Delmenhorst. Das Hinrundenfazit der 1. Fußball-Kreisklasse fällt aus Delmenhorster Sicht erneut sehr positiv aus. Ein halbes Jahr nach dem Aufstieg des Delmenhorster TB und des SV Atlas Delmenhorst II schicken sich mit dem TuS Hasbergen und Rot-Weiß Hürriyet zwei weitere Klubs aus der Delmestadt an, die Kreisliga ab August 2018 zu bereichern. Besonders die Hasberger marschieren mit optimalen 39 Punkten aus 13 Spielen unaufhaltsam vorneweg. Hürriyet verlor nur das direkte Duell mit dem Spitzenreiter mit 2:4, gewann ansonsten nach etwas schleppendem Start mit zwei Remis in den ersten drei Partien immer.
Der einzige Faktor, der die Delmenhorster Spitzenmannschaften noch stoppen kann, könnte höchstens der eng gestrickte Terminplan der Rückrunde sein. Satte 37 für dieses Jahr angesetzte Begegnungen müssen aufgrund immer wiederkehrender Regenfälle ins neue Jahr mitgenommen werden. Fast schon zum Running Gag entwickelte sich die Partie des VfL Stenum II gegen den KSV Hicretspor Delmenhorst, die bereits fünfmal ausfiel und jetzt kurz nach Ostern endlich ausgetragen werden soll. Überhaupt ist das Osterfest bereits mit zwei kompletten Spieltagen ausgebucht.
Für den TuS Hasbergen könnte bereits bald nach den österlichen Feiertagen alles gelaufen sein. Gleich zum Start in die Saison setzte die Mannschaft des Trainergespanns Andreas Lersch/Tim Müller mit 3:0 beim Mitkonkurrenten TV Falkenburg ein Ausrufezeichen und sich selbst an die Tabellenspitze. Der Auftakt verlief mit überzeugenden Siegen über weitere hoch gehandelte Mannschaften wie den FC Hude II (5:2), die SF Wüsting (3:0) und den SV Tungeln (3:1) so stark, dass die Jungs vom Tell seitdem wie auf einer Wolke durch die Liga schweben. Abgesehen von Torjäger Houssein Hazimeh (14 Treffer) verteilen sich die Hasberger Tore auf 13 Schützen, der zweitbeste Scorer konnte dabei erst viermal jubeln. Neben der sehr homogenen Besetzung der Mannschaft ist die Defensive mit nur zehn Gegentoren das Prunkstück, mit 10:0 gegen den SC Colnrade gelang zudem der höchste Erfolg aller Mannschaften.
Während man den Hasbergern nach Rang vier in der Vorsaison so eine Entwicklung zumindest ansatzweise zugetraut hatte, mauserte sich Hürriyet vom Abstiegskandidaten zum Aspiranten für die Kreisliga. Wenn im Vorjahr nicht zwei Mannschaften frühzeitig den Rückzug aus der Liga eingeleitet hätten, wären die Rot-Weißen trotz passabler Rückrunde ganz nah am Abgrund balanciert. Der umtriebige Trainer Mete Döner schaute sich in der Sommerpause besonders im Bremer Raum intensiv nach Verstärkungen um, zog schließlich 13 Neuzugänge an Land und formte sie schnell zu einem Team. Von den Verstärkungen haben mindestens sieben einen Stammplatz sicher, überzeugen mit spielerischem Können und sind auch in der Fairnesstabelle mit Rang fünf gut im Rennen. Mittelfeld und Angriff – 60 Saisontore sind der Spitzenwert – haben bereits Kreisliganiveau, defensiv gilt es noch etwas nachzubessern. Berat Uyar ist zudem mit 21 Buden auf dem besten Wege zur Torjägerkrone.
Hürriyet profitiert zudem davon, dass sich die hoch gehandelten Sportfreunde aus Wüsting durch einen desaströsen Saisonauftakt – von den ersten acht Spielen gingen sechs in die Hose – quasi selbst aus dem Rennen nahmen. Der letztjährige Vizemeister TSV Ganderkesee II spielt mangels Aufstiegsrecht mal wieder quasi außer Konkurrenz. Immerhin leistete die TSV-Reserve mit Heimsiegen gegen Falkenburg, Wüsting und Hicretspor Schützenhilfe für die beiden Spitzenteams, kann dafür im neuen Jahr in den Nachholspielen gegen Hasbergen und Hürriyet noch zum Zünglein an der Waage werden.
