Delmenhorst. Spricht man Jürgen Janßen auf die Damen-Mannschaft der HSG Delmenhorst an, gerät der Vereinsvorsitzende beinahe ins Schwärmen. Jung und dynamisch sei das Team, sagt er – dass dabei immer wieder viele Eigengewächse auf der Platte stehen, freue ihn zusätzlich. Und erst die Leistung beim 33:15-Heimsieg gegen die Oberliga-Reserve vom VfL Stade, die „ist schon der Wahnsinn gewesen“. Er ist einfach erstaunt, was diese Mannschaft derzeit leistet. Zu Recht. In sieben Spielen hat die Sieben von Trainer Ingo Renken lediglich eine Niederlage kassiert und belegt in der Landesliga Bremen mit 12:2 Punkten den dritten Tabellenplatz.
Mit einem Erfolg an diesem Sonnabend könnten die Delmenhorsterinnen in der Tabelle sogar noch einen Sprung nach oben machen. In der Wehrhahnhalle empfangen sie ab 17 Uhr mit dem TuS Komet Arsten allerdings den Tabellenführer. „Es gibt keinen klaren Favoriten“, blickt Renken auf das Spitzenspiel, „ich sehe beide Teams auf Augenhöhe. Es wird spannend werden.“ Wie so oft bei solchen Begegnungen dürfte am Ende die Tagesform entscheiden. Welchem Team unterlaufen weniger Fehler; welches Team agiert effizienter?
Egal wie der Vergleich am Ende auch ausgehen mag, klar ist, dass die Delmenhorsterinnen bislang eine gute Leistung abgeliefert haben. Und noch viel wichtiger: Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Team weiterentwickelt. „Wenn man sich die Ergebnisse anschaut, dann sind wir im Angriff besser geworden. Das Zusammenspiel klappt gut, die Spielfähigkeit ist besser geworden. Wir agieren im Rückraum variabler, sodass wir von allen Positionen aus Tore werfen können“, erzählt Renken. Hinzu kommt laut des Coaches, dass die Spielerinnen mittlerweile ein höheres Tempo gehen und dadurch mehr leichtere Tore erzielt werden können. Die aktuelle Saisonstatistik untermauert Renkens Worte: In der laufenden Saison erzielt seine Sieben im Schnitt 28,43 Tore, in der vorherigen Spielzeit waren es nur 23,36 – eine beachtliche Steigerung.
Allerdings hat die HSG Delmenhorst nicht nur im Angriff eine Schippe draufgepackt, sie packt auch in der Deckung ordentlich zu. 174 Treffer hat sie bislang kassiert und stellt damit die drittbeste Defensive, wobei die zwei besserplatzierten Teams auch jeweils ein Spiel weniger auf dem Konto haben. Renken beschreibt die Abwehrleistung seines Teams jedenfalls als konstant und recht stabil. „Zusätzlich haben wir zwei gute Torhüterinnen“, ergänzt der Coach und fügt hinzu: „Wir sind sehr variabel, wechseln von einer 6:0- auf eine 5:1-Deckung oder spielen auch mal Manndeckung.“ Hilfreich sei dabei die hohe Trainingsbeteiligung, wie der Trainer betont. Im Schnitt seien zehn Spielerinnen pro Einheit dabei. In diesen steht immer wieder Taktiktraining auf dem Programm, was sich auch schon bezahlt gemacht hat. In kritischen Situationen agieren die Renken-Schützlinge clever, überdrehen nicht. „Ich will mich nicht selber loben. Aber als Trainer muss man das Spiel lesen können und Entscheidungen treffen. Bislang hatte ich das Glück, auf die richtigen Positionen gesetzt zu haben“, sagt der Coach.
Das Team ist der Star
Er will sich genauso wenig in den Vordergrund rücken wie einzelne Akteurinnen. Denn bei aller spielerischen Weiterentwicklung: Der große Trumpf der HSG ist noch immer die mannschaftliche Geschlossenheit und Ausgeglichenheit des Kaders. Zwar haben die Delmenhorsterinnen keine Spielerin in ihren Reihen, die eine Partie mal eben alleine entscheidet. Dafür kann Renken wechseln, ohne dass ein Leistungsabfall auf dem Feld zu erkennen ist. „Jede Spielerin stellt sich in den Dienst der Mannschaft, der Teamgeist ist einfach gut. Im Dezember fahren wir gemeinsam zum Bundesliga-Spiel Hannover-Burgdorf gegen THW Kiel, und auch darüber hinaus wird viel zusammen unternommen“, erzählt Renken. Dass die HSG die meisten Begegnungen knapp für sich entschieden hat – das Stade-Spiel mal ausgenommen –, zeige zudem den ausgeprägten Kampfeswillen der Mannschaft. Ingo Renken sieht sein Team insgesamt auf einem guten Weg, wenngleich es natürlich auch noch Luft nach oben gibt.
Vom Titelgewinn möchte er allerdings nicht sprechen, dafür sei es noch zu früh. „Die Landesliga ist sehr ausgeglichen. Vieles entscheidet sich über die Tagesform. Wir hätten die Spiele auch verlieren können“, gibt der Coach zu bedenken. Er betont zugleich aber auch, dass seine Sieben sich den Lauf und das Glück schwer erarbeitet hat. Denn körperlich seien seine Damen oft unterlegen, mit ihrer etwas höheren spielerischen Klasse machten sie diesen Nachteil aber wieder wett. Renken: „Die Landesliga ist erst mal das richtige Feld für uns. Sollte sich der Aufstieg irgendwann mal nähern, stehen wir dem sicher aufgeschlossen gegenüber. Aber eigentlich haben wir dafür zu viel zu knapp gewonnen.“ Ohnehin sei ihm die spielerische Entwicklung aktuell wichtiger. Solange die Art und Weise stimme, könnte das Team auch mal verlieren.
Sollten die Damen den Aufstieg irgendwann mal anstreben, können sie auf jeden Fall auf die Unterstützung des Vereins bauen. Vereinspräsident Janßen betont, dass man der Mannschaft keine Steine in den Weg legen, aber auch keinen Druck machen würde. Janßen: „Wenn die Mannschaft diesen Weg gehen will, dann werden wir ihn mitgehen. Es kann jedoch viel dazwischenkommen. Wichtig ist, dass sich die Jugend weiter einbringt.“