Stuhr. Für Leistungssport sind die aktuellen Temperaturen denkbar ungünstig. Das schwüle Wetter lädt nicht unbedingt dazu ein, Höchstleistungen abzurufen. Kein Wunder also, dass sich am Steller See Schlangen am Eingang bildeten, um am Wasser zu entspannen. Ein paar Hundert Meter weiter wurde Wasser zum Trinken und zum Bewässern genutzt – denn der Reit- und Fahrverein (RuFV) Steller See richtete sein jährliches Dressurturnier aus.
Für Mensch und Pferd war das wahrlich keine einfache Aufgabe. „Wir mussten nach fast jeder Prüfung zusätzlich zur normalen Bodenpflege den Boden wässern“, schilderte Mitorganisatorin Anna Hinrichs, so herrschten aber ideale Platzbedingungen, von Staub war keine Spur zu sehen. Auf das Wetter reagierten auch die Wertungsrichter und kamen den Reitern mit einer Marscherleichterung entgegen, die Reiter durften ohne Jackett antreten. Allerdings nahm nicht jeder Teilnehmer dieses Recht wahr. „Da geht es auch um die Optik“, meinte Kerstin Krause, 1. Vorsitzende des RuFV. Sie gehörte zu den Reiterinnen, die ihr Jackett während der Dressur trugen. Auf eine Wertung verzichtete Krause nach ihrer S-Dressur dennoch. Das lag aber weniger an den Temperaturen als vielmehr am Ritt. „In der zweiten Galopppirouette hat es noch Abstimmungsprobleme gegeben“, erklärte sie. Wenn so etwas passiere, habe man auch keine Chance mehr auf eine gute Wertung. „Dann nimmt man das als Trainingsrunde mit“, sagte Krause.
Enttäuscht wirkte sie aber keineswegs mit ihrer Tour. „Ich bin total zufrieden“, versicherte sie, „es sind für uns beide die Anfänge in der Klasse.“ Schließlich ritten sie und Dabaro erst zum zweiten Mal eine S-Dressur. „Ich bin absolute Amateurin, habe nur dieses Pferd und habe es auch selber ausgebildet“, betonte Krause und zeigte sich stolz, überhaupt in dieser Klasse an den Start gegangen zu sein.
Stelling setzt auf den Nachwuchs
Mit einem Jungpferd probierte es zunächst auch Catharina Stelling (RFV Diek-Bassum). Auf Roscardy Couleur erreichte sie eine Wertung von 772,5. „Es war auch erst die zweite S-Dressur für mein Pferd. Es gab noch kleine Fehler, aber ich bin zufrieden“, sagte sie. Sollte ihr Pferd körperlich mitmachen, werde es in Zukunft eine gute Rolle spielen, ist sie überzeugt. Höher sind Stellings Erwartungen da an ihr Top-Pferd Le Petit Louis gewesen. „Mit ihm habe ich in diesem Jahr schon so ziemlich alles gewonnen. Er kennt die Tour, da sind die Erwartungen höher. Da gehe ich auch gelassener in die Prüfung. Mit einem jungen Pferd ist das spannender“, sagte sie.
Auf eine gelungene Tour blickte auch Juniorenkreismeisterin Lea Alina Ziegler zurück. Auf Fabriello heimste sie eine Wertung von 837,5 ein und verpasste eine Platzierung nur um zwölf Punkte. Die S-Prüfungen sind auch für das Talent vom RV Heiligenrode noch Neuland – erst zum dritten Mal wagte Ziegler sich in die Klasse. „Beim letzten Viererwechsel haben wir den Umsprung verhauen“, sagte sie selbstkritisch, freute sich aber trotzdem über die gute Wertung. Ziel sei gewesen, mehr als 60 Prozent zu schaffen, nun waren es 66,5. „Den Rest hat Fabriello auch gut gemacht“, betonte Ziegler. Das Duo scheint gut zu harmonieren. Vom Vater übernommen ist Fabriello seit vier Jahren Zieglers Lehrpferd. Sie begannen mit der A-Dressur und verbesserten sich konstant. „Es wäre schön, wenn er weiter so läuft“, meinte sie.
Sieger in der S-Dressur war aber Heiko Klausing (RFV Aschen von 1924), der auf Justify AS als einziger Teilnehmer mehr als 900 Punkte erreichte. Über einen starken Auftritt freute sich auch Anja Kreitel-Haberhauffe vom RFV Maasen-Sulingen. Sie gewann ihre Abteilung der Dressurprüfung M* auf Quintanoman und platzierte sich mit beiden Pferden in der Dressurprüfung S*.
Mit den restlichen 13 Prüfungen zeigten sich die Veranstalter des RuFV Steller See durchweg zufrieden. „Die Prüfungen waren durchgängig gut ausgelastet und zeichneten sich durch ein qualitativ hochwertiges Starterfeld aus“, freute sich Anna Hinrichs, die in der A*-Dressur auf Fleur Savage den vierten Platz belegte. Am Steller See herrschte sogar ein wenig internationales Flair: Zwei Gastreiterinnen aus der Schweiz sowie eine Gastreiterin aus Kolumbien nannten für das Turnier. Einen besonderen Dank richteten die Organisatoren an den benachbarten RV Heiligenrode. Die Mitglieder unterstützten das Turnier, indem sie unter anderem beim Protokollschreiben halfen.