Bremen-Nord. Willkommen in der Regionalliga-Realität. Für den JFV (Jugend-Förder-Verein) Bremen endete das erste Spiel in der Fußball-Regionalliga nach der Gründung im Jahr 2015 in der Ernüchterung: Gleich mit 0:9 unterlagen die B-Junioren am Heidberg dem Bundesliga-Absteiger und als Titelanwärter gehandelten Holstein Kiel. Während JFV-Trainer Sören Seidel die erste Hälfte gegen die insgesamt übermächtigen „Störche“ noch als „gut“ einstufte, glitt ihm am Ende der 80-minütigen Spielzeit das Wort „peinlich“ über die Lippen.
„Ich bin sehr enttäuscht. So darf man sich nicht abschießen lassen“, ärgerte sich der Ex-Profi, dass sich sein Team nicht mit aller Macht gegen das Debakel gestemmt, sondern nach dem Doppelschlag zum 0:3 die Köpfe hängen gelassen und die Körperspannung verloren hatte. Seidel: „Nach dem 0:3 hatte es sich erledigt. Da haben wir aufgegeben.“
Welche Aussagekraft der sonntägliche Auftritt am Heidberg hat, lässt sich zu dieser frühen Phase der Saison natürlich noch längst nicht sagen. Fest steht aber, dass Nachwuchsmannschaften aus dem Profilager in einer anderen Liga spielen. „Wenn nicht, dann hätten die auch etwas verkehrt gemacht“, erklärte JFV-Jugendleiter Andreas Petersen, für den Kiel schlichtweg kein Maßstab ist: „Wir müssen erst einmal gucken, wie die anderen Aufsteiger aufgestellt sind.“ Anders aufgestellt könnte übrigens auch der JFV Bremen im weiteren Saisonverlauf noch sein, denn mit Curtis Opuke-Ware, Ishan Sataew, Jan Spengemann und Lennard Richter standen vier Akteure nicht zur Verfügung, die künftig zum Stammpersonal gehören werden oder es schaffen können. Dann könnte der vom Bundesliga-Absteiger SC Borgfeld zurückgekehrte Linus Schäfer auch da spielen, wo er für die Mannschaft am wichtigsten ist: in der Zentrale. Dass einige Stammspieler fehlten, wollte Sören Seidel allerdings nicht als Ausrede für die Darbietung im zweiten Abschnitt gelten lassen.
Gerade die angesprochene Zentrale war es, die gegen die „Jungstörche“ schlichtweg überfordert war. Da dort zunehmend weniger Bälle behauptet wurden, kannte das Spiel schließlich nur noch eine Richtung: die auf das Tor von Batuhan Celik. Seine drei Paraden nach dem 0:3 und vor dem 0:4 sollten später noch von Bedeutung sein, denn sie verhinderten eine zweistellige Niederlage.
Der Auftakt verlief für die Nordbremer denkbar ungünstig. Mutig und selbstbewusst kreieren sie in der Anfangsphase zwei schön anzusehende Angriffe, doch dann warf sie ein unhaltbar abgefälschter Distanzschuss in der achten Minuten zum 0:1 aus der Bahn. Trotz des immer größer werdenden Ungleichgewichts wehrten sich die JVF-Spieler bis zur Halbzeit mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen ein zweites Gegentor, einmal klärte dabei auch Zejnedin Okanovic für den geschlagenen Keeper auf der Linie und je einmal klatschte der Ball an Pfosten und Latte. Aber die Einstellung stimmte, gegen den dynamischen und körperlich deutlich überlegenen Gegner wurde jeder Zweikampf angenommen.
Das sah nach dem schnellen 0:2 (42.) und 0:3 (47.), das nach einem missglückten Angriffspressing fiel, anders aus. Im Mittelfeld taten sich immer größere Lücken auf, und die beiden überragenden Kieler Stürmer spielten mit den allein gelassenen JFV-Abwehrspielern mit hohem Tempo Katz und Maus. So trug sich der mit einer Gesichtsmaske aufgelaufene Ben Luca Nohns viermal und sein Nebenmann Faris Moumouni zweimal in die Torschützenliste ein. Spätestens nach dem 0:4 machte sich bei den Spielern des Aufsteigers Frust breit, die Fehler wurden bei den Nebenleuten gesucht, das Kollektiv zerfiel in viele Einzelteile. „Bringt das Spiel jetzt vernünftig zu Ende, sonst kriegen wir hier noch drei Stück“, warf Sören Seidel nach dem 0:5 ein. Mit vier weiteren Gegentreffern wurden seine Befürchtungen noch übertroffen.
Am kommenden Sonnabend wartet auf den JFV Bremen bereits der nächste Brocken. Dann stellt sich das Team von Trainer Sören Seidel ab 14 Uhr beim Hamburger SV II vor.
Weitere Informationen
JFV Bremen – Holstein Kiel 0:9 (0:1)
JFV Bremen: Batuhan Celik; Stute, Emos, Schäfer, Okanovic (71. Rezan Celik), Seidel, Doye, Vrankas (56. Schmitz), Beller (50. Kremming), Durmesi (71. Schlätzer), Leschinsky
Tore: 0:1 Tom Gerrit Marquart (8.), 0:2 Ben Luca Nohns (43.), 0:3 Faris Moumouni (47.), 0:4 Faris Moumouni (56.), 0:5 Ben Luca Nohns (58.), 0:6 Ben Luca Nohns (71.), 0:7 Ben Luca Nohns (72.), 0:8 Berk Akcicek (73.), 0:9 Rodrigo Goncalves Teixei
Schiedsrichter: Christian Krahn (TSV Bienenbüttel)
Zuschauer: 100 PJ
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