
Die Bewertung fällt ihm nicht schwer. „Klar, es ist eine komische Situation, die nicht so häufig vorkommt“, sagt Alexander Kluge. In der vergangenen Woche hatte der Trainer von Werders erster Frauenmannschaft seinen Abschied zum Saisonende angekündigt. Der 34-Jährige wird ein paar neue Aufgaben in der Nachwuchsförderung übernehmen und zurückkehren auf die Bank der grün-weißen U17. Dort hatte er bereits zwischen 2012 und 2019 gesessen. Danach war er aufgestiegen und hatte die Frauen im vergangenen Jahr in die erste Bundesliga geführt. In der aktuellen Saison belegt sein Team den neunten Tabellenplatz. Es hat den Tabellenkeller also ein wenig distanziert und befindet sich auf einem guten Weg, zum zweiten Mal nach 2018 die Klasse zu halten. Man darf also durchaus behaupten: Alexander Kluge hat gute Arbeit geleistet in den vergangenen knapp zwei Jahren.
Nun geht er freiwillig zurück zum Nachwuchsteam. So viel zur „komischen Situation“. Sie erfordert eine Erklärung, Alexander Kluge weiß das. Er wird ja gerade immer wieder von Menschen in seinem Umfeld gefragt: Ist das nicht ein Rückschritt? Bis zur vergangenen Woche galt Kluge ja als Beispiel für den Aufstieg eines Trainers, für den „klassischen Weg“, wie er selbst sagt. Denn angefangen hatte Alexander Kluge als U15-Coach, es folgten die Jahre in der U17, später ergänzt durch das Traineramt im zweiten Frauenteam, und dann ging es eben zur wichtigsten Mannschaft der Abteilung.
Was sagt Kluge also den Leuten? „Es ist kein Rückschritt und auch keine Niederlage.“ Der Trainer bemüht sich um eine positive und reflektierte Darstellung: „Ich kann meine Stärken in der U17 besser einbringen.“ Diese Stärken, sie haben vor allem zu tun mit der Entwicklung von jungen Fußballerinnen. Es fällt Alexander Kluge nicht schwer zu erkennen, wo die Potenziale der Talente liegen und auf welchem Gebiet sie sich verbessern müssen. Er gilt auch als kommunikativer Trainer und führt gern Gespräche.
Aber es gibt schon noch eine andere Seite. Sie beschreibt, warum Kluge nicht rundum glücklich wurde als Trainer der Frauenmannschaft. Warum er sagt, er fühle sich auf der Bank des Nachwuchsteams „wohler“. Diese Seite hat viel zu tun mit seiner Art, seinem Führungsstil. Denn Alexander Kluge setzt auf ein Miteinander. Er gilt als sehr umgänglicher Trainer, verbindlich und immer bemüht um einen freundschaftlichen Umgang. „Das ist mein Naturell, ich bin bestimmt nicht der Choleriker“, sagt Kluge.
So ganz unproblematisch ist ein Trainer, der es gern allen recht machen möchte, allerdings nicht. Jedenfalls erzählt man sich, dass die Art von Alexander Kluge in Teilen der Mannschaft schon mal kritisiert wurde. Manche Spielerin wünschte sich offenbar mehr Durchsetzungsvermögen, klare Worte und Konsequenz. Alexander Kluge formuliert es diplomatisch: „Wir haben eben verschiedene Leute in der Mannschaft, und die eine braucht mehr das, die andere mehr das.“
Er bestreitet nicht, dass es gelegentlich verschiedene Auffassungen gab über die Zusammenarbeit von Trainer und Mannschaft; Kluge spricht von „Vorstellungen, die nicht so passten“. Man könnte auch sagen: Es passte nicht ganz zwischen Alexander Kluge und einer leistungsorientierten Mannschaft aus der 1. Bundesliga. Missen möchte er die Erfahrung der vergangenen Jahre allerdings nicht. Zudem steht ja eines fest: Die atmosphärischen Störungen wirkten sich nicht nachteilig auf die Leistungen des Teams aus. Im Gegenteil. „Ich finde meine Situation schon ganz cool“, sagt Alexander Kluge. Er weiß: Sein freiwilliger Rückzug wird zwar begleitet von der ein oder anderen Auseinandersetzungen über seinen Stil. Aber Kluge geht unterm Strich als erfolgreicher Trainer.
An diesem Sonntag soll im Auswärtsspiel beim SV Meppen (14 Uhr) jedenfalls ein weiterer Schritt in diese Richtung folgen. Schließlich ließe sich der Gegner von Tabellenrang elf, dem ersten Abstiegsplatz, weiter distanzieren. Dabei befürchtet Alexander Kluge nicht, dass sich die Ankündigung seines Abschieds negativ auswirken könnte: „Wir sind alle im Tunnel und haben das gemeinsame Ziel Klassenerhalt.“ Als die Mannschaft vor einiger Zeit davon erfahren hatte, seien die ganz großen Emotionen auch ausgeblieben. „Niemand war todtraurig, aber es haben auch keine Korken geknallt“, so Kluge.
Werder will in Ruhe suchen
Wie geht's jetzt weiter? „Wir lassen uns die nötige Zeit“, sagt Abteilungsleiterin Birte Brüggemann zur Suche nach einem Nachfolger von Alexander Kluge. Es ginge dabei vor allem darum, jemanden zu finden, der „zu unserer Philosophie passt“. Die Auswahl ist offenbar nicht besonders groß, beschreibt Brüggemann den Markt „im Vergleich zum Herrenfußball“ doch als überschaubar. „Wir selektieren einerseits die eingehenden Bewerbungen und gehen andererseits aktiv auf Personen zu“, sagt die Abteilungsleiterin. Eine interne Lösung will Birte Brüggemann nicht ausschließen, und so kommt Marie-Louise Eta ins Spiel. Die 29-Jährige war bis 2018 selbst für Werder angetreten und trainiert heute die männliche U14 des Vereins. Daneben fungiert Eta als Co-Trainerin der weiblichen U15-Nationalmannschaft, steht also offenbar auch beim DFB hoch im Kurs.
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