Die Träume vom Delmenhorster Doppelaufstieg könnte noch der TV Falkenburg durchkreuzen, wenn sich das Team in den Gipfeltreffen stabiler zeigt. Bei der Reserve des VfL Wildeshausen trauert man jetzt schon den beiden 2:2-Remis gegen Schlusslicht TV Jahn Delmenhorst II hinterher, diese vier Punkte könnten am Ende zum Wiederaufstieg fehlen. Der zweite letztjährige Kreisligist KSV Hicretspor hat sich noch nicht vom ernüchternden Abstiegsjahr erholt. Der Kader ist zu klein und nicht homogen genug für höhere Ambitionen. Bezeichnend ist, dass Trainer Timur Cakmak sich immer wieder selbst aufstellen muss und nach Cemil Yildiz (zehn Tore) die zweitmeisten Treffer (sieben) erzielt hat.
Der sieglose TV Jahn II wird den Abstieg nur schwerlich vermeiden können. Der Rückstand auf den rettenden 14. Platz beträgt schon acht Punkte. Besonders leidet die Elf von Frank Oehlmann unter eklatanten Startschwierigkeiten. Die Elf ging nie mit einer Führung in die Halbzeitpause, nur viermal reichte es zu einem Remis zum Pausentee. Der Vorletzte Hude III hat noch das Faustpfand von einem Dutzend Heimspielen in der Hinterhand, die meisten vermutlich auf Kunstrasen. Reisen muss die Mannschaft von Dennis Bürmann nur noch zweimal. Der SC Colnrade punktet mit einigen höher begabten Akteuren wie Lebensversicherung Jörg Schliehe-Diecks (14 Tore), könnte am Ende aber an seinem kleinen Kader scheitern. Die Aufsteiger TV Munderloh II und TSV Großenkneten II sind personell viel breiter aufgestellt, da scheint eher noch der TuS Vielstedt gefährdet.
Sportlich interessant wäre es, wenn erstmals seit vielen Jahren kein Abstiegsplatz durch Rückzüge personell klammer Mannschaften belegt würde. So könnte sich die Spannung der Rückrunde eher aus einem langen Abstiegskampf ableiten. Ganz oben können sich Hürriyet und besonders Hasbergen vermutlich nur selbst stoppen.
Daten und Fakten
543 Tore in den bisherigen 115 Spielen bedeuten einen Schnitt von 4,72 pro Partie. Die Gastgeber waren dabei mit 306 Treffern erfolgreicher. Eigentore gab es elf zu beklagen. 36 Tore wurden vom Elfmeterpunkt erzielt. Am sichersten erwies sich Wildeshausens Henning Nitzsche mit vier Strafstoßtreffern. Insgesamt jubelte Nitzsche 18-mal und ist damit als einziger Berat Uyar von RW Hürriyet (21) auf den Fersen. Neben Houssein Hazimeh und Jörg Schliehe-Diecks traf auch Falkenburgs Dominique Streif 14-mal.
Sein Meisterstück lieferte Hasbergens Hazimeh, indem er den Verfolger Hürriyet beim 4:2-Gipfelsieg mit vier Treffern im Alleingang erledigte. Uyar gelangen beim 9:0 über Vielstedt sogar fünf Tore. Genauso treffsicher war Schliehe-Dieks beim torreichsten Spiel der Hinrunde, Colnrades sensationellem 9:6 gegen Hicretspor. KSV-Akteur Cemil Yildiz verteilte seine zehn Tore auf lediglich drei Partien, darunter waren zwei Viererpacks gegen Vielstedt (6:2) und Munderloh II (6:3).
Zwei Platzverweise sammelten Großenknetens Malte Neuburg und Falkenburgs Jörn Poppe mit jeweils einer Ampel und einmal glatt Rot. Die meisten Verwarnungen musste Colnrades Maik Bahrs mit achtmal Gelb akzeptieren, Kai Trump (Hude III) sah sieben gelbe Kartons. Die Schiedsrichter Sascha Rustler und Timm Schwager verhängten in zwei Spielen jeweils drei Platzverweise, Dieter Käufer zeigte in drei Partien immerhin viermal auf den Elfmeterpunkt. Frank Dobroschke hatte die meisten Einsätze (sechs) und kam dabei ohne Platzverweis aus.
Auch wenn es sportlich oft unrund lief, glänzte Wüsting mit großer Fairness und kam als einziges Team ohne Feldverweis aus. Überhaupt wird das Fair Play in der 1. Kreisklasse relativ groß geschrieben. Nur der Spielabbruch zwischen Hicretspor und Hasbergen sorgte für Negativschlagzeilen, wobei die Auseinandersetzungen nach Meinung des Sportgerichts von einem Zuschauer verursacht wurden. Ansonsten zeigten sich die in den Vorjahren oft am Ende des Fairnessrankings befindlichen Klubs von Hasbergen und Hicretspor mit Rang sieben und acht auf einem guten Weg. Den letzten Platz beim Fair Play scheint der SV Tungeln verteidigen zu wollen, schon im Vorjahr sammelte der SVT die meisten Strafpunkte.
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