Die Corona-Pandemie hat auch das Formationstanzen bundesweit zum Erliegen gebracht. Geplante Meisterschaften und Turniere, darunter WM und DM im Dezember in Bremen, wurden abgesagt, der avisierte Re-Start wurde mehrfach verschoben. Und jetzt ist das eingetreten, was vielerorts bereits befürchtet wurde: Im Rahmen einer Videokonferenz hat sich die große Mehrheit der teilnehmenden Klubs darauf verständigt, die Saison der 1. Bundesliga im Formationstanzen Standard und Latein abzusagen.
Wegen des anhaltenden Lockdowns war der ursprünglich für Januar avisierte Starttermin bereits nicht zu halten gewesen. Die einzelnen Ausrichter und die teilnehmenden Vereine hatten deshalb zunächst versucht, neue Termine im späteren Frühjahr zu finden und Auftaktveranstaltungen im März ins Auge gefasst. Im Rahmen der Videokonferenz mit Michael Eichert, dem Bundessportwart des Deutschen Tanzsportverbandes (DTV), sprachen sich nun die Formationsvertreter der 18 Erstligisten aber mit 14 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung und drei Gegenstimmen mehrheitlich dafür aus, die Saison komplett abzusagen.
Aus der Region sind davon das A- und B-Team des Grün-Gold-Clubs Bremen und auch das A-Team der TSG Bremerhaven betroffen. Alle drei genannten Latein-Formationen haben vom Land Bremen schon vor vielen Monaten eine Sondergenehmigung erhalten und dürfen als Spitzensportler weiterhin trainieren. Die Bremer Teams mit ihren Trainern Roberto und Uta Albanese sowie Sven Emmrich und Angelo Adler etwa sind somit durchweg in der Lage, dreimal wöchentlich zu arbeiten.
Einzelne Pokalturniere sollen veranstaltet werden
Da aktuell eben keine konkrete Turniervorbereitung ansteht, nutzen die Coaches dabei die Gelegenheit, intensiv an tänzerischen und technischen Inhalten zu feilen. Eine solche Trainingsarbeit ist im Bundesvergleich indes nicht selbstverständlich. In Niedersachsen etwa und auch in Nordrhein-Westfalen ist das Training schon seit vielen Monaten nicht mehr gestattet, wann dort eine Rückkehr in den Trainingsalltag möglich sein wird, ist offen. Und in Baden-Württemberg darf zwar trainiert werden, allerdings herrscht dort in einigen Landesteilen ab 18 Uhr eine Ausgangssperre. Die Austragung einer Bundesligasaison in diesem Frühjahr hätte also für viele Teams einen großen Wettbewerbsnachteil bedeutet. Alternativ und außerhalb jeder Wertung sollen nun aber bis zum Sommer – sofern es die Pandemie erlaubt – einzelne Pokalturniere veranstaltet werden; die Teilnahme daran ist freiwillig.
Als Grundlage für die Vergabe von Tickets für die von Ende Mai auf Anfang Oktober verschobene Europameisterschaft in Wien oder die Weltmeisterschaft in Bremen am Jahresende wird alternativ die Vorsaison der Bundesliga herangezogen, die bekanntlich nach vier von fünf Turnieren vorzeitig beendet werden musste. Meister wurde dort das A-Team des Grün-Gold-Clubs Bremen, das diese vier Turniere mit insgesamt 27 von 28 möglichen Einsen dominiert hatte. Das Bremer B-Team hatte als Aufsteiger Platz fünf belegt.
Jens Steinmann, der Präsident des Grün-Gold-Clubs, findet die getroffenen Entscheidungen richtig. „Unter diesen Gegebenheiten hätte die Liga doch keinen Wert gehabt“, sagt Steinmann, gleichwohl aber spricht er sich für die Austragung einzelner Pokalturniere aus, „wenn es denn möglich ist“. Schließlich müsse man den Formationen nach der langen Wettkampfpause auch mal wieder die Gelegenheit geben, sich zu präsentieren und zu vergleichen. Neben Braunschweig und Bremerhaven habe auch der Grün-Gold-Club Interesse, ein solches Pokalturnier auszurichten, signalisiert Steinmann. Allerdings nicht am 10. April, also an dem Termin, an dem der Verein Gastgeber eines Bundesligaturniers gewesen wäre. „Das ist unrealistisch und ohne Publikum auch nicht wirtschaftlich“, sagt der Klubchef.
Woran Jens Steinmann aber festhält, ist die Ausrichtung der Weltmeisterschaft am 18. Dezember dieses Jahres in Bremen. „Ich möchte daran glauben, dass die WM stattfinden kann“, sagt der GGC-Präsident. Die Planungen für das Event in Halle 7 mit einer Zuschauerkapazität von 2944 Plätzen laufen, in Kürze soll der Kartenvorverkauf beginnen. Und womit Steinmann und der GGC nun auch planen dürfen, ist die Ausrichtung der Deutschen Meisterschaft der Lateinformationen am 12. November 2022. Der DTV hat diese Titelkämpfe jetzt nach Bremen vergeben.
Bremerhaven feiert Jubiläum
Die Tanzsportgemeinschaft (TSG) Bremerhaven feiert in diesem Januar ihr 50-jähriges Bestehen. Im Jubiläumsjahr wird der Rekordweltmeister (14 Titel) die Deutsche Meisterschaft der Lateinformationen ausrichten. Die Titelkämpfe in der Stadthalle Bremerhaven sind für den 13. November geplant. Für die teilnehmenden neun Bundesligateams wird es dann das erste sportliche Aufeinandertreffen nach eineinhalb Jahren Corona-bedingter Wettkampfpause sein.
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