Seckenhausen/Bruchhausen-Vilsen. Der Traum vom DFB-ePokal ist für die Konsolen-Kicker aus dem Diepholzer Nordkreis früh geplatzt. Bei den Niedersachsenmeisterschaften schied das Team der TSG Seckenhausen-Fahrenhorst um Jari Daneke, Luca Kiesewetter und Florian Böttger an der Playstation 4 ebenso in der ersten Runde aus wie die Mannschaft des SV Bruchhausen-Vilsen um Arsen Orzjan, Sören Gerdes und Oskar Bambalyan an der Xbox One.
Die Titelkämpfe waren eher eine Stippvisite für die Trios der TSG und des SVBV. Dabei hatten insbesondere die Vilser durchaus hohe Erwartungen gehabt. Ein kleines Teilnehmerfeld an ihrer Konsole mit insgesamt nur acht Mannschaften, dazu mit Sören Gerdes und Arsen Orzjan zwei Topspieler des vergangenen Jahres im Team. Die beiden Vize-Niedersachsenmeister hatten ihren Vorjahreserfolg zwar an der Playstation gefeiert, waren allerdings frohen Mutes, sich auch an der Xbox weit nach vorn spielen zu können.

Die nach vorn gebeugte Haltung zeigt es deutlich: Es wird ernst. Sören Gerdes gewann sein Einzel für den SV Bruchhausen-Vilsen.
Ganz so einfach gestaltete sich dieses Unterfangen allerdings nicht. „Es war sicherlich auch ein bisschen Lospech dabei. Das war echt, echt ärgerlich für uns“, sagte Kapitän Arsen Orzjan. Denn direkt im ersten Match sahen sich die Vilser dem späteren Titelträger VfB Oedelum gegenüber. Und schnell wurde deutlich: Auch die Zocker des Klubs aus dem Osten des Landkreises Hildesheim verstehen sich auf das Duell der Fingerfertigkeit.
So entwickelten sich enge Duelle. Sören Gerdes kämpfte seinen Kontrahenten mit 2:1 nieder. Damit stand fest: Gewinnt Orzjan das Parallelspiel, ist der SVBV eine Runde weiter. Doch der Vilser konnte den Sack nicht zumachen, geriet in Rückstand und kassierte das entscheidende 0:2, als er in der Schlussphase auf volle Offensive setzte, um die Wende zu erzwingen. „Ich war ein bisschen aufgeregt. Wir saßen zwar nur zu Hause, aber es ging ja schon um einiges“, erklärte Orzjan. Gegen seinen guten Gegner hätte er womöglich in der zweiten Runde größere Chancen gehabt, mutmaßte er. „Dann ist man besser drin und insgesamt etwas lockerer.“
Bambalyans Aufholjagd

Oskar Bambalyan.
Aber diese zweite Chance bekamen die Vilser nicht. Dabei machte Oskar Bambalyan seine Sache im dritten und entscheidenden Spiel richtig gut. Selbst von einem 0:2-Rückstand ließ sich Orzjans Cousin nicht beirren und holte den Rückstand auf. Beide Teams trieben die Spannung auf die Spitze, denn mit dem Unentschieden nach 90 Minuten ging es weiter. Golden Goal war angesagt: Das nächste Tor entscheidet. Was die Fans der deutschen Nationalmannschaft direkt an Oliver Bierhoffs Treffer zum Europameisterschaftstitel 1996 gegen Tschechien erinnert, wurde für die Vilser zum K.o.-Schlag: Bambalyan musste den entscheidenden Treffer hinnehmen – das Aus. Wie stark Oedelum ist, zeigte sich im weiteren Verlauf: Nur gegen Vilsen musste der VfB ins entscheidende dritte Match. Seine anderen Spiele gewann er im Eiltempo.
Spannend bis zur letzten virtuellen Minute ging es auch an der Playstation für die TSG Seckenhausen-Fahrenhorst zu. Allerdings mit demselben enttäuschenden Ausgang wie für die Vilser. Auch die TSG-Cracks sahen sich einem ambitionierten Kontrahenten gegenüber. Der SV Degersen aus der Region Hannover macht in Sachen e-Sports schon seit längerer Zeit mobil und hat sogar eine eigene Sparte ins Leben gerufen. Seine Turnierspiele streamte der SVD live ins Internet. „Wir haben nach der Auslosung schon gedacht, dass das sicherlich nicht das leichteste Los ist“, stellten sich Daneke, Böttger und Kiesewetter eine knifflige Aufgabe ein.

Jari Daneke.
Allerdings schlugen sich die Seckenhauser wacker. Böttger musste sich nach einem spannenden Duell zwar mit 3:5 geschlagen geben, doch Daneke hielt die TSG mit seinem 4:3-Sieg im Spiel. Dabei kassierte der Seckenhauser Kapitän kurz vor Schluss den Treffer zum 2:3. Wäre es so geblieben, wäre sein Team ausgeschieden. Doch Daneke drehte den Spieß mit zwei Toren noch um. „Da haben wir uns total gefreut und sind richtig abgegangen“ jubelte das Trio zwar räumlich getrennt, aber dennoch ausgelassen. Auch bei diesem Match musste also das dritte Spiel die Entscheidung bringen. Und es sah gut aus für Seckenhausen: Luca Kiesewetter fand sehr gut ins Spiel, führte zur Pause 3:0. Was beim Fußball auf dem realen Feld eine klare Sache ist, ist auf dem virtuellen Rasen allerdings noch lange keine Vorentscheidung. Das musste auch Kiesewetter erfahren, der seine Partie noch mit 4:6 aus der Hand gab. „Das kann bei Fifa mal passieren“, war Daneke seinem Mitspieler nicht böse. So ist es eben beim eFootball. „Das macht ja auch den Reiz aus“, fand der Kapitän.

Arsen Orzjan.
Überhaupt hätte das Abenteuer Niedersachsenmeisterschaft an der Playstation Spaß gemacht. „Es war cool, die TSG zu vertreten“, fand Daneke. Ob er im kommenden Jahr erneut antreten würde? „Klar. Wenn wir uns qualifizieren.“ Dann dürfte das Turnier wieder im normalen Doppelmodus und wohl erneut in der Swiss Life Hall in Hannover vor Zuschauern stattfinden. So hatten es die Vilser Orzjan und Gerdes im vergangenen Jahr kennengelernt. „Das ist dann schon noch einmal etwas anderes“, vermisste Orzjan dieses Mal die Turnieratmosphäre. „Die Zuschauer können da schon nochmal ein bisschen mehr aus dir herauskitzeln“, fehlte ihm der Support von der Tribüne. Und auch die Möglichkeit, nonverbal zu kommunizieren. „Wenn man seinem Gegner direkt gegenübersitzt, kann man auch mal ein Zeichen setzen. Das ging dieses Mal nicht.“

Florian Böttger.
Eine Kritik am Niedersächsischen Fußballverband, dem Ausrichter des Turniers, war das nicht. „Es ist super, dass es dieses Angebot gibt. Und Spaß hat es am Ende trotzdem gemacht.“ Auch Orzjan würde bei einer weiteren Auflage gern erneut dabei sein. Bleibt die Frage: An der Playstation oder an der Xbox? „Das ist egal. Hauptsache wir sind wieder dabei.“
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