Andreas Hehenberger wird in den kommenden Tagen viel reisen. Am heutigen Freitag geht es mit dem Zug nach Wiesbaden, schließlich findet dort die Deutsche Mannschafts-Meisterschaft der Bogenschützen statt. Und sein SV Dauelsen geht als Titelverteidiger ins Rennen. Die ersten Pfeile surren dann am Sonnabend durch die Halle, noch am Abend geht es dann für den Coach des SVD zurück in Richtung Bremen – sein Sohnemann tritt bei einem Hockeyturnier an und hätte den Papa gern an seiner Seite. Vielleicht bringt der Senior dem Junior dann sogar wieder den hübsch-hässlichen Spiegel des DM-Siegers mit. „Schön wäre es schon, allmählich kommt auch die Anspannung wieder“, sagte Hehenberger. „In der bisherigen Saison war das eher noch verhalten.“
Das ungewohnte Gefühl in der Magengegend des Trainers dürfte allerdings auch damit zusammenhängen, dass er noch immer nicht genau weiß, wen er denn jetzt eigentlich an die Linie schicken soll. „Wir haben mit Florian Kahllund und Sebastian Rohrberg zwei absolute Weltklasse-Schützen“, sagte Andreas Hehenberger. „Aber wir brauchen bei einem DM-Finale eben auch einen starken dritten Mann, der das Niveau halten kann.“ Noch im vergangenen Jahr hatte er da nicht lange überlegen müssen. „Da war das ganz klar Holger Rohrbeck, der hat die Saison seines Lebens geschossen“, sagte der Coach. Nun gibt es allerdings bei dem Harzer ein paar kleinere Problemchen im Rücken, auch beruflich war er zuletzt stark gefordert. Keine optimalen Voraussetzungen also, um es mit der nationalen Elite aufzunehmen.
Sollte letztlich Holger Rohrberg also tatsächlich durch das Raster fallen, benötigen die Dauelser Alternativen. Manuel Augner beispielsweise. „Er hat zuletzt richtig gut geschossen“, meinte Hehenberger. Und auch Nachwuchsmann Christian Dauel könne sich Hoffnungen machen. „Bei ihm muss man natürlich sehen, wie er dann mit dem Druck umgeht. Außerdem steckt er grad mitten im Abitur und will auch noch am Sonnabend unbedingt nach Hause fahren, damit er am Sonntag wieder lernen kann. Das ist auch sehr ehrbar.“ All diese Dinge spielen aktuell bei Hehenbergers Überlegungen eine Rolle. „Am Ende wird es wahrscheinlich eine Bauchentscheidung“, sagte er.
Von welch enormer Bedeutung die Auswahl letztlich sein wird, zeigt ein Blick auf den Wettkampfplan. Im Eröffnungsduell treffen die Dauelser nämlich auf die BSG Ebersberg. Der Tabellenzweite aus der Südstaffel ist nach Angaben von Andreas Hehenberger „eine echte Hausnummer. Das Team besteht aus vier jungen Nationalkaderschützen. Vermutlich wird sich bereits dort entscheiden, wer ins Halbfinale einzieht.“ Wenn man dem SVD-Coach glauben darf, geht es nämlich zwischen diesen beiden Formationen nur noch um Rang zwei der Gruppe, Topfavorit sei Sherwood BSC Herne mit seinem Ausnahmekönner Carlo Schmitz. „Die dürften wahrscheinlich durchmarschieren“, sagte Hehenberger. Die vierte Mannschaft im Bunde, die SSG Vogel Östringen, sei dagegen krasser Außenseiter und vermutlich schon mit dem Erreichen des Finalturniers zufrieden. „Aber genau das macht sie natürlich auch gefährlich. Das kann noch einmal Kräfte frei setzen. Wir werden vermutlich jedenfalls zwei Siege brauchen, um dann tatsächlich auch weiterzukommen.“
In der zweiten Gruppe sind die SGI Welzheim, der BSC BB Berlin, SV Querum und die FSG Tacherting dabei. Die Hauptstädter kommen mit der fast kompletten Damen-Nationalmannschaft um Weltcupsiegerin Elena Richter, Lisa Unruh und der Goldmedaillengewinnerin der Europaspiele in Baku 2015, Karina Winter. Rekordmeister Welzheim hofft nach einer bisher starken Saison nun auf eine Zugabe. Einziges Problem: In den vergangenen Jahren erreichten stets vier Teams aus der Bundesliga-Nord das Halbfinale. Einen Umstand, den die Schwaben dieses Mal gern ändern möchten.
Das Bundesligafinale wird am Sonnabend ab 12.30 Uhr per Livestream im Internet auf der Seite sportdeutschland.tv übertragen.
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