfs. Mit Beginn der Olympischen Spiele der Neuzeit ab 1896 gehört Ringen zum olympischen Programm und wird mindestens bis zum Jahr 2028 olympisch bleiben. Beim TSV Achim besitzen die Ringer seit dem Jahr 1960 eine eigene Sparte. Gegründet wurde sie von Torsten Tietge.
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