
Konzentriert blickt Frank Harreß auf die vor ihm aufgebauten Bildschirme. So kann er sehen, was die Kameras, die sich nur wenige Meter unter ihm befinden, in diesem Moment vor der Linse haben. Im Zehnsekundentakt entscheidet sich Harreß für eine neue Perspektive.
Er braucht bloß die Nummer der entsprechenden Kamera zu nennen und schon schaltet ein Kollege darauf um – eigentlich. An diesem Tag scheint das nicht so zu klappen wie sonst. Denn immer, wenn Harreß eine Zahl nennt, passiert erst einmal: nichts. Harreß wird ungeduldig, muss die Zahl noch ein paar Mal wiederholen, bis die Perspektive schließlich wechselt. Da stimme doch etwas nicht, vermutet sein Kollege.
Wie jeden zweiten Dienstag im Monat haben sich Sendeleiter Harreß und sein Team gegen Abend in der Kulturwerkstatt Westend versammelt, um eine neue Sendung Bremer Sport TV (BSTV) zu drehen. Einmal im Monat – nämlich genau eine Woche nach Aufnahme – ist die Sendung bei Radio Weser TV zu sehen. Seit fast 18 Jahren stellt BTSV so vor allem Randsportarten einer Öffentlichkeit vor.
An diesem Abend sind das unter anderem die Airhockey-Variante Showdown und Crossgolf, das außerhalb von Golfplätzen gespielt wird. Das Besondere an BSTV: Das gesamte Team arbeitet ehrenamtlich, besteht aus Rentnern, Studenten, Arbeitnehmern. „Hobby“ sei das falsche Wort, um diese Tätigkeit zu beschreiben, sagt Harreß. „Ein sinnvoller Zeitvertreib“, so würde er es nennen. „Ein Hobby kann man mal machen und mal nicht“, sagt Harreß. Bremer Sport TV sei für jeden hier einfach viel verbindlicher.
Harreß selbst ist seit sechs oder sieben Jahren beim Bremer Sport TV, so genau weiß er das nicht mehr. Seine Tochter und ihre Tanzgruppe wurden damals zu seinem Dreh eingeladen. Harreß hat sie begleitet. „Und dann bin ich einfach kleben geblieben“, sagt er. Als sein Kollege und BSTV-Urgestein Ralph Haberland dann vor ein paar Monaten die Sendeleitung nach knapp 17 Jahren niederlegte, hat Harreß diese Aufgabe übernommen.
Jetzt ist er vor allem dafür verantwortlich, dass die Sendung nicht nur glatt, sondern möglichst professionell über die Bühne geht. Von dem Balkon aus, der direkt über der Bühne angebracht ist und der mit einem schweren Vorhang so gut es geht vom Geschehen abgetrennt wird, delegiert Harreß die Anwesenden; gibt der Crew Anweisungen und animiert das überschaubare Publikum über Lautsprecher zum Klatschen und Jubeln.
„Basis pur“ nennt Harreß diesen Zeitvertreib. Es würde ihn erden, das sei eine gute Sache. In seinem anderen Leben ist der 59-Jährige Unternehmer. Seine Firma stattet Fernseh- und Hörfunkstudios aus. Da beschäftige er sich „immer mit der neuesten Technik“, eine hyper-digitale Welt sei das. Das Studio vom BSTV ist das Gegenteil. Schon auf den ersten Blick erkennt man, dass hier alles ein wenig in die Jahre gekommen ist. Statt einem Greenscreen hängen gelbe und orangene Stoffbahnen von der Decke, statt OLED-Flachbildmonitoren stehen Röhrenfernseher vor der Bühne.
„Die Kameras sind so alt, dass selbst ein Handy von vor zehn Jahren bessere Aufnahmen macht“, sagt Harreß. Die Aufnahmen sehen deshalb mitunter so aus, als seien sie in den 90er-Jahren entstanden. Und jedes Mal, wenn das BSTV-Team das Studio im Westend betrete, sei das Licht verstellt und „wieder irgendetwas kaputt“. Klar, das nerve schon. Aber andererseits mache es auch Spaß. Harreß und sein Team werden jedes Mal aufs Neue gefordert, müssen improvisieren, Lösungen finden. „Das hier ist Fernsehen pur.“
Tatsächlich scheint sich von den begrenzten Möglichkeiten hier niemand wirklich beirren zu lassen. Während der Sendung sind alle hochkonzentriert. Das Ziel: Die Sendung an einem Stück abzudrehen, ohne Unterbrechungen. Dieser Anspruch stammt noch aus Zeiten, in denen Bremer Sport TV live gesendet wurde. Das ist zwar nicht mehr so, aber um authentisch zu bleiben, wird in einem Rutsch aufgenommen. Dafür sollten sowohl Crew-Mitglieder als auch Technik möglichst 60 Minuten am Stück funktionieren. Zumindest Letzteres klappt leider nicht immer.
Um 20.50 Uhr ist die Sendung Nummer 212 schließlich im Kasten. Neben der verzögerten Übertragung zu Beginn, gab es unter anderem Probleme mit dem Ton und mit zwei Bildschirmen. Irgendwie hat das Team auch dafür Lösungen gefunden. In absehbarer Zeit wird das BSTV nicht die finanziellen Möglichkeiten aufbringen können, um sich neues Equipment zu leisten.
Zum Jahreswechsel soll das Studio im Westend nun immerhin moderne Rollups bekommen, die die Stoffbahnen ersetzen sollen. Gleichzeitig möchte Harreß am Format etwas ändern. Unter anderem soll es bald eine große Sportler-Gesprächsrunde geben. Das bedeutet aber auch, dass sich das Team an neue Abläufe gewöhnen muss. Die Änderungen wolle Harreß deshalb behutsam einführen, um das Team nicht zu verschrecken, sagt er. Er wolle schließlich niemanden verlieren. Das BSTV braucht jeden potenziellen Problemlöser.
Bremer Sport TV sendet seit 18 Jahren
„Alles außer Bundesliga“, so lautet das Motto vom Bremer Sport TV (BSTV). Seit fast 18 Jahren stellt die Sendung einmal im Monat Sportarten und Sportler aus dem Breitensport vor. Dabei wird BSTV ausschließlich von Ehrenamtlichen produziert. Jede Sendung besteht aus mehreren kurzen Reportage-Beiträgen, Interviews mit Sportlern im Studio und einem sogenannten Showact, also einer Gruppe, die live im Studio etwas vorführt. Gedreht wird in der Kulturwerkstatt Westend in Walle. Jeder der möchte, kann dabei zuschauen. Jeweils jeden zweiten Dienstag im Monat ab 19.30 Uhr ist Drehbeginn. Die fertige Sendung wird wiederum jeden dritten Dienstag im Monat um 20 Uhr im Radio Weser TV ausgestrahlt. Der nächste Sendetermin ist dieser Dienstag, 19. November. Das Bremer Sport TV wird unterstützt vom Landessportbund Bremen und dem Kreissportbund Bremen-Stadt.
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