Das Fußball-Märchen von Niclas Füllkrug vom SV Werder Bremen bekommt ein weiteres Kapitel: Erst das Länderspieldebüt, dann die WM-Premiere und jetzt so etwas wie ein WM-Held. Denn mit seinem Tor in der 83. Minute rettete der Joker der deutschen Nationalmannschaft ein 1:1 gegen starke Spanier und lässt seine Mannschaft weiter auf den Einzug ins Achtelfinale hoffen. Dafür braucht es allerdings am Donnerstag einen Sieg gegen Costa Rica (20 Uhr).
"Jetzt auch nicht durchdrehen"
„Wir wollten unbedingt dieses Spiel ziehen. Der Punkt ist gut für das Gefühl, aber wir müssen jetzt auch nicht durchdrehen“, meinte Füllkrug direkt nach dem Spiel und wirkte dabei noch ziemlich angespannt. Von großer Freude oder Euphorie kaum eine Spur. So hatte das schon auf dem Platz ausgesehen. Aber es lag wohl an seinem totalen Fokus, den er mit aufs Spielfeld genommen hatte. Bis zur 70. Minute war er Zuschauer gewesen. Nach dem Rückstand brachte ihn Bundestrainer Hansi Flick ins Spiel. Das zahlte sich schnell aus. Endlich wurde die deutsche Mannschaft im Strafraum gefährlich. Schon nach drei Minuten hatte der Werder-Stürmer seine erste Chance.
Wenige Sekunden später übersah ihn Jamal Musiala und schoss lieber aufs Tor, was in einer Parade des spanischen Keepers Simon mündete. In der 80. Minute übernahm dann Füllkrug selbst das Kommando und dabei Musiala im Strafraum einfach den Ball weg, um die Kugel dann mit dem rechten Fuß in den Winkel zu hämmern. Ein super Tor! „Nach bester Bremer Manier“, schwärmte Ex-Werder-Profi Per Mertesacker als TV-Experte im ZDF. „Dafür ist er dabei“, freute sich Teamkollege Thomas Müller und verriet dann: „Er hat es in den letzten Tagen schon angekündigt, er hat ein tolles Selbstvertrauen. Es war ein unglaubliches Tor, er ist auch ein unglaublich geiler Typ!“
Vor einem Jahr in der 2. Liga
Vor fast einem Jahr kickte Füllkrug noch in der 2. Liga – und sein damaliger Coach Markus Anfang hätte ihn nach einer Disziplinlosigkeit am liebsten rausgeworfen. Und nun wird der Mittelstürmer vom Bundestrainer gefeiert. „Das sind die Dinge, warum er auf dem Platz ist. Er hat zehn Tore in der Bundesliga geschossen. Diese Entschlossenheit hat uns gutgetan“, meinte Flick. TV-Experte und ebenfalls Ex-Werder-Profi Sandor Wagner legte sich bereits fest: „Wir werden lange kein Länderspiel mehr sehen, ohne einen Füllkrug vorne drin.“
Der Angreifer von Werder Bremen hatte nicht nur das Tor erzielt, sondern auch eine enorme Präsenz gezeigt. Zunächst hieß es zudem, dass Füllkrug die offizielle Wahl der FIFA zum „Man oft he Match“ gewonnen hatte, doch diese Auszeichnung ging letztlich an den Spanier Alvaro Morata. Das Fußball-Märchen von Niclas Füllkrug kann dennoch weitergehen.